Der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat eine ganze Nation traumatisiert und die Region in einen neuen Krieg gestürzt. Wir blicken zurück auf das schlimmste Pogrom an Juden seit dem Holocaust.
7. Oktober 2023 | 6:29 Uhr in Israel
Es ist Simchat Tora – Juden auf der ganzen Welt feiern das Fest der Torafreude. Es sollte ein fröhlicher Tag werden. Doch an diesem Morgen reißt Raketenalarm die Menschen in Südisrael aus dem Schlaf. Solcher Alarm ist nichts Ungewöhnliches, das sind die Bewohner im Grenzgebiet zum Gazastreifen seit Jahrzehnten gewohnt. Doch irgendetwas ist dieses Mal anders. Die Menschen begeben sich in die Schutzräume ihrer Häuser und warten, denn der Alarm hört nicht auf. Sie haben keine Ahnung davon, dass dieser Tag ihr ganzes Leben verändern wird – dass die Terror-Organisation Hamas gerade das schlimmste Massaker an Juden seit dem Holocaust begonnen hat.
Nachdem Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen mehrere Tausend Raketen auf Israel abgefeuert haben, dringen bewaffnete Angreifer nach Israel ein. Mit motorisierten Gleitschirmen überfliegen sie den Grenzzaun. Es gelingt ihnen, die eigentlich gut gesicherte Anlage an mehreren Stellen zu zerstören, und dann strömen rund 1500 schwer bewaffnete Terroristen in das Land. Ihre Mission: jüdisches Leben vernichten. Al-Aksa-Flut, so heißt der von langer Hand vorbereite Großangriff, bei dem sich die Angreifer in Richtung Jerusalem vorarbeiten und dabei so viele Juden wie möglich töten sollen.
Die Terroristen dringen in die israelischen Kibbutzim nahe der Grenze zum Gazastreifen ein. Sie sind bestens vorbereitet, kennen jedes Haus und jeden Weg. Sie wissen, wo die öffentlichen Schutzbunker sind und wo sich der Raum befindet, in dem die Sicherheitskräfte ihre Waffen lagern. Ihre Informationen haben sie vor allem von Palästinensern, die in den israelischen Ortschaften gearbeitet haben.
Die Terroristen gehen kaltblütig und grausam vor: Sie dringen in die Häuser ein, zerren Menschen aus ihren Verstecken und richten ein in Israel noch nie dagewesenes Blutbad an. Sie ermorden Eltern vor ihren Kindern und Kinder vor ihren Eltern. Sie haben Zeit, denn Israel ist von diesem Angriff völlig überrascht – die Armee ist nicht in Sicht. Und so reicht es den Angreifern nicht, „nur“ zu töten – sie quälen, foltern und vergewaltigen. Sie verstümmeln ihre Opfer bis zur Unkenntlichkeit. Verbrennen ein Baby bei lebendigem Leib im Backofen. Sie werfen Granaten in Bunker, in denen die Menschen Schutz suchen, setzen Häuser in Brand und verschleppen Geiseln. Ihre brutalen Taten filmen sie mit Kameras, die sie an ihren Körpern tragen.
Nach den Terroristen kommen Zivilisten aus dem Gazastreifen nach Israel. Sie plündern die Häuser, in denen sterbende und ermordete Bewohner liegen. Sie schänden Leichen und werden selbst zu Mördern und Vergewaltigern.
Bis in die israelischen Städte Sderot und Ofakim dringen die Angreifer aus Gaza vor. Überall sind die Bewohner auf sich gestellt. Polizisten und Zivilisten – nur mit Pistolen und Messern bewaffnet – sowie einige wenige Soldaten, die gerade nicht im Dienst sind, stellen sich den schwer bewaffneten Angreifern entgegen, halten sie über Stunden in Schach – bis endlich Verstärkung eintrifft. Sie retten unzählige Leben – und viele von ihnen bezahlen diesen mutigen Einsatz mit dem eigenen Leben.
Neben den Ortschaften stürmen die Terroristen auch das Nova-Musikfestival. Hunderte junge Menschen hatten sich dort im Freien versammelt, um zu feiern und zu tanzen. Sie sind den brutalen Angreifern schutzlos ausgeliefert. Panik und Chaos brechen aus, verzweifelt und schreiend versuchen die Menschen auf dem offenen Feld zu fliehen. Doch mehr als 300 von ihnen werden ermordet. Die Terroristen vergewaltigen Frauen und Männer und verschleppen Dutzende Israelis als Geiseln in den Gazastreifen.

Später werden Teilnehmer des Festivals berichten, wie sie unter den Körpern ihrer sterbenden Freunde überlebt haben. Und noch später werden wir in den Nachrichten davon hören, wie sich Überlebende das Leben genommen haben, weil ihre Seelen den Schmerz des Erlebten nicht mehr aushalten konnten.
Erst gegen Mittag treffen Einheiten der israelischen Armee ein. Es dauert weitere Stunden, bis sie die Kontrolle über die israelischen Ortschaften erlangen. Immer wieder kommt es zu Verwirrungen, denn viele der Terroristen tragen Uniformen der israelischen Armee. Oft ist unklar, wer ist Freund, wer ist Feind?
Im Laufe des Tages treffen endlich Such- und Rettungskräfte ein. Allen voran Mitarbeiter der Hilfsorganisation ZAKA. Sie sind spezialisiert auf die Bergung von Opfern nach Terror-Anschlägen, Katastrophen und Unfällen. Die ehrenamtlichen Helfer haben es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Tropfen Blut, alle menschlichen Überreste zu bergen, um den Opfern ein würdiges Begräbnis zu ermöglichen. Am 7. Oktober stehen sie vor einer schier unlösbaren Aufgabe.

1200 Menschen wurden an diesem Tag ermordet, niedergemetzelt. Die Mitarbeiter von ZAKA werden Monate brauchen, um die verstreuten Gliedmaßen und alle Überreste einzusammeln und einem Menschen zuzuordnen. In Gesprächen berichten die Helfer unter Tränen von den Bildern, die sich in ihre Herzen eingebrannt haben, und von dem Geruch der Verwesung, den sie nicht mehr losbekommen.
Dieser Tag, der als der Schwarze Schabbat in die Geschichte eingehen wird, hat eine ganze Nation traumatisiert. Die Hamas hat mit dem 7. Oktober einen Krieg losgetreten, von dem sie wusste, dass sie ihn nicht gewinnen kann. Doch ihr Hass auf Israel ist so groß, dass sie dafür ihre eigene Zivilbevölkerung opfert, auch zwei Jahre später noch.
Es ist der längste Krieg in der Geschichte Israels und er dauert bis heute an. Zwischenzeitlich musste sich Israel an mehreren Fronten verteidigen. Es folgten Angriffe von der Hisbollah im Norden und den Huthis im Jemen – unterstützt vom Regime in Teheran, und immer wieder Terror aus dem Westjordanland. Zehntausende Israelis wurden durch diesen Krieg zu Flüchtlingen im eigenen Land.
Zwei Jahre nach dem brutalen Überfall steht Israel international isoliert da. Die Hamas hat erreicht, dass sich die Welt von Israel abwendet. Sie hat erreicht, dass der Hass auf Juden weltweit ein mehr als besorgniserregendes Ausmaß angenommen hat. Und sie hält noch immer mehr als 40 Geiseln in ihrer Gewalt.
