Nach dem tödlichen Drohnenangriff in Tel Aviv in der Nacht zum Freitag hat Israel erstmals in seiner Geschichte ein Ziel im Jemen angegriffen: Am Samstagnachmittag beschoss die Luftwaffe Ziele in der Hafenstadt Al-Hudaida. Die Armee gab der Operation den Namen „Ausgestreckter Arm“.
Bei dem Angriff nahm die Luftwaffe unter anderem ein Öldepot der Huthi-Terroristen ins Visier. Videoaufnahmen zeigten ein Flammenmeer verbunden mit massiver Rauchentwicklung. Laut jemenitischen Medien wurden bei dem Angriff drei Menschen getötet und 87 verletzt.
Komplizierte Operation
Israels Premier Benjamin Netanjahu äußerte sich in einer aufgezeichneten Videoansprache nach Ende des Schabbats zu dem Gegenschlag. Der Likud-Politiker betonte, die Hafenstadt sei Umschlagplatz für iranische Waffen, die die Huthis gegen Israel einsetzten.
Armeesprecher Daniel Hagari sprach von einem komplizierten Angriff; er zähle zu den weitreichendsten Missionen in der Geschichte der Luftwaffe. Al-Hudaida befindet sich etwa 1.800 Kilometer Luftlinie von der Südspitze Israels entfernt. Beim Schlag gegen den irakischen Kernreaktor Osirak im Jahr 1981 war eine Strecke von 1.100 Kilometern zu bewältigen.
Israel habe indes ohne Hilfe der USA gehandelt. Die Amerikaner wurden jedoch im Vorfeld über den anstehenden Angriff unterrichtet. Mindestens zwölf Flugzeuge seien zum Einsatz gekommen: Neben Kampffliegern auch Aufklärungs- und Betankungsflugzeuge.
Schlag mit Botschaft
Am Samstagnachmittag war das israelische Sicherheitskabinett zu Beratungen zusammengekommen. Laut Informationen der Nachrichtenseite „Times of Israel“ haben dabei Vertreter des Sicherheitsapparates den Politikern erklärt, dass nach dem Drohnenangriff auf Tel Aviv Zurückhaltung keine Option mehr sei.
Die Armee will den Schlag als Antwort auf die zahlreichen Angriffe der Huthis auf Israel in den vergangenen Wochen verstanden wissen. Ein Ziel sei es gewesen, Waffenlieferungen aus dem Iran zu unterbinden; zu diesem Zweck zerstörten die Kampfflieger die Hafenkräne. Außerdem habe Israel den Huthis finanziellen Schaden zufügen wollen.
Der Angriff soll außerdem eine Botschaft der Abschreckung in der Region verbreiten. „Damit all unsere Feinde wissen: Die israelische Luftwaffe wird kommen und an allen Orten angreifen, wo sie gebraucht wird“, sagte einer der Piloten, die am Angriff beteiligt waren.
Bedrohung für Schiffsverkehr hält an
Nach Angaben der Armee haben die Huthis seit dem 7. Oktober mehr als 220 Geschosse auf Israel abgefeuert. Die meisten wurden durch Israel oder durch die von den USA angeführte die Militärallianz im Roten Meer abgefangen, bevor sie in israelischen Luftraum gelangten. Bis auf den Angriff in Tel Aviv war nur ein Geschoss nach Israel eingedrungen; es schlug im März auf offenem Gebiet bei Eilat ein.
Zudem greifen die Terroristen Frachtschiffe an und stören den Schiffsverkehr empfindlich. Erst am Sonntag zerstörten die Seestreitkräfte vier unbemannte Boote. Diese hätten Truppen der Militärallianz im Roten Meer und Frachtschiffe bedroht, teilte das für die Region zuständige Zentralkommando mit. (Israelnetz)