Im Juni machten sich 21 junge Erwachsene auf den Weg nach Israel. Es war die erste Begegnungsreise von Junge Christen an der Seite Israels (JCSI) nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023. Dass in der Nacht zum 13. Juni der jüdische Staat den Iran präventiv angreifen würde, konnte niemand voraussehen. Wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diese besondere Reise erlebten, hat JCSI-Mitarbeiter Simon Schauer zusammengefasst.
Von Simon Schauer
„Diese Reise hat sich tief ins Gedächtnis eingebrannt! Eine Woche, die vermutlich niemand von uns je vergessen wird“, berichtet Daniel aufgeregt und fährt fort: „Aufgebrochen zu einer Ermutigungsreise ins gelobte Land, sind wir mit unzähligen Eindrücken und Erlebnissen zurückgekehrt, die unterschiedlicher nicht sein könnten.“ Antje und Dennis stimmen zu: „Die Mischung, auf den Spuren Jesu unterwegs zu sein und gleichzeitig Gottes erwähltem Volk zu begegnen, hat uns tief bewegt.“ Auch Julia bekundet: „Am beeindruckendsten waren die Begegnungen mit den Menschen vor Ort. Trotz herausfordernder Situation im ganzen Land war die Lebensfreude spürbar und erlebbar.“
Als wir am Pfingstsonntag gemeinsam nach Israel starteten, wusste noch niemand, wie prägend diese Reise werden würde. Fast schon eine Tradition auf unseren Reisen, erkundeten wir in den ersten Tagen den See Genezareth. „Auf und rund um den See waren wir zunächst auf den Spuren Jesu unterwegs“, erinnert sich Reiseteilnehmer Peter. „Mitten im Senf-Feld oberhalb des Sees hat die Bergpredigt für mich ein reales, greifbares Bild bekommen.“ Daniel ergänzt: „Wir bestiegen dort den Berg der Seligpreisungen und überlegten, wie wir auch heute noch Salz und Licht in dieser Welt sein können, wie es in Matthäus 5 heißt.”
„Die biblischen, historischen und geografischen Zusammenhänge wurden plötzlich greifbar“, erinnert sich Antje. „Israel bleibt komplex, aber ich durfte viel Neues lernen und verstehen. Gott hat dadurch meine Liebe für Israel weiterwachsen lassen.“ Und Rebecca erzählt berührt: „Ich durfte Gott und Jesus so intensiv spüren wie noch nie! Die Orte aus der Bibel zu sehen, war ein wahres Privileg, welches meinen Glauben um so realer macht und stärkt.“
Ein Leben zwischen Alltag und Schutzraum
So gingen die ersten Tage vorüber und nachdem wir die Festung Masada erklommen, im Toten Meer gebadet hatten und auf Kamelen durch die Wüste geritten waren, ging es weiter nach Jerusalem. Daniel erinnert sich: „Einerseits richteten wir den Blick in die Vergangenheit und durften am See Genezareth auf den Spuren Jesu wandeln, andererseits waren wir in Jerusalem, wo wir den Bogen schlugen auf das Zukünftige: Jesus, der von hier in den Himmel emporgestiegen war, wird hierher wiederkommen – welch eine Hoffnung in diesen Zeiten. Dazwischen liegt die Gegenwart. Ein Land im Krieg und eine Gesellschaft schwer gezeichnet vom 7. Oktober 2023. Wie sich ein Leben zwischen Alltag und Schutzraum anfühlt, mussten wir im zweiten Teil der Reise am eigenen Leib erleben.“

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Es war genau drei Uhr nachts, als uns der schrille Alarmton unserer Handys plötzlich weckte. Zügig gingen wir gemeinsam in den Schutzbunker unseres Jerusalemer Hotels im zweiten Untergeschoss. Dass wir auf dieser Reise einen Raketenalarm erleben würden, darauf waren wir vorbereitet. Dass aber Israel den Iran präventiv angreifen würde, darauf war keiner gefasst. Die Ungewissheit der nächsten Tage machte uns zu schaffen.
Letztendlich begann ein Krieg, der zwölf Tage dauern sollte. Dass es ein historisches Momentum war, welches wir live und vor Ort erlebten, wurde uns schnell bewusst. Aufgrund der neuen Situation mussten wir aber unser komplettes Programm umwerfen, denn Museen und die Altstadt Jerusalems waren geschlossen. So luden wir unsere israelischen Sprecher in die Hotellobby ein und machten das Beste aus der Situation „Auch wenn die Anzahl der besorgten Nachfragen aus Deutschland stieg, fühlte ich mich behütet und geborgen. Immanuel – Gott ist mit uns! Wir waren genau zum richtigen Zeitpunkt hier und durften den Menschen Trost, Mut, Gebet und Segen zusprechen“, freut sich Peter.
Sofern die Meldungen es zuließen, konnten wir kurzzeitig das Hotel verlassen und zumindest ein bisschen die Jerusalemer Neustadt erkunden und Israelis begegnen. Johanna nimmt hierauf Bezug: „Wir haben erlebt, wie der Gott Israels uns in der ersten Hälfte der Reise persönlich und stärkend begegnet ist und uns neu inspiriert und erfüllt hat, um uns in der zweiten Hälfte zu gebrauchen als Tröster für sein Volk, indem wir gemeinsam in Schutzräumen ausharrten und uns im Gebet und Lobpreis auf ihn ausrichteten.“
So erzählt auch Daniel: „Unsere Pläne wurden über den Haufen geworfen, die Straßen waren leergefegt und die Nächte wurden regelmäßig von Alarmsirenen unterbrochen. Während die Israelis darin mittlerweile fast schon Routine haben, waren viele von uns nicht nur das erste Mal in Israel, sondern auch erstmals in solch einer Lage: Raketenalarm und die Ungewissheit, was geschieht als Nächstes? Welch ein Trost, dass wir uns nicht in erster Linie auf das Raketenabwehrsystem verlassen mussten, sondern uns unter dem Schirm des Höchsten wissen. Gott gibt auf seine Kinder Acht. In diesen Momenten wurden unsere Herzen mit Hoffnung erfüllt. Und der Schutzraum mit Gebet und Lobpreis.“

An der Seite Israels
Vier Tage blieben wir noch in Jerusalem, wo es abends und nachts durchschnittlich zwei Raketenalarme gab. Israelische Apps auf unseren Smartphones informierten uns laut und deutlich, wo wir uns aufhalten durften, und ob demnächst ein Alarm zu erwarten wäre. Trotz der plötzlich neuen Situation waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefasst und zuversichtlich: „Trotz der Umstände und der Alarme habe ich mich sicherer denn je gefühlt – allein durch den Segen Gottes“, berichtet Rebecca. „Auch die Gemeinschaft hat uns gegenseitig gestärkt.“
Julia erzählt: „Ich wurde daran erinnert, dass Jesus, der Jude war, in Johannes 14,6 über sich selbst sagt: ‚Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.‘ Die Menschen und das Land Israel haben das Wort Gottes lebendig gemacht inmitten des Krieges. Das Volk Israel lebt – wirklich.“ „Viele Israelis fragten: ‚Was macht ihr hier?‘ und waren sichtbar berührt, wenn wir erklärten, dass wir als Christen aus Deutschland in dieser Zeit an der Seite Israels stehen“, fügt Dennis hinzu.
Auszug nach Ägypten
„Selbstredend war dieser Teil der Reise nicht geplant, dennoch durften wir nicht nur erleben, wie Gott uns bewahrte und wieder sicher nach Hause brachte. Sondern auch unseren Wunsch, das Volk Israel in dieser Zeit zu ermutigen, konnten wir durch unsere Anwesenheit ausdrücken. In den Begegnungen mit Christen, Juden und Muslimen konnten wir Menschen trösten und ihnen sagen: ‚Wir stehen an der Seite Israels. Am Israel Chai – das Volk Israel lebt!“, freut sich Daniel.
Da der Flughafen in Tel Aviv gesperrt war, mussten wir einen anderen Heimweg finden. So fuhren wir erst nach Eilat und überquerten dort die Grenze nach Ägypten. Von Scharm-El-Scheich flogen wir zurück nach Deutschland. Ein besonderer Dank gilt hier Gilad von unserem Reisebüro Scuba-Reisen sowie Moshe und Yaron von Keshet, die unsere Ausreise sicher organisierten.
„Wir durften erleben, was uns Moshe, unser israelischer Reiseleiter, am ersten Tag mitgegeben hat: ‚Mit Jesus müsst ihr keine Angst haben‘“, erinnert sich Johanna. „Gott kommt an sein Ziel – mit Israel und mit einem jeden von uns“, fügt Daniel hinzu.

Nach 37 Jahren wieder in Israel
Das hat auch Peter ganz persönlich erlebt, denn für ihn stand diese Reise unter besonderen Vorzeichen: Peter wurde im Land geboren und ist mit seiner deutschen Mutter als Säugling nach Deutschland ausgewandert. Seitdem war er nicht mehr in Israel. Er wusste, dass sein Vater, mit dem er keinen Kontakt hatte, vor kurzem in Jerusalem verstorben ist.
Auf welchem Friedhof sein Vater begraben ist, war Peter bekannt. Doch es wäre ihm ohne Hilfe nicht gelungen, auch das Grab zu finden. Er fasste den Mut, unseren Busfahrer zu befragen, da dieser aus Jerusalem kam. Und tatsächlich, das Unwahrscheinliche wurde wahr: Der Busfahrer konnte ihm das Grab seines Vaters zeigen. Zudem lernte Peter dort auch seine Cousins kennen: „Nach 37 Jahren kam ich das erste Mal zurück ins Land, um auch meine persönlichen Wurzeln zu entdecken. Durch Gottes Gnade und eine himmlische Begegnung durfte ich in Jerusalem einen Teil meiner ‚unbekannten‘ Familie kennenlernen! Halleluja! Our god is an awesome god!“
„Ich würde wiederkommen“
Das Lied „Our God is an Awesome God“ („Unser Gott ist ein mächtiger Gott”) hat uns über die ganze Reise begleitet. Sehr berührt und getragen hat es uns in den Momenten, als wir es aus tiefsten Herzen im Bunker proklamierten, während gleichzeitig woanders in Israel iranische Raketen einschlugen.
Daniel fand für unsere Reise die Überschrift „Bibelbunker, bittersüß“: Denn der Bunker des Jerusalemer Hotels war auch unser normaler Gruppenraum, in dem uns Dr. Tobias Krämer, Leiter Theologie und Gemeinde bei CSI, lehrte. So süß unsere ersten Erfahrungen in Israel waren, so bitter holte uns die Realität ein.
„Wir blicken auf eine reich gesegnete Zeit zurück!“, fasst Johanna zusammen. Antje und Dennis ergänzen: „Diese Reise war etwas ganz Besonderes – keinen einzigen Moment möchten wir missen. Bis hin zu den Bewahrungsmomenten im Bunker in Jerusalem, wo wir „Our God is an Awesome God“ sangen. Wir haben Israel in vielschichtigen Facetten erlebt.“ Beide hoffen bald nach Israel zurückzukehren und „ermutigen jeden, sich selbst auf die Reise zu machen!“ Dem pflichtet auch Jana bei: „Selbst wenn ich wüsste, dass die nächste Reise wieder genauso werden würde, inklusive Raketenalarmen, ich würde wiederkommen.“
Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 142. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.