Es ist nicht nur die aktuelle Jahreszeit, die das Gefühl von Dunkelheit vermittelt – es ist auch der Blick in unsere Welt und insbesondere auf Israel. Doch selbst in Finsternis gibt es Grund zur Hoffnung, wie Pfarrer Henk Poot im folgenden Text darlegt.
Von Pfarrer Henk Poot, Übersetzung Marie-Louise Weissenböck
„Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und tiefes Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und es ziehen Nationen zu deinem Licht hin und Könige zu dem Glanz, der über dir aufgeht.“ (Jesaja 60,2-3)
Letztlich wird die Dunkelheit die Erde bedecken. Und tatsächlich, die Dunkelheit ist bereits angebrochen. Ein Geist der Gottlosigkeit weht durch die Welt. Bei uns im Westen ist der Name Gottes aus dem öffentlichen Leben verbannt worden. Die Menschen irren ohne Verbindung zu ihrem Schöpfer durch die Welt und wissen nicht, wohin sie gehen. Manche wissen nicht einmal mehr, wer sie sind.
Sehnsucht nach dem Morgen
Paulus schreibt zu Beginn seines Briefes an Rom: „Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.“ (Römer 1,21) Und in dieser Finsternis entbrannten Hass und Feindschaft gegen das Volk Gottes.
Es ist sogar so weit gekommen, dass die Vereinten Nationen Jerusalem wie einen lästigen Stein, einen Stein des Anstoßes, hochheben. Die Menschen ziehen die Lüge, und sei sie noch so offensichtlich, der Wahrheit vor. Sogar Kirchen proklamieren, dass das Erbe des Herrn zerbrochen werden muss, um den Weltfrieden zu erreichen. Das erinnert mich an Psalm 130, an die Sehnsucht nach der Morgendämmerung, die die Kinder Gottes mitten in der Nacht haben. „Meine Seele harrt auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen, mehr als die Wächter auf den Morgen.“ (Psalm 130,6) Der Morgen wird kommen, das ist gewiss. So wahr Gott lebt.
„Blast das Horn auf Zion“
Im Herbst feierte das jüdische Volk das Neujahrsfest Rosch HaSchana. Bis zu einhundert Mal wird das Schofarhorn an diesem Tag geblasen. Als Zeichen dafür, dass wir Menschen Geschöpfe Gottes sind. Aber auch als Alarmruf, dass Israel von Feinden umgeben ist und auf Gott vertrauen muss. Das Horn wird geblasen, um daran zu erinnern, dass Gott seinen Verheißungen treu ist und dass der Herr barmherzig und gnädig ist, geduldig und von großer Güte (Psalm 103,8). Und dass er der Richter über die ganze Erde ist (Psalm 75,8).
Deswegen sagt der Herr, dass Rosch HaSchana ein Tag des Jubels und der Freude und ein Tag voller Hoffnung sein soll. In Joel 2 ruft Gott auf: „Blast das Horn auf Zion (…)“ (Joel 2,1a). Und er fährt fort: „Denn es kommt der Tag des HERRN, ja er ist nahe; ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wetterdunkels.“
Es ist ein Tag, an dem nicht einmal das Licht des Mondes zu sehen ist, so dunkel ist es. „Blast das Horn auf Zion, heiligt ein Fasten, ruft einen Feiertag aus!“ (Joel 2,15) „Die Priester, die Diener des HERRN, sollen weinen zwischen Vorhalle und Altar und sagen: HERR, blicke mitleidig auf dein Volk und gib nicht dein Erbteil der Verhöhnung preis, sodass die Nationen über sie spotten! Wozu soll man unter den Völkern sagen: Wo ist ihr Gott?“
Die Herrlichkeit Gottes
Die Dunkelheit ist nicht das Ende. Deshalb spricht Jesaja davon, dass das Licht durchbricht und die Herrlichkeit des Herrn über Israel zu sehen sein wird. Über Israel wird Gottes Herrlichkeit erscheinen und Nationen werden zu dem Licht ziehen, das Gott über seinem Volk aufstrahlen lassen wird.
Wir wissen, dass das nicht Israels Verdienst sein wird. Es wird geschehen, wenn der Messias kommt, voller Herrlichkeit, voller Gnade und Wahrheit. Wenn er erscheint, wird das Schofar zum letzten Mal ertönen. Das ist auch die Botschaft des kommenden Laubhüttenfestes, des Festes der Vollendung, wenn seine Füße auf dem Ölberg stehen werden und die Völker der Welt nach Jerusalem kommen, um den Herrn anzubeten. Wenn Frieden für Jerusalem und für die ganze Welt anbrechen wird (Jesaja 2,1-5).
Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 139. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.