Für die Überlebenden des Holocaust – Blumen von den Deutschen

Für die Überlebenden des Holocaust – Blumen von den Deutschen

alte Dame mit Blumenstrauß
Holocaust-Überlebenden einen Lebensabend in Würde ermöglichen – ein Schwerpunkt von CSI in diesem Jahr. Foto: CSI

Holocaust-Überlebenden nach unserer katastrophalen deutschen Geschichte Trost zu spenden, steckt von Anfang an in der DNA von Christen an der Seite Israels. Seit Jahrzehnten sind wir mit unseren Projektpartnern dabei, die Überlebenden praktisch zu unterstützen und emotional zu begleiten, um ihnen ein Stück Würde zurückzugeben. Und doch ist noch nicht alles gesagt, was es braucht, und nicht alles getan, was getan werden kann.

Ein Kommentar von Anemone Rüger

Dank Spenden an CSI erhalten Schoah-Überlebende die Möglichkeit, sich in einem gut betreuten Rahmen zu treffen, ihre Erinnerungen zu verarbeiten und an die nächste Generation weiterzugeben; sie machen Ausflüge, begehen Gedenktage und feiern die jüdischen Feste zusammen. Vor einigen Monaten haben wir in Israel Chanah kennengelernt – in einem blühenden Kibbutz mitten in der Negev-Wüste. Chanah ist 95, steht jeden Morgen um fünf Uhr auf und geht um sechs Uhr in die Kibbutz-Fabrik Dichtungen herstellen. „Irgendjemand muss ja die Arbeit machen!“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Chanah musste sich als kleines Mädchen in der Ukraine vor den Deutschen verstecken. Als das Geld zu Ende war, gab es kein Essen mehr von den Nachbarn. Die Mutter verhungerte im Keller; Chanah blieb mit ihrer Schwester allein zurück. Botschafter der zionistischen Bewegung aus dem damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina fanden die beiden Schwestern und brachten sie kurz nach dem Krieg mit einem Schiff voll jüdischer Waisenkinder nach Israel.

Wir hatten Chanah einen schönen Blumenstrauß mitgebracht – und unsere Herzen, unsere Zeit, eine Umarmung. Mehr war es nicht. Wie viele Herzen können wir noch verbinden? Wie wir später erfuhren, schaute Chanah kurz darauf bei unserer Kontaktperson Jelena vorbei, um ihr unter Tränen zu sagen: „Jelena, ich habe zum ersten Mal in meinem Leben von Deutschen Blumen bekommen!“ Chanah hat es im ganzen Kibbutz erzählt.

Rote Rosen für die Überlebenden

Ich kann diese Begegnung nicht vergessen. Wie viele solcher Chanahs gibt es noch? Wie viele Herzen können wir noch verbinden in den wenigen Jahren, die uns bleiben? Auch in Deutschland gibt es vereinzelt noch Holocaust-Überlebende – eine hier, einen da. Überlebende, die erneut nicht wissen, wie sicher sie inmitten der von ihnen so verehrten „Kulturnation“ sind. In der Ukraine sind es schon mehr: zehn hier, einhundert da. Eine Stadt nach der anderen wird von russischen Raketen getroffen und zerstört. Die Überlebenden, die jetzt noch da sind, bleiben auch. Für mehr reicht die Kraft nicht.

In Israel haben die meisten nach dem Krieg neu angefangen: eintausend hier, zweitausend da. Sie leben in einer existenziellen Bedrohung, die es so seit der Schoah nicht gab. Mehr als 2000 Holocaust-Überlebende mussten im Oktober 2023 in ihrem eigenen Land vor den Horden der Hamas-Terroristen fliehen, die sich die Auslöschung des jüdischen Staates auf die Fahnen geschrieben haben.

Blumenkränze auf Gräbern sind wichtig, um die Toten zu würdigen. Betroffene Worte zum Gedenktag der Auschwitz-Befreiung am 27. Januar sind wichtig, um das Andenken der ermordeten Juden Europas zu ehren. Aber wenn es beim Gedenken an die Toten bleibt, ist unsere Reue eine Farce. Wahre Umkehr muss eine spürbare Auswirkung haben.

Ich habe einen Traum. Noch einmal ein Blumenstrauß für jeden Holocaust-Überlebenden. Für sie soll’s rote Rosen regnen. Und das Bekenntnis, von uns Deutschen an die Juden von heute: „AM ISRAEL CHAI!“ Das Volk Israel lebt, und es soll leben! Ohne Wenn und Aber!

Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 140. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.

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