Mit einer Rekordbeteiligung ist der diesjährige Israelkongress auf dem Schönblick zu Ende gegangen. In Vorträgen, Diskussionen und Seminaren ging es um das Volk und das Land Israel auf biblischer, politischer und gesellschaftlicher Ebene. Zunehmender Antisemitismus und die Bedrohung Israels bereiten Sorgen, doch es gibt auch Grund für Zuversicht und Hoffnung.
Von David Kissling, Junge Christen an der Seite Israels (JCSI)
Mit mehr als 800 Teilnehmern aus dem deutschsprachigen Raum war der diesjährige Israelkongress im Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd nicht nur der größte pro-israelische christliche Kongress in in diesem Jahr in Deutschland, sondern auch ein Beleg für die Aktualität und Brisanz des Themas. Die von Christen an der Seite Israels (CSI) mitveranstaltete Konferenz zum Thema „Land der Zukunft – Land der Hoffnung“ fand vom 19. bis 22. September statt. Zahlreiche Sprecher und Gäste aus Deutschland und Israel waren zugegen und verschiedene Israel- und Hilfswerke mit Info-Ständen vertreten.
Bei der Eröffnungsveranstaltung am Donnerstagabend zitierte der Badische Landesrabbiner Moshe Flomenmann in seinem Grußwort den ehemaligen britischen Rabbiner Jonathan Sacks mit den Worten: „Antisemitismus beginnt immer bei den Juden, aber er hört nie bei ihnen auf.“ Er betonte, wer „zu Israel steht, tut es nicht für Israel, sondern für sich selbst.“
Der israelische Jurist Calev Myers sah in den Worten des Propheten Sacharja viele Verbindungen zur gegenwärtigen Situation in Israel und Umgebung. Eindrücklich und spannend war seine metaphorische Auslegung der bekannten Stelle aus Sacharja 9,9. Hierbei verglich er den Esel, der den König der Gerechtigkeit und der Hilfe nach Jerusalem trägt, mit den vielen Christen, die Israel lieben und sich an verschiedenen Stellen dafür einsetzten, dass Israel Hilfe und Gerechtigkeit zuteilwird.
Zunehmender Judenhass
Im anschließenden Podiumsgespräch der Leiter verschiedener Israelwerke zu der Frage, wie sich die Situation seit dem 7. Oktober 2023 verändert hat, gab es trotz der unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkte ähnliche Erfahrungen. Die jeweiligen Herausforderungen, die zwar vorher schon existierten, seien um ein Vielfaches mehr geworden, insbesondere die Erfahrung von Judenhass auf verschiedenen Ebenen.
Der CSI-Vorstandsvorsitzende Luca-Elias Hezel wurde hierbei deutlich: „Es kann nicht sein, dass Juden allein gegen Antisemitismus kämpfen müssen, wir müssen das tun!“ Er berichtete von einem Arbeitszweig von CSI, bei dem israelischen Terroropfern Erholungsurlaub in Deutschland ermöglicht wird. Im Anschluss meldeten sich viele Teilnehmer, die dieses Hilfsprogramm zum Beispiel als Gastfamilie unterstützen wollen.
Zeichen der Hoffnung
Der Freitagmorgen begann mit einer Bibelarbeit des Theologen Jacob Thiessen von der STH Basel. Er zeigte anhand biblischer Texte, dass die Verheißung des Landes Israel Teil des ewigen Bundes Gottes mit Abraham ist, an der Gott trotz aller Widrigkeiten festhält.
Hoffnung machte auch eine Bestandsaufnahme zur israelischen Wirtschaft, welche Dr. Ansgar Niehoff, Leiter von CSI Business, präsentierte. Prognosen sagen trotz kriegsbedingten Einbrüchen, beispielsweise im Bereich Tourismus, ein stetiges Wachstum voraus. Gründe hierfür sind unter anderem ein steigendes Handelsvolumen zwischen Israel und den Vereinigtes Arabischen Emiraten sowie das Wachstum in den High-Tech- und Startup-Branchen.
Land für Frieden?
Beim Thema „Land für Frieden“ zog Josias Terschüren, Leiter des Bereiches Politik und Gesellschaft bei CSI, eine Linie von biblischer Zeit bis heute. Seit der Zerstörung Jerusalems im sechsten Jahrhundert vor Christus würde die jeweilige Weltmacht über Israel und Jerusalem entscheiden. Die Bibel spreche hierbei von „der Zeit der Heiden“. Diese hätten vom Edikt von Kyrus im sechsten Jahrhundert vor Christus bis in die Gegenwart hinein dem jüdischen Volk ein legitimes Recht am Land Israel zugesichert, so zum Beispiel in den Verträgen von San Remo im Jahr 1922.
Der Theologe Johannes Gerloff bekräftigte aus biblischer Sicht, dass das Land „dem einen, wahren, lebendigen Gott gehört. Er möchte, dass Israel es verwaltet und dafür Verantwortung übernimmt.“ In der Formel „Land für Frieden“ sieht er im Gegensatz zu Josias Terschüren nicht das Thema verfehlt, sondern die Realität. Wann immer diese Idee zur Anwendung kam und Israel Land abgegeben hätte, hätte es nicht Frieden bekommen, sondern Terror und Raketen. Beide waren sich einige, dass „Land für Frieden“, ähnlich wie „Geld für Liebe“, unmoralisch sei und die Gleichung „Gleiches mit Gleichem“, besser „Frieden für Frieden“ heißen müsse.
Die junge Generation für Israel gewinnen
Am Samstag sprach der messianische Lehrer Ariel Blumenthal zum Thema „Haben wir eine gemeinsame Hoffnung?“ Die Leitung des Kongresses und die „älteren Seminarteilnehmer“ forderte er auf, sich um die nächste Generation zu bemühen, um sie für das Thema Israel zu gewinnen.
Dieser Appell trug bereits am selben Abend erste Früchte, als Programmleiter Daniel Funk die Einrichtung eines Art-Fonds verkündete, der dazu dienen sollte, Geld zu sammeln, um einhundert jungen Menschen die kostenfreie Teilnahme am nächsten Israelkongress zu ermöglichen. Zum Ende des Kongresses wurden bereits Beiträge für dreißig Teilnehmer zugesagt.
Immer wieder berichteten Israelwerke von Hilfs- und Versöhnungsprojekten in Israel, die sich unter schwierigen Bedingungen behaupten müssen. So erzählte Susanne Wustl, Geschäftsführerin des Hilfswerkes Phillipusdienst, von ihren Kontakten zu den verbleibenden Christen in Gaza, welche durch die Organisation mit Lebensmitteln versorgt werden konnten. Sie berichtete von Sommercamps in Jerusalem, bei denen traumatisierte Waisenkinder aus dem Gazastreifen die Liebe Jesu erfahren sollten. Sie bat dafür zu beten, dass die Menschen in Gaza zum Glauben an Jesus finden.
Seminare und kulturelle Highlights
Die sehr gut besuchten Seminare an den Nachmittagen luden zur Vertiefung verschiedener Themen rund um Israel ein. Von CSI wurden Seminare zu verschiedenen Themen angeboten, beispielsweise „Wirtschaftswunder Israel“ (Ansgar Niehoff), „US-israelische Beziehungen” (Josias Terschüren) sowie „Westjordanland” (JCSI-Mitarbeiter Simon Schauer).
Neben den inhaltlichen Programmpunkten und den vielen Möglichkeiten zur Begegnung kamen auch kulturelle Leckerbissen nicht zu kurz. Eine Schabbat-Feier unter der Leitung des messianisch-jüdischen Pastors Benjamin Berger, Tanzeinlagen einer Jugendtanzgruppe aus Stuttgart, Lobpreissessions mit einer Mischung aus deutschen, englischen und hebräischen Liedern sowie der kraftvolle Auftritt der Band Solu aus Israel waren besondere Höhepunkte. Auch nahm man sich immer wieder Zeit zum gemeinsamen Gebet für Israel und die Lage im Nahen Osten.
Hoffnungsvolles Fazit
Der Kongress schloss am Sonntag mit einem Gottesdienst. Dr. Tobias Krämer, Leiter des CSI-Bereichs Theologie und Gemeinde, erinnerte in seiner Predigt zu Jeremia 29,11-14 daran, dass Gott mit seinem Volk nie Schluss gemacht hat. Selbst während der schweren Erfahrungen des babylonischen Exils empfing Israel „Heilsverheißungen in einer Dimension, wie man sie sich nicht vorstellen kann“.
Er betonte, dass „unser Platz als Christen in allem Freud und Leid an der Seite Israels sein muss“ und kam zu dem Schluss, der so auch für den gesamten Kongress stehen kann: „Natürlich hat Israel Zukunft, denn Gott bringt sein Volk zum Ziel”.