Israelkongress: „Das Heil für Israel wird immer gelten“

Israelkongress: „Das Heil für Israel wird immer gelten“

Tobias Krämer predigt auf dem Israelkongress
Tobias Krämer befasste sich in seiner Predigt mit dem Propheten Jeremia. Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen

Auf dem Israelkongress in Schwäbisch Gmünd steht trotz des Krieges die Hoffnung im Vordergrund. Es geht auch um konkrete Hilfe für Christen im Gazastreifen.

Wenn eine „Zwei-Staaten-Lösung“ käme, wäre sie nur ein Konstrukt auf Zeit. Diese Ansicht äußerte der Pfarrer Tobias Krämer am Sonntag im Abschlussgottesdienst des Israelkongresses in Schwäbisch Gmünd. „Der Messias wird die Ordnung Gottes aufrichten, und die sieht anders aus.“

In seiner Predigt befasste sich der Mitarbeiter der Organisation „Christen an der Seite Israels“ (CSI) mit Jeremia 29,11–14. Er stellte fest, dass im Moment, in dem das babylonische Exil beginnt, die Prophetie eine andere Richtung erhalte. Auf Unheilsankündigungen folgten „Heilsverheißungen in einer Dimension, wie man sie sich nicht vorstellen kann“: Das Heil für Israel wird immer gelten. Gott hat mit Israel nicht Schluss gemacht. „Sie sollen mein Volk sein und ich will mein Gott sein“ sei eine Fomel für das Ende der Geschichte – selbst wenn Israel vorher noch einmal vernichtet werden sollte, was hoffentlich nicht geschehen werde. „Dann würden die Juden uns brauchen wie nie zuvor.“

Der Kongress von Donnerstag bis Sonntag stand unter dem Titel: „Land der Zukunft – Land der Hoffnung“. Die Organisatoren hatten das Thema nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober und dem Ausbruch des Krieges bewusst nicht geändert. Krämer kam zu dem Schluss: „Natürlich hat Israel Zukunft. Denn Gott bringt sein Volk zum Ziel.“

Der eine neue Mensch

Ein großes Thema auf dem Kongress im Christlichen Gästehaus Schönblick war die Frage, ob messianische Juden und Christen aus den Nationen eine gemeinsame Zukunft hätten. Der Leiter einer messianisch-jüdischen Gemeinde in Jerusalem, Benjamin Berger, bejahte dies und zog dafür Epheser 2,11ff. heran. Dort schreibt Paulus, dass Gott Menschen aus der Völkergemeinschaft durch Jesus in die Gemeinschaft Israels aufnehme.

„Er hat aus beiden eins gemacht.“ Der Treffpunkt sei der „neue Mensch“ – diesen Begriff verwendet Paulus im Epheserbrief und meint damit einen Menschen, der nicht mehr „weltlichen Dingen“ nachgeht. Treffpunkt dieser Gemeinschaft erneuerter Menschen sei der Geburtsort der Gemeinde , also Jerusalem. „Juden reden vom Dritten Tempel. Aber es gibt einen Tempel, den Gott aufbauen will, und das ist der Tempel aus lebendigen Steinen.“

Ariel Blumenthal ist theologischer Lehrer einer messianischen Gemeinde in Jerusalem. Er sagte, es gebe ein „Wir“ in Gott. Der eine neue Mensch bedeute, dass jüdische und nichtjüdische Gläubige gemeinsam Anteil am Erbe und volles Bürgerrecht hätten (Epheser 3,6).

In einer weiteren Bibelarbeit thematisierte Jacob Thiessen „Die Wiederherstellung Israels und Jerusalems durch den kommenden Erlöser bei Jesaja“. Der Rektor der universitären theologischen Hochschule STH Basel sprach unter anderem über die Verheißung vom Welterlöser, der Jerusalem wiederherstellen werde (Jesaja 49,8.19). Diese sei zuerst auf Jerusalem und Israel im physischen Sinn bezogen. Israel werde nach Jesaja 19,24 ein Segen inmitten der Erde sein. „Die wunderbaren Verheißungen Gottes haben wir schon. Und wir sind gespannt, wie Gott handeln wird“, sagte der Neutestamentler.

„Land für Frieden ist unmoralisch“

Mit der verbreiteten Gleichung „Land für Frieden“ setzten sich zwei Impulsreferate auseinander. Der CSI-Politikberater Josias Terschüren bezeichnete den 7. Oktober als „Auftakt zur Vernichtung des jüdischen Volkes“. Ziel sei es, einen Keil in die israelische Gesellschaft sowie zwischen Israel und Amerika zu treiben. Denn wie in der Geschichte, so entscheide auch heute die jeweilige Weltmacht über Israel und Jerusalem.

Während der persischen Zeit, die in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Christus begann, habe Kyros in der damaligen Welthauptstadt Susa verfügt, dass die Juden aus dem Exil nach Jerusalem zurückkehren dürfen. Das sei ebenso in Vergessenheit geraten wie das Mandat von San Remo aus dem Jahr 1922. Das Palästina-Mandat war laut Erklärung des Völkerbundes „zugunsten der Errichtung einer nationalen Heimstatt für das jüdische Volk in Palästina“ gedacht. Eine Aufteilung des Gebietes war nicht vorgesehen, jüdisches Siedeln sollte gefördert werden.

Der Theologe Johannes Gerloff hält „Land für Frieden“ für ebenso unmoralisch wie die Gleichung „Geld für Liebe“. Außerdem habe sie noch nie funktioniert – auch nicht, „als man Adolf Hitler die Tschechoslowakei gab“. Aus allen Gebieten, aus denen sich Israel zurückgezogen habe, sei es mit Raketen beschossen worden. „Das Land gehört dem wahren, lebendigen Gott. Er möchte, dass Israel es verwaltet.“

„Das Land gehört dem Allmächtigen“

In einem Podiumsgespräch zitierte Katja Tsafrir vom Jüdischen Nationalfonds den mittelalterlichen Bibelausleger Raschi: „Das Land gehört dem Allmächtigen, und der Allmächtige hat es uns treuhänderisch anvertraut.“ Der messianisch-jüdische Jurist Calev Myers wies darauf hin, dass von 350 Millionen Muslimen in Nahost 1,2 Millionen in einer Demokratie lebten – nämlich in Israel. Die Islamwissenschaftlerin Carmen Shamsianpur, die Mitglied der Israelnetz-Redaktion ist, merkte an, dass Israel vor der Staatsgründung das „Go“ von den Vereinten Nationen abgewartet habe.

Gemeindeleiter Berger bezeichnete in einem zweiten Podiumsgespräch die „Zwei-Staaten-Lösung“ als „Illusion“. Sacharja 9 beschreibe eine Ein-Staat-Lösung: „Die Palästinenser werden dem Gott Israels dienen.“ Die Münchener Pastorin Ruth-Andrea Möller sagte, ihre persönliche Heldin in der Ruth-Geschichte sei Naomi. Sie habe für Ruth den Gott Israels widergespiegelt. Hier stelle sich die Frage: „Wie sehen die Menschen in mir Gott?“

Der Theologische Referent der Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (amzi), Jurek Schulz, erinnerte daran, dass es einst christliche Klöster im Gazastreifen gegeben habe. Mit der Islamisierung im 7. Jahrhundert habe sich eine radikale Umkehr ereignet, das byzantinische Christentum sei vernichtet worden.

Hoffnungsvolle wirtschaftliche Prognose

Die Frage der wirtschaftlichen Zukunft Israels angesichts des Krieges erörterte Ansgar Niehoff von CSI Business. Trotz der damit verbundenen Einbrüche, etwa im Tourismus, böten Prognosen Anlass zur Hoffnung. So sagten Experten von 2025 bis 2029 ein stetiges Wachstum voraus. Und das Handelsvolumen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten könne von 3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 1 Billion US-Dollar im Jahr 2030 steigen.

An dem Kongress nahmen mehr als 800 Menschen teil, denen Israel am Herzen liegt. So prägte auch das gemeinsame Gebet für den jüdischen Staat und seine Nachbarn die Konferenz. Eine Tanzgruppe interpretierte unter anderem das Lied „Hevenu Schalom Alejchem“ (Wir bringen Frieden euch allen). Zudem gab es eine Feier zum Beginn des Schabbat, gesungenes Lob Gottes auf Deutsch, Englisch und Hebräisch sowie ein Konzert der israelischen Band „Solu Israel“.

Hoffnungsvolles wusste Susanne Wustl vom Philippus-Dienst zu berichten, der sich für Versöhnung in Israel einsetzt. Arabische Christen in Israel versorgten ihre Glaubensgenossen im Gazastreifen mit Lebensmitteln, erzählte Wustl. Es gehe um etwa 800 griechisch-orthodoxe, römisch-katholische und baptistische Christen, die in den Kirchengebäuden der orthodoxen und der katholischen Gemeinde untergekommen sind. Es sei gelungen, Organisationen zu finden, die Lebensmittel im Gazastreifen kauften und an die Christen weitergäben.

Als 100 Waisenkinder aus dem Gazastreifen nach Bethlehem evakuiert wurden, veranstaltete die arabische „Alliance Church“ in Jerusalem zwei Sommercamps für die traumatisierten Jungen und Mädchen. „20 junge Volontäre brachten ihnen die Liebe Christi nahe.“ Vor dem Camp waren die palästinensischen Kinder demnach sehr schlecht auf alles Christliche zu sprechen. Danach sagten sie, sie hätten noch nie soviel Liebe erfahren. Das Projekt geht weiter.

Veranstalter des Israelkongresses auf dem Schönblick waren amzi, CSI, „Evangeliumsdienst für Israel“ (edi), die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem (ICEJ) und Israelnetz. Die nächste Konferenz ist für 2026 geplant. (Israelnetz | Elisabeth Hausen)

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