Israel war in diesem Jahr mit absurden Verkehrungen der Wirklichkeit konfrontiert. Umso wichtiger bleibt der Rückgriff auf das Prinzip der Abschreckung.
Ein bleibender Makel der großen Kirchen ist es, dass sie erst nach dem Holocaust mit einem christlich-jüdischen Dialog begonnen haben. Erst dieses Menschheitsverbrechen bewegte die maßgeblichen christlichen Theologen dazu, das Verhältnis zum Judentum zu überdenken. Die katholische Kirche legte 1965 mit der Erklärung „Nostra Aetate“ (In unserer Zeit) einen Meilenstein vor: Sie betonte unter anderem die jüdische Herkunft Jesu und ächtete Versuche, „den Juden“ den Tod Jesu zur Last zu legen.
Quasi mit einem Handstreich hat Papst Franziskus diese Vorstöße rückabgewickelt. In der Vorweihnachtszeit präsentierte er eine Skulptur, die das Jesuskind in der Krippe liegend auf einem Palästinenserschal zeigt – also mit dem Symbol palästinensischer Terroristen, die wie Jasser Arafat die jüdische Verbindung zum Land Israel leugnen und den Staat Israel vernichten wollen.
Damit spricht der Papst Jesus nicht nur die jüdische Herkunft Jesu ab, sondern legt ihn auch in eine Tradition, die terroristisch gegen Juden vorgeht. Bösartiger geht es kaum. Abgesehen davon suggeriert er, dass es schon zur Zeitenwende Palästinenser gab. Erst nach heftiger Kritik reagierte der Vatikan, entfernte aber nicht nur den Palästinenserschal, sondern gleich die ganze Krippe mitsamt Jesus.
Verkehrungen ins Gegenteil
Diese Verkehrung historischer und theologischer Wahrheiten von einer hohen christlichen Stelle passt zu diesem Jahr, in dem es routinemäßig zu derartigen Perversionen kam: Der Vorwurf des Genozids gegen ein Volk, das einem Genozidversuch ausgesetzt ist; die Vorwürfe, es im Krieg auf Zivilisten abzusehen, obwohl der Feind es ist, der genau dies beabsichtigt – während Israel humanitäre Hilfe fördert; der damit verbundene Missbrauch des internationalen Rechtssystems; die politische Belohnung von Terrorismus.
In dieser Welt des Wahnsinns tat Israel gut daran, nicht auf die Stimmen aus der „internationalen Gemeinschaft“ zu hören, die etwa nach Frieden rufen, aber doch nur eine Atempause für Terroristen meinen. Nur so konnte sich der jüdische Staat behaupten, nur so steht er nun in der Region stärker da als zuvor: Der Erzfeind Iran ist zwar immer noch eine Bedrohung, aber geschwächt, ebenso wie dessen Ableger Hamas und Hisbollah.
Abschreckung tut not
Dieses Jahr der Verkehrungen hat deutlich wie nie gezeigt, dass Israel mit Obsessionen konfrontiert ist, bei denen kein Dialog, keine Diplomatie hilft, sondern nur das Prinzip der Abschreckung. Dies gilt auch für die Zukunft: Syrien ist nach dem Fall des Al-Assad-Regimes eine große Unbekannte. Und die Türkei, unter Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zunehmend anti-israelisch eingestellt, wird wohl dank seiner gut aufgestellten Rüstungsindustrie an militärischer Stärke gewinnen.
Die Episode mit der Krippe im Vatikan zeigt indes, dass auch eine Tradition des Umdenkens wenig dabei hilft, die Verkehrungen der Gegenwart zu erkennen und anzuprangern. Die Lehre für Israel ist, sich nicht auf das Wohlwollen der anderen, sondern auf die eigene Abschreckung zu verlassen. Diese Weihnachtsbotschaft aus dem Vatikan darf sich der jüdische Staat gerne zu Herzen nehmen. (Israelnetz | Daniel Frick)