377 Tage nach dem Terrormassaker vom 7. Oktober hat die israelische Armee den Hauptverantwortlichen und Hamas-Chef Jahja Sinwar bei einem Einsatz im Gazastreifen getötet. Die Hisbollah droht deswegen mit Eskalation.
„Eliminiert: Jahja Sinwar“. Mit diesem Post auf X gab die israelische Armee den Tod von Jahja Sinwar am Donnerstagabend bekannt. Zuvor hatten israelische Medien bereits über den Tod des Hamas-Chefs spekuliert. In den sozialen Netzwerken kursierten Bilder, die die Leiche des 62-Jährigen zeigen sollten.
Israels Außenminister Israel Katz (Likud) erklärte am Abend: „Massenmörder Jahja Sinwar, der für das Massaker und die Gräueltaten vom 7. Oktober verantwortlich war“, sei bei einem Einsatz des Militärs im Gazastreifen getötet worden. Der Tod Sinwars „ist eine große militärische Errungenschaft für Israel und ein Sieg für die ganze freie Welt gegenüber der Achse des Bösen des radikalen Islam, die vom Iran angeführt wird“. Zudem äußerte er die Hoffnung, dass nun die Freilassung der israelischen Geiseln nähergekommen sei.
Tötung ein Zufall?
Am Donnerstagnachmittag hatte die Armee mitgeteilt, dass bei einem Einsatz drei Terroristen getötet worden seien. Nachdem den Soldaten bei einem der Toten eine gewisse Ähnlichkeit zu Sinwar aufgefallen war, wurde ein DNA-Test zur Überprüfung durchgeführt. Da Sinwar bereits in der Vergangenheit in israelischer Haft saß, verfügten die israelischen Behörden über entsprechende Proben.
Wie das US-Portal „Axios“ berichtet, seien Soldaten, die auf Patrouille in Rafah waren, auf drei bewaffnete Männer gestoßen und hätten daraufhin das Feuer eröffnet. Das Portal will außerdem von hochrangigen israelischen Beamten erfahren haben, dass dieser Zusammenstoß eher zufällig passierte und nicht auf Geheimdienstinformationen beruhte. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung hat die Armee allerdings bereits in den vergangenen Tagen die Patrouillen in Rafah erhöht, weil sie dort hochrangige Hamas-Mitglieder vermutete.
Netanjahu mit Botschaft an Hamas-Mitglieder
In einer Videobotschaft erklärte Israels Premier Benjamin Netanjahu, dass Sinwar das „pure Böse“ war. Allerdings bedeute der Tod Sinwars nicht das Ende des Krieges in Gaza, vielmehr sei jetzt der „Anfang vom Ende“ eingeläutet. Und an die Mitglieder der Hamas gerichtet sagte Netanjahu: „Israel wird alles unternehmen, um die Geiseln nach Hause zu bringen.“ Wer die Waffen niederlege und die Geiseln freilasse, dem garantiere er Sicherheit. Wer allerdings weiterkämpft und sich an den Geiseln vergreift, der werde dafür zur Rechenschaft gezogen.
Westliche Politiker zeigten sich in ersten Stellungnahmen ebenfalls erleichtert über den Tod Sinwars. US-Präsident Joe Biden (Demokraten), der gerade zum Arbeitsbesuch in Deutschland ist, sprach von einem guten Tag für Israel. Er verglich den Tod Sinwars mit der Tötung des Al-Qaida-Führers Osama Bin Laden. Biden kündigte zudem Gespräche mit Netanjahu an, um alle Geiseln zu befreien und den Krieg zu beenden.
In einer schriftlichen Erklärung des Auswärtigen Amtes ließ Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mitteilen, dass die Hamas nun „sofort“ alle Geiseln freilassen und die Waffen niederlegen müsse. NATO-Generalsekretär Mark Rutte sagte über Sinwar: „Ich persönlich werde ihn nicht vermissen.“
Hisbollah droht mit Eskalation
Die Hisbollah wiederum kündigte „den Übergang zu einer neuen und eskalierenden Phase in der Konfrontation“ an. So wolle man nun auch Israel mit „präzisionsgelenkten Raketen“ beschießen. Und auch der Iran kündigte einen Fortgang des Krieges an. (Israelnetz)