Operation „Volk wie ein Löwe“: Israel startet Großangriff auf Ziele im Iran

Operation „Volk wie ein Löwe“: Israel startet Großangriff auf Ziele im Iran

Israelische Kampfflieger stehen in Reih und Glied vor dem Start in Richtung Iran. Foto: Israel Defense Forces

In mehreren Angriffswellen nimmt Israel Nuklear- und Raketenanlagen im Iran ins Visier. Der Iran kündigt eine „schwere Bestrafung“ an.

Oft spekulierten Experten über das Szenario, nun ist es Wirklichkeit geworden: Die israelische Armee hat in der Nacht zum Freitag mehrere Ziele im Iran attackiert. Die Angriffe galten Nuklearanlagen und Militärzielen. Die Armee bestätigte um kurz nach 8 Uhr Ortszeit, dass dabei der Befehlshaber der Revolutionsgarde, Hossein Salami, sowie Armeechef Mohammed Bagheri getötet wurden. Zuvor hatten iranische Medien über deren Tötung berichtet.

Bei den ersten Angriffswellen seien mehr als 200 Flugzeuge der Luftwaffe im Einsatz gewesen, teilte die Armee weiter mit. Diese hätten mehr als 100 Ziele ins Visier genommen.

Laut Berichten aktivierte der Auslandsgeheimdienst Mossad einen geheimen Drohnenstützpunkt innerhalb des Iran, um die Rampen für Boden-Boden-Raketen zu zerstören, die auf Israel abgefeuert werden sollen. Der Aufbau der Anlage nahe Teheran sei bereits über Jahre hinweg erfolgt. Zusätzlich habe der Mossad in der Nähe von Flugabwehrraketen Präzisionsraketen aufgestellt, um diese zu zerstören.

Der israelische Premier Benjamin Netanjahu (Likud) sprach am Freitagmorgen von einem „erfolgreichen Überraschungsangriff“. Mit Blick auf mögliche Gegenschläge warnte er die Israelis jedoch, dass diese „eventuell viel längere Zeit in Schutzräumen verbringen müssen, als sie es bislang gewohnt sind“. Die Operation werde so viele Tage wie nötig andauern.

Iran kündigt „harte Bestrafung“ an

Der iranische Führer, Ajatollah Ali Chamenei, kündigte Israel in einer Botschaft am Freitagmorgen eine „harte Bestrafung“ an. Einige Kommandeure und Wissenschaftler seien zwar getötet worden, doch deren Nachfolger würden ihren Pflichten ohne Verzögerung nachkommen. Das „zionistische Regime“ habe sich mit dem Angriff ein bitteres Schicksal bereitet.

Der Sprecher der israelischen Armee, Effie Defrin, erklärte, dass der Iran als Reaktion mehr als 100 Drohnen in Richtung Israel gestartet habe. Die Armee arbeite daran, diese abzuwehren. Am Vormittag hieß es dann aber, dass die Drohnen abgewehrt worden seien. Die Armee habe die Lage unter Kontrolle.

Wie Defrin weiter sagte, erwarte Israel zudem Raketenangriffe. Während Drohnen mehrere Stunden bis nach Israel brauchen, sind es bei Raketen nur zehn Minuten. Die Armee rechne damit, dass sie nicht alle abwehren könne.

Israel im Ausnahmezustand

In Israel sind am Freitagmorgen landesweit Alarmsirenen aktiviert worden, um die Bevölkerung vor einem Gegenschlag zu warnen. Zahlreiche Einwohner eilten in die Supermärkte, um sich Vorräte zu beschaffen. In normalen Zeiten schließen die Geschäfte am Nachmittag vor Beginn des Schabbat.

Das Heimatschutzkommando wies die Israelis zunächst an, sich in der Nähe der Schutzräume aufzuhalten. Am Vormittag hob es diese Bestimmung aber auf. Krankenhäuser wurden bereits am Donnerstag in Alarmbereitschaft versetzt. Der Ben-Gurion-Flughafen wurde evakuiert, alle Flüge sind bis auf Weiteres ausgesetzt.

Die beiden Oberrabbiner des Landes, Kalman Ber and David Josef, riefen die Bevölkerung auf, die Anweisungen des Heimatschutzkommandos zu befolgen. Entsprechend seien keine Versammlungen draußen oder in Gebäuden zugelassen. Davon betroffen wären auch die Synagogenbesuche am Schabbat, wie die „Times of Israel“ anmerkt. Die Oberrabbiner forderten die Menschen aber auf, verstärkt zu beten. Sie nannten dabei die Psalmen 20, 21 und 131, in denen es um Gottes Hilfe in Not und um Gottvertrauen geht.

Netanjahu: Iranische Bedrohung zurückdrängen

Israel gab der Operation den Namen „Volk wie ein Löwe“ in Anlehnung an einen Vers aus der Bibel: „Siehe, ein Volk wie eine Löwin, die aufsteht, wie ein Löwe, der sich erhebt“ (4. Mose 23,24a). In einer bereits um etwa 4 Uhr Ortszeit veröffentlichten Videobotschaft erklärte Netanjahu, Ziel sei es, die iranische Bedrohung für Israels Überleben zurückzudrängen.

Der Iran drohe Israel seit Jahrzehnten mit der Vernichtung, führte Netanjahu aus. Zudem habe es inzwischen genug Uran für neun Atombomben angereichert. In den vergangenen Monaten habe Teheran zudem nie dagewesene Schritte vorgenommen, um das angereicherte Uran als Waffe anwendbar zu machen. Teheran könne binnen eines Jahres eine Atombombe bauen. „Das ist eine klare Gefahr für Israel.“

Netanjahu wandte sich auch an die Iraner. Er betonte, dass Israels Angriff nicht ihnen gelte, sondern dem Regime, „das Euch seit 46 Jahren unterdrückt hat“, sagte er mit Blick auf die „Islamische Revolution“ von 1979. „Ich glaube, der Tag Eurer Befreiung ist nahe. Wenn das passiert, wird die alte Freundschaft zwischen unseren Völkern wieder aufleben.“

Der Regierungschef betonte weiter, dass Israel auch für arabische Staaten und für die westliche Welt kämpfe. Durch die höhere Reichweite der Raketen seien etwa auch europäische Städte in Gefahr. „Unsere Handlungen werden die Welt sicherer machen.“

Bemerkenswerte Frist

Anfang April hatte US-Präsident Donald Trump (Republikaner) Netanjahu mitgeteilt, dass für die Verhandlungen zum Atomprogramm ab dem 12. April 60 Tage vorgesehen seien. Diese Frist endete am Mittwoch.

Die USA beharrten in den bislang fünf Verhandlungsrunden darauf, dass der Iran keine eigene Anreicherungen durchführt, sondern angereichertes Uran importiert – wie es die meisten Länder mit zivilem Atomprogramm tun. Der Iran bestand jedoch auf eine eigenständige Anreicherung. Für den Sonntag war eine sechste Verhandlungsrunde vorgesehen. Der Iran sagte diese am Freitag angesichts der Entwicklungen jedoch ab.

Mehrere Ziele beschossen

Die Armee griff nach eigenen Angaben mehrere Nuklearanlagen an, darunter den wichtigsten Anreicherungskomplex in Natanz. Am Mittag hieß es, dass dabei die unterirdischen Anlagen beschädigt wurden. Die Armee sprach von einem „bedeutenden Schlag“.

Auch hochrangige Wissenschaftler, die an der Atombombe arbeiteten, seien Ziele des Angriffs gewesen. Des Weiteren habe die Luftwaffe Anlagen des Raketenprogramms beschossen. Der Iran habe zuletzt die Produktion der Raketen massiv hochgefahren und könne die Geschosse irgendwann mit Atomsprengköpfen versehen.

In einer weiteren Angriffswelle griff die Luftwaffe Ziele in der Stadt Täbris im Nordwesten des Iran an, wo sich eine Luftwaffenbasis befindet. Aufnahmen zeigen eine gewaltige Rauchsäule. (Israelnetz)

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