Purimfest: Die Schriftrolle der Esther

Purimfest: Die Schriftrolle der Esther

Esther-Rolle
Eine im Jerusalemer Israel-Museum ausgestellt Esther-Rolle. Foto: Leah Jones | Wikipedia | CC BY 2.0

Am 14. März feiern Juden das Purimfest. Sie erinnern damit an den Sieg über den persischen Regierungsbeamten Haman, der das jüdische Volk vernichten wollte. Der Schriftrolle von Esther kommt dabei noch heute eine besondere Bedeutung zu.

Von Kees de Vreugd, Übersetzung aus dem Niederländischen Marie-Louise Weissenböck

Megillat Esther ist die hebräische Bezeichnung für die „Schriftrolle von Esther“. Es gibt fünf Bücher im Alten Testament, die traditionell als „Schriftrollen“ bezeichnet werden: Rut, Hohelied, Klagelieder, Kohelet und Esther. Sie sind mit den verschiedenen Fest- und Gedenktagen verbunden. Aber nur Esther wird traditionell aus einer koscheren Schriftrolle gelesen, das heißt aus einer Pergamentrolle, die mit Tinte in der klassischen hebräischen Schrift handgeschrieben ist – genau wie eine Tora-Rolle. Und nur Esther wird ausnahmslos als Schriftrolle von Esther bezeichnet. Das hat wahrscheinlich mit der Beliebtheit der Geschichte und des Festes zu tun.

Ein bemerkenswerter Unterschied zur Tora-Rolle besteht darin, dass die Esther-Rolle auf einem Stab gerollt wird, während die Tora-Rolle zwei Stäbe hat. Dies hat rein praktische Gründe. Die Tora-Rolle ist natürlich viel größer. Außerdem wird jede Woche ein Stück daraus gelesen. Dann ist es einfacher, sie auf zwei Stäben durchzurollen, damit sie dort geschlossen werden kann, wo man aufgehört hat.

Die Esther-Rolle hingegen ist eigentlich ein Brief (vergleiche Esther 9,20 und 26) und wird daher auch wie ein Brief gelesen: auf einmal. Dies geschieht an Purim zweimal: am Vorabend und am Morgen. Die Schriftrolle wird zunächst vollständig ausgerollt und ordentlich gefaltet auf das Lesepult gelegt, um laut vorgelesen zu werden. Das Gebot für Purim ist, dass man die Esther-Rolle laut vorlesen lassen muss, vorzugsweise in der Synagoge. Außerdem muss man den Vorleser direkt hören und nicht über ein Telefon, einen Live-Stream oder ein Mikrofon. Wenn laut gelesen wird, muss es also absolut still sein, damit kein Wort verloren geht. Absolute Stille – außer wenn der Name Haman fällt: Dann wird so viel Lärm wie möglich gemacht, mit Rasseln und Fußstampfen, um diesen Namen zu übertönen.

Es ist üblich, dass jeder mitliest, in seiner eigenen Rolle oder auch nur in einer gedruckten Bibel. Es gibt vier Abschnitte, die von allen gemeinsam vorgelesen werden, danach wiederholt der Vorleser sie, damit sie auch alle gehört haben. Das sind die vier „Verse der Erlösung“.

Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 140. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.

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