„Schana tova!“ (zu Deutsch „Ein gutes Jahr!“), so ist es an Rosch HaSchana überall zu hören. Das jüdische Neujahrsfest dauert zwei Tage lang und fällt in diesem Jahr auf den 3. und 4. Oktober. Dabei denken Juden vor allem an den Bund zwischen Gott und Israel, der für Israel von existenzieller Bedeutung ist, aber auch an die Erschaffung der Welt und Gottes Gericht – ein so ganz klares Thema hat der Tag nicht. Ob Rosch HaSchana einen biblischen Hintergrund hat, ist umstritten. Manche sehen in 3. Mose 23,24-25 und 4. Mose 29,1-6 die Grundlagen.
Am Neujahrstag werden die Synagogen gerne mit weißen Tüchern und passender Deko geschmückt. Festlich soll es zugehen. Einen gewissen Kontrast dazu bildet das Widderhorn (Schofar), das einen rauen Ton hat und durch Mark und Bein gehen kann. Rosch HaSchana ist das Fest des Schofar-Horns. Über hundertmal ertönt es während des Gottesdienstes. Es ruft nicht nur das neue Jahr aus, sondern die Herrschaft Gottes, des Königs der Welt. Ferner ruft es zur Umkehr und leitet die zehntägige Bußzeit (die „ehrfurchtsvollen Tage“) ein, die dann an Jom Kippur endet.
Manche Gemeinden beginnen die Zeit der Umkehr, indem sie an ein fließendes Gewässer gehen. Jüdinnen und Juden beten nach dem Taschlich-Ritus und bitten um die Vergebung ihrer Sünden. Dabei werden symbolisch die Taschen geleert. Fussel und Krümel landen im Wasser als Zeichen, dass alle Sünden fortgespült werden. Dies erinnert an Micha 7,19: „Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.“
Rosch HaSchana wird aber auch zu Hause im Familienkreis gefeiert. Es gibt Fisch, gerne auch den Kopf, um an 5. Mose 28,13 zu erinnern: „Und der Herr wird dich zum Kopf machen und nicht zum Schwanz.“ Es werden runde Weißbrote gegessen – ein Zeichen für den Jahreskreislauf – und mit Honig bestrichene Apfelstücke, die ein reiches und fruchtbares Jahr symbolisieren sollen. Ferner essen Juden Granatapfel und wünschen sich, dass die guten Taten in den kommenden Monaten so zahlreich wie dessen Kerne sein mögen. Dies ist aber nur aus der Buße heraus möglich und so schließt sich an Rosch HaSchana eine Phase intensiver Selbstprüfung an, so dass es nicht nur bei oberflächlichen guten Vorsätzen bleibt, sondern zu einer Neuausrichtung des Lebens kommt. Von daher hat auch das „Schana tova!“ – bei aller Fröhlichkeit – einen anderen Klang als bei uns an Silvester.