Simchat Tora: Ein Fest der Freude über Gottes Wort

Simchat Tora: Ein Fest der Freude über Gottes Wort

Rabbiner tanzen mit Torarolle
An Simchat Tora gibt es fröhliche Prozessionen, an denen Juden mit der Torarolle im Arm singen und tanzen. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Das Fest Simchat Tora bildet den Abschluss des Laubhüttenfestes. Im Mittelpunkt steht dabei die Freude über die Tora, die fünf Bücher Moses. In diesem Jahr beginnt das Fest am Abend des 13. Oktober.

Von Dr. Tobias Krämer

Simchat Tora ist ein Feiertag, der der Freude (Simcha) an der Tora gewidmet ist. Er wird im September/Oktober zum Abschluss des Laubhüttenfestes gefeiert. Simchat Tora entstand im 9. Jahrhundert und strukturiert die jährliche Toralesung. Im Judentum wird die Tora, die fünf Bücher Mose, pro Jahr einmal durchgelesen. Die Wochenabschnitte nennt man Parascha. An Simchat Tora endet der Zyklus des alten Jahres und der des neuen beginnt. Somit wird die letzte Parascha aus dem 5. Buch Mose gelesen und im Anschluss direkt die erste des 1. Buches Mose. Damit wird deutlich: Die Tora ist ewig und ihr Studium endet nie.

Zur Feier des Tages werden am Vorabend alle Torarollen aus dem Schrein genommen. Am Festtag selbst schwingt man die Tora in die Luft und tanzt mit ihr um den Bima – das Lesepult in den Synagogen. Dabei wird die Torarolle, die sonst mit größter Vorsicht behandelt wird, buchstäblich „nahbar“: Sie befindet sich in der Mitte der Gemeinde, die sie berühren und mit ihr tanzen darf. Auch die Kinder sind mit dabei. Sie schwingen Fähnchen und bekommen Süßigkeiten, um ihnen zu zeigen, dass die Worte der Tora süß wie Honig sind (Hesekiel 3,3).

Ausgelassene Umzüge mit der Torarolle

Nicht selten werden die Feierlichkeiten auf die Öffentlichkeit ausgedehnt. Der Zug geht aus der Synagoge hinaus ins Freie, in die Straßen und auf die Plätze. So kann man, wenn man an jenem Tag in Jerusalem ist, durchaus solch einem Zug begegnen, der tanzend mit einer Torarolle durch die Straßen zieht. In den Höfen der Synagogen und auf größeren Plätzen spielen Kapellen, von Gesängen begleitet. Die Stimmung ist voller Freude, ja ausgelassen. Wie wäre es wohl, wenn wir Christen mit einer großen Bibel und schwungvoller Musik tanzend durch deutsche Städte ziehen würden?

In manchen Gemeinden wird die Ehre, den Torazyklus zu beenden und neu zu beginnen, „verkauft“, wobei das Geld der Gemeinde zugutekommt. Die Person, die die Tora beendet, wird Chatan Tora (Bräutigam der Tora) genannt. Sie steht stellvertretend für die ganze Gemeinde. „Bräutigam“ wird sie genannt, weil die Beziehung der Gemeinde (dem Bräutigam) zur Tora (der Braut) exklusiv und innig wie eine Ehe ist. Die jüdische Gemeinde hat eben nur Augen für die Tora – alles andere ist von sekundärer Bedeutung. Sind die letzten Worte verklungen, ruft die Gemeinde aus: „Seid stark, seid stark und mögen wir gestärkt werden!“ Danach beginnt der neue Zyklus mit dem ersten Abschnitt der kraftgebenden Tora. Dies geschieht durch den Chatan Bereschit (Bräutigam des Anfangs).

Üblicherweise lädt der Chatan Tora am Ende die Gemeinde zu einem festlichen Kiddusch (ein Segensspruch für die Gemeinschaft mit Brot und Wein) ein. Damit schließt Simchat Tora ab und das neue „Tora-Jahr“ ist eröffnet. Mit der Tora in ihrer Mitte kann die Gemeinde mutig in die Zukunft gehen.

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