Trumps Riviera-Pläne: Ein Beitrag zur Diskussion aus historischer Perspektive

Trumps Riviera-Pläne: Ein Beitrag zur Diskussion aus historischer Perspektive

Zerstörtes Rafah
Weite Teile des Gazastreifens sind durch den Krieg zwischen der Hamas und Israel zerstört und unbewohnbar geworden, wie hier die Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten. Trump hat daher vorgeschlagen, die Palästinenser umzusiedeln und das Küstengebiet neut aufzubauen. Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90

Donald Trump schlägt vor, den Gazastreifen zu übernehmen und in eine Art „zweite Riviera“ zu verwandeln. Dort ansässige Palästinenser sollen in benachbarte arabische Länder umsiedeln und nicht wieder zurückkehren dürfen. Der Plan stößt national wie international überwiegend auf Ablehnung und Kritik. Doch es gibt auch Zustimmung.

Ein Vorwort von Josias Terschüren

Die Reaktionen auf die Pläne des amerikanischen Präsidenten bezüglich der dauerhaften Umsiedelung der Palästinenser und den Aufbau einer „zweiten Riviera“ am Gazastreifen reichten von ungläubigem Kopfschütteln bis hin zu kategorischer Ablehnung, insbesondere auf Seiten der arabischen Nachbarn. Die israelische Regierung unterstützt die Idee mittlerweile. In Europa traf Trumps Plan auf wenig Gegenliebe und unverhohlene Kritik. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock betonte, eine Vertreibung der Palästinenser aus dem Gebiet wäre inakzeptabel und würde gegen das Völkerrecht verstoßen.

Der britische Historiker und Churchill-Biograf Andrew Roberts vertritt eine andere Einschätzung als viele Kritiker der Riviera-Pläne. Trump, so argumentiert er, schlägt lediglich die historische Norm vor. Christen an der Seite Israels (CSI) veröffentlicht Roberts Artikel zu dem Thema an dieser Stelle als Beitrag zur Debatte. Umsiedlungen verursachen ohne Frage menschliches Leid. Im Fall der Palästinenser könnten sie aber dazu beitragen, akutes humanitäres Leid zu lindern oder gar zu lösen. Die Frage nach Ursache und Wirkung, der Intention und dem Ziel von Umsiedlungen sind von entscheidender Bedeutung. Kann es eine legitime Umsiedlung (aus humanitären Gründen) geben? Lesen Sie selbst.

Das historische Argument für Trumps Riviera-Pläne

Ein Gastbeitrag von Andrew Roberts

Ein Großteil der internationalen Verurteilung von Donald Trumps „Riviera“-Plan für Gaza beruht auf der Annahme, dass die Palästinenser trotz aller Ereignisse seit ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 die Souveränität über das Gebiet behalten und auch weiterhin das Recht haben, ihre eigene Regierung zu wählen.

Tatsächlich legen historische Präzedenzfälle nahe, dass die Invasion des südlichen Israel durch die Hamas an jenem Tag und die gerechtfertigte Bestrafung durch die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) gravierende Auswirkungen auf die Frage haben, ob die Bewohner des Gazastreifens noch das Recht haben, über ihr eigenes Schicksal zu entscheiden, und wer sie regiert.

Denn immer wieder in der Vergangenheit haben Völker, die grundlose Angriffskriege gegen ihre Nachbarn entfesselten und dann besiegt wurden – wie die Bewohner des Gazastreifens nach allen erdenklichen Maßstäben – entweder ihre Regierung oder ihre Souveränität oder beides verloren. Es wäre seltsam, wenn sich die Hamas diesem historischen Trend irgendwie widersetzen würde.

Als die beiden Burenrepubliken Südafrikas, Transvaal und der Oranje-Freistaat, im Oktober 1899 in die britischen Kolonien Natal und Kapkolonie einfielen, brach ein Krieg aus, den sie zweieinhalb Jahre später auf ganzer Linie verloren hatten. Durch den Friedensvertrag von Vereeniging im Mai 1902 wurden beide Republiken von den Briten annektiert und verloren vollständig ihre Souveränität, ihre beiden Regierungen waren da bereits nach Holland geflohen.

Das Sudetenland

1938 war Konrad Henlein Naziführer der Sudetendeutschen in der Tschechoslowakei. Im März 1939 forderte er Adolf Hitler dazu auf, in den tschechischen Staat einzumarschieren. Er pflegte zum Führer eine sehr ähnliche Art von williger Gefolgschaft wie Yahya Sinwar zum Iran. Als der Zweite Weltkrieg im Mai 1945 verloren war, beging Henlein Selbstmord und sein Volk wurde aus dem Sudetenland vertrieben: etwa 800.000 in die Sowjetzone und der Rest nach Westdeutschland. Das Sudetenland wurde daraufhin vollständig mit ethnischen Tschechen neu besiedelt.

Insgesamt wurden mehr als drei Millionen Deutsche gezwungen, ihre Heimat im Sudetenland, in Schlesien und anderen Ländern östlich der Oder und Neiße zu verlassen, wo ihre Vorfahren jahrhundertelang gelebt hatten, tatsächlich also viel länger als die meisten palästinensischen Familien in Gaza. Sie begaben sich unter extremen Entbehrungen auf die 300 Meilen lange Reise Richtung Westen und nahmen nur mit, was sie tragen konnten. Als sie Deutschland erreichten – dessen neue Grenzen von den siegreichen Alliierten gezogen wurden, da es jegliche Souveränität verloren hatte – ließen sie sich nieder und machten das Beste daraus.

Und so mächtig das moderne Deutschland auch ist, es erhebt weder auf Polen noch auf die Tschechische Republik territoriale Ansprüche. Die Palästinenser könnten aus der Katastrophe, die die Sudetendeutschen fast zeitgleich mit der „Nakba“ (Katastrophe) überkam, eine wichtige Lektion lernen. Aber werden sie daraus lernen? Mit ziemlicher Sicherheit nicht.

Frankreich

Durch die Entscheidung, im Zweiten Weltkrieg mit Bombenangriffen auf Gibraltar und im offenen Krieg in Syrien gegen Großbritannien zu kämpfen, deligitimisierte sich das französische Vichy-Regime selbst. Folglich wurde es bei der Befreiung Frankreichs am D-Day im Juni 1944 förmlich hinweggefegt und die Souveränität stattdessen den Freien Franzosen zugesprochen, die mit den Alliierten zurückkehrten. Die rechtmäßig gewählte Regierung Frankreichs unter Marschall Pétain wurde somit gestürzt und durch eine von den einmarschierten alliierten Eroberern bestimmte Regierung ersetzt.

Nordkorea und die Falklandinseln

Nachdem Nordkorea im Juni 1950 seinen brutalen, grundlosen Angriff auf Südkorea gestartet hatte, wurde es von den von den USA angeführten UN-Truppen so schwer bestraft, dass es über eine Million Tote zu beklagen hatte. (In jenen glücklicheren Tagen unterstützten die Vereinten Nationen die angegriffenen Länder und nicht die Invasoren.) Nordkorea verlor 1953 durch den Waffenstillstand Territorium und ist seither ein Pariastaat.

Der Prozentsatz der in diesem Krieg getöteten Nordkoreaner betrug 16,5 Prozent der nordkoreanischen Gesamtbevölkerung. Das Gesundheitsministerium von Gaza ist ein Arm der Hamas-Propaganda und lügt regelmäßig über die Statistiken der dort getöteten und verwundeten Menschen, aber selbst wenn wir seine Zahlen als korrekt ansähen, betrüge die Gesamtzahl der in diesem Krieg getöteten Bewohner von Gaza 2,04 Prozent. Eine Zahl, die in keiner Weise eine Übereinstimmung mit den Völkermordvorwürfen hergibt. Wenn die israelischen Streitkräfte einen Völkermord hätten begehen wollen, hätten sie weit mehr als 2,04 Prozent der Bevölkerung Gazas getötet. Im völligen Gegensatz dazu tötete Adolf Hitler über 50 Prozent aller europäischen Juden und beging damit einen wirklichen Völkermord.

Als die argentinische Militärdiktatur im April 1982 plötzlich die Falklandinseln im Südatlantik besetzte und zehn Wochen später von Margaret Thatchers Einsatzgruppe vernichtend besiegt wurde, wurde die gesamte Junta in Buenos Aires entmachtet – einige wurden inhaftiert – und die Demokratie kehrte in Argentinien zurück. Es hat tiefgreifende Konsequenzen für Regierungen, die unprovozierte Kriege beginnen, und sie können nicht erwarten, an der Macht zu bleiben, wenn sie Tod, Zerstörung und Niederlage über ihr Volk gebracht haben.

Kuwait und das ehemalige Jugoslawien

Saddam Husseins Überraschungsangriff auf Kuwait war ein ähnliches Beispiel dafür, wie ein Land plötzlich und ohne Provokation in sein Nachbarland einmarschierte und nach einer Kriegsniederlage sowohl seine Regierung – Saddam wurde gehängt – als auch seine Souveränität verlor, während die von den USA geführte Koalition versuchte, das Land wieder aufzubauen. Solche Überraschungsangriffe wie der von Saddam oder auch der von Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 (dessen Ziel nicht wie bei Saddam darin bestand Gebiete zu erobern, sondern vielmehr darin, eine möglichst große Zahl an Juden zu töten und zu entführen) sind daher gewaltige Würfe der „eisernen Würfel des Krieges“, ein Alles-oder-Nichts-Unterfangen, bei dem Saddam und Hamas sich nicht beschweren können, wenn es in einer Katastrophe endet.

Im zerfallenden ehemaligen Jugoslawien Anfang der 1990er Jahre trafen serbische Führer wie Slobodan Milosevic, General Ratko Mladic und Radovan Karadzic die kaltblütige Entscheidung, in das benachbarte Bosnien einzumarschieren und ein entsetzliches Programm durchzuführen, das später als „ethnische Säuberung“ bekannt wurde. Die Kritiker von Donald Trump, die die Bevölkerungstransfers im Rahmen seines Gaza-Plans banal als ethnische Säuberung bezeichnen, sollten sich noch einmal überlegen, was dieser Begriff in Bezug auf Horror, Gewalt und Blutvergießen eigentlich bedeutet.

Als die NATO im Rahmen der Operation Deliberate Force endlich in die Luft ging, um der Brutalität ein Ende zu setzen, wurden alle drei serbischen Führer inhaftiert und Serbiens Grenzen wurden vom Westen und nicht von den Serben selbst festgelegt. Das Massaker an über 8000 Bosniern durch die Serben in Srebrenica im Juli 1995 beendete faktisch Serbiens Anspruch auf Souveränität und im Dezember desselben Jahres musste das Land im Rahmen des Dayton-Friedensabkommens die Gründung zweier neuer Republiken akzeptieren.

Eindeutige Sprache der Geschichte

Die Geschichte spricht daher eine ziemlich einheitliche Sprache: Wenn eine Regierung einen bösartigen und grundlosen Angriff auf ein Nachbarland unternimmt und anschließend auf dem Schlachtfeld verliert, kann sie nicht erwarten, weiterhin ihre Souveränität auszuüben und Bevölkerungsumsiedlungen zu vermeiden. In ähnlicher Weise können arabische Regierungen nicht im selben Atemzug behaupten, Gaza sei „ein Konzentrationslager“, und gleichzeitig darauf bestehen, dass es den Bürgern nicht erlaubt sein sollte, so ein geliebtes Heimatland zu verlassen. Sie können sich für die eine oder die andere Propagandalinie entscheiden, aber nicht für beide gleichzeitig.

Massenumsiedlungen waren nach Kriegen üblich. Das klassische Beispiel sind jene der späten 1940er Jahre, als nicht weniger als 20 verschiedene Gruppen – darunter die Sikhs, Muslime und Hindus des Punjabs, die Krimtataren, die japanischen und koreanischen Kurilen und Sachalin-Insulaner, die sowjetischen Tschetschenen, Inguschen und Balkaren und sogar die Italiener Istriens – in verschiedene Regionen umgesiedelt wurden. Als 1948 der Staat Israel gegründet wurde, wurden über 800.000 Juden aus arabischen Ländern vertrieben, die dort seit Jahrhunderten gelebt hatten.

Und die Palästinenser?

Alle genannten Völker bis auf eines versuchten, das Beste aus ihrer neuen Umgebung zu machen, und die meisten hatten schließlich auch Erfolg. Die einzige Ausnahme sind die Palästinenser, denn die Hamas und ihre Vorgänger haben fraglos immer die Zerstörung Israels und die Gelegenheit Juden zu massakrieren den Interessen ihres eigenen Volkes vorgezogen.

Wenn jeder der 22 arabischen Staaten sich verpflichten würde, 100.000 Gaza-Bewohner aufzunehmen, könnte der Gazastreifen die Heimat der verbleibenden 100.000 sein, die an Trumps „Riviera“ leben und arbeiten. Der Grund, warum das in Wirklichkeit nie passieren kann, ist die völlig zynische und eigennützige Politik der arabischen Staaten und der Vereinten Nationen seit 1948, palästinensische Flüchtlinge als ständige destabilisierende Kraft gegen Israel einzusetzen (sowie eine wohlbegründete Angst und ein Hass vor der mit Abstand gewalttätigsten Bevölkerung Arabiens).

Während die internationale Gemeinschaft vor Empörung aufschreit über Donald Trumps Äußerungen und deren Auswirkungen auf die Souveränität des Gazastreifens und das Recht der Hamas dort zu regieren, steht die Geschichte auf der Seite des Präsidenten.

Der Brite Andrew Roberts ist Historiker und Churchill-Biograph. Sein jüngstes Werk trägt den Titel „Churchill Walking with Destiny“ (Viking Verlag).

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