Jom Kippur – der Tag der Versöhnung

Jom Kippur – der Tag der Versöhnung

Ein langgezogener Ton des Schofar-Horns beendet den Fastentag Jom Kippur. Foto: Canva

Am Sonntagabend beginnt für Juden auf der ganzen Welt der höchste Feiertag – Jom Kippur. Es ist ein Tag der Buße, an dem in Israel das öffentliche Leben stillsteht.

Jom Kippur, der größte Feiertag im Judentum, wird am 10. Tischri (September/Oktober) gefeiert und schließt die 10-tägige Zeit der Umkehr nach dem jüdischen Neujahrsfest ab. Dahinter steht der Gedanke, dass das neue Jahr nur ein gutes Jahr werden kann, wenn die Sünden des Vorjahres nicht mit in die Zukunft genommen werden. Zehn Tage prüft man sich nun gründlich, um seine Sünden zu erkennen und zu bereinigen. Dabei söhnt man sich (man beachte die Reihenfolge!) zunächst mit seinen Mitmenschen aus, um dann an Jom Kippur Gottes Vergebung zu erlangen. Auf diese Weise wird Jom Kippur auch wirklich zu einem Neuanfang – für den einzelnen wie auch für das ganze Volk. Man geht mit geklärten Verhältnissen ins neue Jahr. Was für eine Wohltat! 

Im Alten Israel war Jom Kippur mit einem besonderen Ritus verbunden gewesen, der mit zwei Böcken begangen wurde (3. Mose 16). Das Blut des einen Bockes trug der Hohe Priester ins Allerheiligste, so dass der Tempel wieder rein war. Dies war das einzige Mal im Jahr, dass der Hohe Priester das Allerheiligste betreten durfte. Dem anderen Bock wurden die Sünden, die das Volk das Jahr über auf sich geladen hatte, übertragen und er wurde in die Wüste geschickt – weit weg und auf Nimmerwiedersehen. Diesen Charakter des Neuanfangs hat Jom Kippur bis heute bewahrt, obwohl das Tempelritual nicht mehr möglich ist. 

Kennzeichen von Jom Kippur sind: 

  1. Jom Kippur ist ein Fastentag. Man isst und trinkt nicht, man wäscht sich nicht, man enthält sich aller Genüsse und hat keinen Geschlechtsverkehr. Luxusartikel sind tabu und man gibt gerne Almosen. Allerdings ist man als Zeichen der Hoffnung und Vergebung in Weiß gekleidet – Jom Kippur ist kein Trauertag. 
  1. Viele Juden verbringen den ganzen Tag in der Synagoge. Die Gottesdienste sind lang und reihen sich den Tag über aneinander. Gemeinsame Bußgebete stehen im Mittelpunkt, vorgegebene Gesänge und Schriftlesungen prägen den Tag, das bekannte Gebet Kol Nidre wird vom Kantor vorgetragen. 
  1. Der Tag wird in vollständiger Ruhe verbracht. Geschäfte, Restaurants und öffentliche Einrichtungen bleiben geschlossen; das öffentliche Leben wird nur in den nötigsten Funktionen aufrechterhalten. Diese Ruhe wurde von den Feinden Israels schamlos ausgenützt, als sie 1973 gezielt an Jom Kippur Israel angriffen (Jom-Kippur-Krieg). 

Der Tag endet, indem das Schofar-Horn mit einem langgezogenen Ton geblasen wird. Die Menschen brechen das Fasten. Viele nehmen gemeinsam eine Mahlzeit ein, andere beginnen nahtlos damit, ihre Laubhütte fürs Laubhüttenfest zu bauen. Da wird dann eine ganze Woche richtig gefeiert. 

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