Als Rima Abramowna uns im israelischen Tiberias vom Hoteleingang aus erblickt, bricht sie in Tränen aus und drückt uns an sich, eine rechts, eine links. „Ich habe mir so Sorgen gemacht, dass ihr den weiten Weg gekommen seid und mich jetzt nicht findet!“
Ich bin mit meiner ukrainischen Kollegin Alina in Israel, um nach dem Ergehen der jüdischen Neueinwanderer zu sehen, die unser Team in den letzten Monaten aus der kriegsgeschüttelten Ukraine evakuiert hat.
Rima ist eine der Geretteten aus der völlig zerstörten ukrainischen Hafenstadt Mariupol. Wochenlang hatte sie fast ohne Versorgung in einem Keller ausgeharrt, ohne Kontakt zur Außenwelt. Auf abenteuerlichem Weg schaffte es Rabbi Mendel von Mariupol, Rima und weitere 90 Juden aus der zerstörten Stadt via Russland, Kasachstan und Georgien auszufliegen. Die Tochter blieb zurück, da weder Mann noch Sohn momentan ausreisen dürfen.
Alina zeigt mir ein Foto von Rima. Es scheint soeben aufgenommen zu sein. Tatsächlich ist es ist ein Jahr alt, von Alinas letztem Besuch bei Rima in Mariupol. Sie trägt dasselbe Kleid. Was sie jetzt mitgenommen hat, passt in eine Tragetasche. Doch sie lebt, und ihre Familie lebt und kann eines Tages nachkommen.
Ich schaue mich um. Auf dem Tisch liegen zwei handgeschriebene Seiten mit hebräischen Vokabeln und russischer Übersetzung. Rima ist Jahrgang 1944. Trotzdem gibt sie ihr Bestes, sich mit einer neuen Sprache vertraut zu machen – aus Dankbarkeit für das Land, das sie hier für die ersten Wochen in der neuen Heimat nicht in einem kostengünstigen verlassenen Wohnblock, sondern in einem beliebten Urlaubshotel mit Blick auf den See Genezareth einquartiert hat. Das ist Israel: Wer eine Menschenseele rettet, rettet die ganze Welt.
Rima hat sich Ma’alot in Galiläa als Wohnort ausgesucht. Dort wohnt ihr Neffe, und dort wird sie versuchen, eine bezahlbare Sozialwohnung zu finden.
Hilfe durch das CSI-Patenschaftsprogramm
Seit der Krieg in der Ukraine auch viele der Bedürftigen aus unserem Patenschaftsprogramm aus dem Land katapultiert hat, besuchen unsere Mitarbeiter verstärkt Überlebende, die unter diesen dramatischen Umständen Alijah gemacht und in Israel eine neue Heimat gefunden haben.
Die Juden, die wir in den letzten Monaten dank Ihrer Unterstützung aus der Ukraine evakuieren konnten, stehen jetzt vor der monumentalen Aufgabe, sich in einer völlig anderen Gesellschaft mit anderem Klima und unbekannter Sprache zu integrieren. Die Schrecken des Krieges sitzen vielen noch in den Knochen. Jeder hat liebe Angehörige und fast sein gesamtes Hab und Gut zurücklassen müssen. Mit Ihrer Hilfe und gemäß Gottes Verheißung für Sein Volk möchten wir diesen Menschen als Christen an der Seite Israels gern weiterhin Freunde und Unterstützer sein.