Nicht zu retten: Die Liturgie des Weltgebetstags der Frauen 2024

Nicht zu retten: Die Liturgie des Weltgebetstags der Frauen 2024

Betende Hände
Der Weltgebetstag ist die größte ökumenische Basisbewegung von Frauen und wird in über 120 Ländern weltweit jeweils am 1. März begangen. Foto: Milada Vigerova, Unsplash

Die Liturgie des Weltgebetstags liegt nun in überarbeiteter Fassung vor. Sie war nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 heftig in die Kritik geraten.

Eine Stellungnahme von Christen an der Seite Israels

Die Gottesdienstvorlage für den Weltgebetstag der Frauen stammt dieses Jahr aus palästinensischer Feder. An dieser Vorlage halten die Veranstalter, so Brunhilde Raiser, Vorstandsvorsitzende des Weltgebetstags, grundsätzlich fest. Allerdings haben sich, so Raiser, seit dem Hamas-Angriff „der Bezugsrahmen und die Deutungsmöglichkeiten zum Thema Israel-Palästina verschoben“. Deshalb bedürfe die bisherige Liturgie „einer Einordnung und Einbettung in den aktuellen Kontext“. Dies wurde umgesetzt, indem das Vorwort geändert, die Fürbitten erweitert und erläuternde Texte ergänzt wurden. Ferner wurde das Titelbild der palästinensischen Künstlerin Halima Aziz zurückgezogen, weil der Vorwurf nicht ausgeräumt werden konnte, dass diese mit der Hamas sympathisiert.

All diese Veränderungen sind zu begrüßen. Ein Durchbruch ist diese Überarbeitung jedoch keineswegs. Denn die Gottesdienstvorlage war schon vor dem 7. Oktober 2023 problematisch. Darauf wies der Theologieprofessor Günter Thomas in einem Offenen Brief an Verantwortliche der EKD hin. Die Liturgie, so Thomas, delegitimiere die Existenz des Staates Israel, sie dämonisiere Israel und fördere israelbezogenen Antisemitismus. Ähnlich äußerte sich der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR), der einen Rückzug und eine grundsätzliche Überarbeitung des gesamten Gebetstagsmaterials forderte.

Der Weltgebetstag am 1. März hat im Nachgang zum 7.10.23, dem schlimmsten Massaker an Juden seit dem Holocaust, eine enorme Relevanz und Verantwortung, so dass wir uns dem Urteil von Professor Thomas anschließen. Einerseits die palästinensischen Christinnen als Gestalter zu belassen und andererseits zu verhindern, dass der größte ökumenische Gebetstag des Jahres in eine kaum zu überbietende Einseitigkeit verfällt, israelbezogenem Antisemitismus Vorschub leistet und so das Band des Friedens zersetzt, anstatt es zu stärken, ist unerträglich.

Fragwürdige Föderprojekte

Allein schon die Auswahl der Förderprojekte beinhaltet weiterhin fragwürdige Partner des Weltgebetstags. Machsom Watch etwa setzt sich keineswegs lediglich für „einen menschenwürdigen Umgang an den Checkpoints der besetzten Gebiete“ ein, wie es ein Infobrief der Veranstalter suggeriert, sondern ist der vom Bundestag als antisemitisch eingestuften BDS-Bewegung (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) zuzurechnen. Machsom Watch macht sich den ebenfalls antisemitischen Apartheid-Vorwurf gegen Israel zu eigen und gehört zum radikal-antiisraelischen Spektrum von Nichtregierungsorganisationen. Gerade nach dem 7.10.23 wäre die Förderung von Machsom Watch ein fatales Signal. „Nie wieder ist jetzt“ bedeutet auch davon abzusehen, moderne Israelhasser finanziell zu unterstützen.

Frauen, die mit den weiblichen Opfern des schrecklichen, von Palästinensern verübten Massakers des 7.10.23 mitfühlen oder denen Israel etwas bedeutet, wird es schwerfallen, an einem so einseitig ausgerichteten Weltgebetstag teilzunehmen. Das ist bedauerlich. Zu wünschen wäre, dass es dem Weltgebetstag gelingt, Christinnen unterschiedlicher Positionen wenigstens im Gebet zu einen. Das ist aber nur möglich, wenn man auf einseitige Parteinahme verzichtet und alle Betroffenen zu Wort kommen lässt.

Wir fordern Änderungen für den 1. März und rufen zu einem ausgeglichenen Rahmen auf. Dies müsste ein Ansatz dafür sein, den Weltgebetstag auch inhaltlich und personell tatsächlich in Richtung eines Bandes des Friedens weisen zulassen, indem er von palästinensischen Christinnen und messianischen Jüdinnen gemeinsam gestaltet wird – eine zukunftsweisende Herausforderung.

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