Bibelblick: Hat Gott die Herzen der Nationen verstockt?

Bibelblick: Hat Gott die Herzen der Nationen verstockt?

Jesaja-Mauer
Der Text aus Jesaja 2,4 – eingraviert in die „Jesaja-Mauer“ des Ralph Bunche-Parks in der First Avenue gegenüber dem UN-Komplex in New York. Foto: Captain Phoebus | Wikipedia

Israel durchlebt derzeit die schwerste Traumatisierung seit seiner Staatsgründung – Land und Volk sind zutiefst verwundet. Zugleich steht der Staat Israel am Pranger der Vereinten Nationen wie kein anderes Land. Der praktizierende Jude Benjamin Philipp, der in Jerusalem die gemeinnützige Organisation Hineni leitet, beleuchtet die aktuelle Situation mit einem Blick in die Bibel.

Von Benjamin Philipp, Jerusalem

Ich habe mit dem Schreiben dieses Artikels nach dem Schabbat begonnen, an dem wir den wöchentlichen Tora-Abschnitt BO, Exodus 10 gelesen haben. Dieser beginnt mit den Worten:

„Der Herr sprach zu Mose: Komm zum Pharao, denn ich habe sein Herz und das Herz seiner Knechte verstockt, damit ich diese meine Zeichen in seine Mitte lege, und damit du deinem Sohn und dem Sohn deines Sohnes erzählst, wie ich die Ägypter verspottet habe, und [dass du] meine Zeichen erzählst, die ich in sie hineingelegt habe, und du wirst erkennen, dass ich der Herr bin.“

Heute können wir sehen, dass Israel von den Nationen auf ähnliche Weise behandelt wird, wie damals vor rund 3000 Jahren vom Pharao in Ägypten. Dazu gehören heute auch Angriffe von Terror-Organisationen, bei denen Juden brutal ermordet wurden, wie es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr geschehen ist. Und dies in einer Zeit, in der die Mehrheit der Völker sich auch auf viele andere Arten gegen Israel erhebt.

Unter anderem durch Verurteilungen durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen. Diese hat zwischen 2015 und 2022 140 Resolutionen verabschiedet, in denen Israel kritisiert wird, hauptsächlich für seine Behandlung der Palästinenser und der Nachbarländer, die Israel zerstören wollen. Zu keinem anderen Land gibt es so viele UN-Resolutionen wie zu Israel. Darüber hinaus hat der UN-Menschenrechtsrat fast so viele Resolutionen verabschiedet, die Israel allein verurteilen, wie zu Themen für den Rest der Welt zusammen. Hinzu kommt eine aktuelle Anklage Südafrikas vor dem Internationalen Gerichtshof gegen Israel wegen Völkermordes.

Ein Volk, das anders ist

Kurz gesagt, die ganze Welt beschwert sich darüber, dass Israel nicht im Einklang mit den UN-Resolutionen und den politischen, moralischen und ethischen Standards der übrigen Welt handelt. Das ist ein Konflikt zwischen Israel und dem Rest der Welt, der schon seit biblischen Zeiten besteht. Seit Jahrtausenden wird Israel und dem jüdischen Volk vorgeworfen, sich anders zu verhalten als der Rest der Welt.

Angefangen bei unseren Vorfahren Abraham, Isaak und Jakob, die sich weigerten, an den weltweiten alten Kulturen des Götzendienstes, der Kinderopfer und anderer weltlicher heidnischer Praktiken teilzunehmen. Stattdessen verehrten die Juden nur einen Gott, von dem sie behaupteten, er liebe das Leben und wolle die Welt zu einem besseren Ort für alle machen.

Infolgedessen folgten wir Juden Gottes Weg des Lichts mit dem von unseren Vorfahren überlieferten Kodex göttlicher Prinzipien, der uns durch die Dunkelheit der alten heidnischen Welt geführt hat. So konnten wir Tausende von Jahren überleben, selbst als wir von anderen Nationen in unserem Land erobert, unterdrückt und beherrscht wurden. Dann folgten die Vertreibungen in die Diaspora, wo wir Juden wiederum von Generation zu Generation von verschiedenen Nationen verfolgt und brutal ermordet wurden.

Israel, ein Segen für die Welt

Die göttlichen Prinzipien, die uns Juden über Tausende von Jahren so anders machten, wurden später zur Grundlage großer Religionen und des modernen ethischen Denkens, das drei Viertel der Weltbevölkerung umfasst. Diese Prinzipien haben die Menschheit mehr als jede andere Nation beeinflusst und sie aus der alten Kultur des Heidentums und der Finsternis herausgeführt. Wie von Gott vorhergesagt, heißt es in Genesis 12,3:

„Und alle Geschlechter der Erde sollen in dir gesegnet werden.“

Und während sich die Welt weiterdreht, sind die Grundlagen, auf denen die westliche Welt heute steht, mit ihrem Wunsch nach Frieden, nach Gerechtigkeit und Würde des menschlichen Lebens und nach sozialer Verantwortung das wahre jüdische Erbe – der jüdische Beitrag für die Nationen, die jetzt Israel beschuldigen, unmoralisch und unethisch zu sein.

Jetzt, nach zwanzig Jahrhunderten, erfüllt das jüdische Volk die biblische Prophezeiung seiner Rückkehr in das verheißene Land seiner Vorfahren. Infolge der Entwicklung Israels zu einem modernen Staat leistet das Land durch seinen innovativen Hightech-Sektor, die Entwicklung weltverändernder Technologien, den Fortschritt in Wissenschaft, Medizin, Landwirtschaft, Energie oder Kommunikation erneut einen bedeutenden Beitrag zur Welt.

Und wieder sind es dieselben Nationen, die sich gegen Israel erheben, die seit Tausenden von Jahren versucht haben, das jüdische Volk Generation für Generation zu vernichten. Sie behandeln Israel genauso grausam wie es der ägyptische Pharao tat. Deshalb sind viele Menschen verwirrt und beunruhigt darüber. Als praktizierender Jude erkenne ich jedoch die Worte unserer Propheten, wie sie in Sacharja 12,3 vorausgesagt werden:

„Zur selben Zeit will ich Jerusalem machen zum Laststein für alle Völker. Alle, die ihn wegheben wollen, sollen sich daran wund reißen; alle Völker auf Erden werden sich gegen Jerusalem versammeln.“

Gott wird die Nationen zur Rechenschaft ziehen

Vielleicht verhärtet Gott jetzt die Herzen der Völker und ihrer Führer, um sie zum Gespött zu machen, wie er es mit den Ägyptern tat, damit er wieder seine Zeichen in unserer Mitte setzt, wie es unsere Propheten vorausgesagt haben. Damit wir alle wissen, dass er der Herr ist. Dabei werden die Nationen zur Rechenschaft gezogen werden für alles, was sie im Laufe der Geschichte gegen die Kinder Israels getan haben, wie der Pharao.

Interessant ist, dass bei den Vereinten Nationen in New York eine Skulptur steht, die einen Mann zeigt, der ein Schwert zu einem Pflug umschmiedet. Sie bezieht sich auf Jesaja 2,4:

„Und er wird richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

Die Skulptur „Schwerter zu Pflugscharen“ von Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch war 1959 ein Geschenk der Sowjetunion an die UNO. Sie steht im Garten des UN-Hauptquartiers in New York. Foto: Neptuul | Wikipedia

Die Nationen versäumen es jedoch weiterhin, das Buch des Propheten Jesaja zu lesen, etwa Kapitel 11, Vers 12:

„Und er wird ein Zeichen aufrichten unter den Völkern und zusammenbringen die Verjagten Israels und die Zerstreuten Judas sammeln von den vier Enden der Erde.“

Deshalb müssen wir bibelgläubigen Menschen, Juden und Nichtjuden, weiterhin die Propheten lesen, damit wir darin Trost, Hoffnung und Wahrheit finden können. Das wird es uns ermöglichen stark zu sein und auf Gott zu vertrauen, auch in diesen schwierigen Zeiten.

Wir wissen, dass in der zukünftigen Erlösung kein einziger Jude im Exil bleiben wird. Wie geschrieben steht: „So wird der Herr, dein Gott, deine Gefangenschaft wenden“ (5. Mose 30,3), und unser großer Rabbi Raschi kommentiert: „Mit seinen Händen wird er tatsächlich jeden einzelnen Menschen von seinem Platz nehmen, im Geiste des Verses 2. Und einer nach dem anderen werdet ihr gesammelt werden, oh Kinder Israels.“ Und da die Erlösung durch Reue herbeigeführt wird, ist es selbstverständlich, dass die Erlösung selbst „jeden einzelnen Einzelnen“ betreffen wird …“. „Einer nach dem anderen“, so wird auch „jeder Einzelne“ Buße tun … „einer nach dem anderen“.

Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 136. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.

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