Laubhüttenfest: Demonstration gegen angebliche Missionsbestrebungen

Laubhüttenfest: Demonstration gegen angebliche Missionsbestrebungen

Auch in diesem Jahr sind zahlreiche Christen für die ICEJ-Feiern zum Laubhüttenfest nach Jerusalem gereist. Foto: ICEJ, Facebook

Christen aus aller Welt bekunden am Laubhüttenfest in Jerusalem Solidarität mit Israel. Ein paar ultra-orthodoxe Demonstranten wittern dahinter Missionstätigkeit.

Zahlreiche Christen aus aller Welt haben am Dienstag am Israelabend der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) teilgenommen. Dabei bekundeten sie ihre Solidarität mit dem jüdischen Staat. Vor dem Veranstaltungsort protestierten ultra-orthodoxe Juden gegen angebliche Missionstätigkeit, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet.

Auf einem Transparent war zu lesen: „Eure Absichten sind aufgedeckt. Hört jetzt auf, uns etwas vorzumachen.“ In die Pais-Arena, wo der Abend im Rahmen des Laubhüttenfestes Sukkot gestaltet wurde, drangen die Demonstranten indes nicht ein.

Sprecher David Parsons betonte gegenüber der „Times of Israel“: „Die ICEJ hat sich niemals an missionarischer Aktivität in Israel beteiligt. Die große Mehrheit der Israelis, die wir treffen, weiß das und hat uns einmal mehr warm an Sukkot empfangen – vor allem, weil die hebräischen Propheten vor langer Zeit die Gegenwart der Nationen hier auf diesem einzigartigen und fröhlichen Pilgerfest voraussahen.“

Staatspräsident Jitzchak Herzog sicherte den Teilnehmern in einer Videobotschaft zu, Israel werde Religionsfreiheit für alle Glaubensrichtungen gewähren: „Wir werden darauf bestehen, alle religiösen Gemeinschaften zu beschützen, die das schöne menschliche Mosaik unseres Landes zusammensetzen.“ Dazu gehöre es, jede Stätte, jeden religiösen Leiter und jeden Menschen vor bösen Ausdrücken von Hass oder Intoleranz zu schützen.

Video zeigt Spuckangriff auf christliche Pilger

Erst am Montag hatte ein Reporter der Tageszeitung „Ha’aretz“, Nir Hasson, ein Video von einem neuen Spuckangriff auf Christen in der Jerusalemer Altstadt online gestellt. Darin ist zu sehen, wie nahe des Löwentors Christen mit einem großen Holzkreuz aus einer Kirche treten. Als ihnen eine Gruppe ultra-orthodoxer Juden entgegenkommt, spucken mehrere Juden vor ihnen aus – auch Minderjährige, die offenbar Erwachsene nachahmen.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) verurteilte diesen und andere Angriffe. Israel sei „absolut entschlossen, das heilige Recht der Glaubensausübung und Pilgerfahrt zu den heiligen Stätten aller Glaubensrichtungen zu gewährleisten“. Er verurteile „jeglichen Versuch, Gläubige einzuschüchtern“.

Der aschkenasische Oberrabbiner David Lau erklärte: „Solche Phänomene sind unvertretbar und sollten natürlich nicht dem jüdischen Gesetz zugeschrieben werden.“

Religionsminister Michael Malkieli (Schass) sagte: „Dies ist nicht der Weg der Tora. Es gibt keinen Rabbiner, der das unterstützt oder diesem verwerflichen Verhalten Legitimität verleiht.“ Tourismusminister Chaim Katz (Likud) schloss sich der Kritik an.

Lateinischer Patriarch: Gewalt nimmt allgemein zu

Der Lateinische Patriarch Pierbattista Pizzaballa hatte sich vor zwei Wochen vor Journalisten zu den Angriffen geäußert. Das Phänomen sei nicht neu, nehme aber zu. „Es ist mit ultra-orthodoxen und religiös-zionistischen Gruppen und Bewegungen verbunden. Die Präsenz dieser Gruppen in der Altstadt ist größer als in der Vergangenheit. Es besteht kein Zweifel, dass es Rabbis gibt, die es befürworten oder sogar dazu ermutigen.“ Möglicherweise fühlten sich manche dieser Gruppen angesichts der rechtsgerichteten Regierung vom Staat unterstützt oder zumindest beschützt.

Indes betrachtet der Katholik die Vorfälle nicht isoliert: Gewalt nehme in der israelischen und palästinensischen Gesellschaft allgemein zu. „Was wir bei Christen sehen, ist Teil eines größeren Phänomens. Gemäßigte Stimmen werden nicht gehört und extreme Stimmen werden lauter. Wir sind in Kontakt mit den Behörden und der Polizei.“

Seit Jahresbeginn hat die Polizei nach eigenen Angaben Ermittlungen in 16 Fällen eröffnet – wegen Vandalismus, Gewalt und Hetze. 21 Verdächtige wurden festgenommen. Doch es sei schwer, Angreifer zu überführen – vor allem, wenn sie auf den Boden spuckten und nicht auf eine Person. Im aktuellen Fall gab es bislang fünf Festnahmen.

Die Sukkot-Feierlichkeiten der ICEJ gehen indes am Mittwochnachmittag weiter. Dann beteiligen sich Tausende Christen aus vielen Ländern am internationalen Jerusalem-Marsch. (Israelnetz)

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