Kolumne: Auf ein Wort – Gaza: Was kommt danach?

Kolumne: Auf ein Wort – Gaza: Was kommt danach?

Dr. Tobias Krämer leitet den Bereich Theologie und Gemeinde bei Christen an der Seite Israels. Foto: CSI

Für viele Deutsche ist der 7.10.2023 bereits Geschichte, für Israel ist dieser Tag einer der schwärzesten seit dem Holocaust. Israel hat eine kollektive Traumatisierung erlebt. Davon berichtete sogar die Tagesschau am 14.1. Wer heute an der Seite Israels stehen will, muss bereit sein, sich in dieses Trauma mit hineinzustellen.

Israel hat beschlossen, den Gazastreifen von der Hamas zu befreien. Und in der Tat: Der Terror wird nicht zu besiegen sein, solange die Hamas das Sagen hat. Manche vergleichen das mit Hitler-Deutschland, das zunächst in die Knie gebombt werden musste, bevor es als freie und friedliebende Nation neu aufgebaut werden konnte. Die Frage ist: Wie kann das in Gaza gelingen? Geht das überhaupt?

Manche sagen nein. Sie glauben, dass der Nahost-Konflikt unlösbar ist. Das mag auch tatsächlich so sein. Christen verweisen dann gerne auf Jesus: Jesus wird wiederkommen und mit ihm die Lösung für Nahost. Das stimmt. Hier darf man allerdings nicht stehenbleiben. Denn die Aufgabe, die Gegenwart zu gestalten, stellt sich ja dennoch. Hilfreiche Ansätze, das Verhältnis zwischen Israel und den Palästinensern zu verbessern, sind somit dringend gesucht.

Tass Saada, einst islamistischer Terrorist, heute Christ und Friedensstifter, hat sich in seinem Buch „Das Prinzip des Terrors“ (Fontis-Verlag 2016) darüber Gedanken gemacht. Zunächst zeigt er auf, dass die Denk- und Gefühlswelt von Muslimen oft eine ganz andere ist als unsere. In sie muss man sich erst einmal hinein versetzen. Was es dann braucht, sind Friedensstifter: Menschen, die verstehen, entspannen und lösen können. Menschen, die das Friedenspotenzial heben und das Aggressionspotenzial besänftigen; Menschen, die die Gabe und das Herz haben, Beziehungen zu stiften und zu befrieden.

Meine Sorge ist, dass nach dem Krieg die politischen „Lösungsmanager“ kommen. Sie werden scheitern. Denn Lösungen können nur das Ergebnis eines Weges sein. Beten wir um Friedensstifter. Sie werden dringend gebraucht. Und sie dürfen mit der Unterstützung Jesu rechnen, der sie äußerst schätzt: „Selig sind, die Frieden stiften …“ (Matthäus 5,9).

Chazak u‘varuch – seien Sie stark und gesegnet!

Ihr Tobias Krämer

Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 136. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.

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