Mehr Schutz gefordert: Bedauern und Empörung über die Tötung der WCK-Helfer im Gazastreifen

Mehr Schutz gefordert: Bedauern und Empörung über die Tötung der WCK-Helfer im Gazastreifen

Lebensmittelverteilung im Gazastreifen
Engagierter Einsatz: World Central Kitchen betreibt nach eigenen Angaben mehr als 60 Küchen im Gazastreifen. Foto: World Central Kitchen, X

Israel räumt nach der Tötung von Helfern im Gazastreifen einen „schweren Fehler“ ein. Die weltweite Empörung über den Vorfall ist groß.

Israelische Politiker und Militärs haben ihr tiefes Bedauern über die Tötung von humanitären Helfern im Gazastreifen bekundet. Premier Benjamin Netanjahu (Likud) sagte am Dienstag, es handele sich um einen „tragischen Vorfall“. „Wir sind in Gedanken bei den Familien und den Heimatländern.“ Israel werde alles dafür tun, dass so eine Tragödie nicht nochmal geschehe.

Am Montag hatte ein israelischer Luftschlag sieben Mitarbeiter des Hilfswerks World Central Kitchen (WCK) getötet. Sie hatten gerade Hilfsgüter entladen, die über den Seeweg in den Gazastreifen gelangt waren. Zu den Todesopfern gehören eine Australierin, drei Briten, ein Palästinenser, ein amerikanisch-kanadischer Staatsbürger und ein Pole.

Nach Angaben von WCK waren die Mitarbeiter in zwei gepanzerten und einem ungepanzerten Wagen unterwegs. Der Ablauf sei mit der Armee abgestimmt gewesen. WCK-Geschäftsführerin Erin Gore sprach am Dienstag von einem „gezielten Angriff“. Dieser sei „unverzeihlich“. Das WCK stelle die humanitäre Hilfe im Gazastreifen vorerst ein, über die Zukunft des Einsatzes werde zeitnah entschieden.

Armeechef: Schwerer Fehler

Der israelische Armeechef Herzi Halevi bezeichnete den Vorfall indes als „schweren Fehler“. In einer Video-Stellungnahme am Dienstag betonte er, der Angriff sei nicht absichtlich gegen die WCK-Helfer gerichtet gewesen, sondern aufgrund einer Fehlerkennung erfolgt. Dies sei unter schwierigen Umständen in der Nacht geschehen. „Es hätte nicht passieren dürfen.“

Halevi erklärte weiter, die Armee bedauere den Vorfall „aus tiefstem Herzen“. Ein unabhängiges Gremium sei mit einer Untersuchung befasst, die in den kommenden Tagen zum Abschluss komme. Die Ergebnisse würden mit WCK und anderen relevanten Organisationen geteilt.

Israel wolle zudem die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen verbessern, sagte Halevi. Dazu habe die Armee am Dienstag ein Humanitäres Kommandozentrum eingerichtet. „Israel befindet sich im Krieg mit der Hamas, nicht mit den Bewohnern des Gazastreifens.“

WCK: Israel muss Vorgehen ändern

Unterdessen hat Staatspräsident Jitzchak Herzog mit dem Gründer von WCK, José Andrés, telefoniert und um Verzeihung gebeten. Den Familien übermittelte er sein Beileid. Israel setze sich weiter dafür ein, dass die Menschen im Gazastreifen humanitäre Hilfe erlangen. Zugleich müssten die Bemühungen für eine sofortige Freilassung der Geiseln weitergehen.

Andrés selbst begrüßte in einem Gastbeitrag für die israelische Zeitung „Yediot Aharonot“ die Untersuchung des Vorfalls. Diese müsse aber „oben beginnen“. Die Getöteten gehörten zum Besten, was die Menschheit zu bieten habe, schrieb der spanisch-amerikanische Starkoch. Er ergänzte: „Unter schlimmsten Umständen, nach dem schlimmsten Terrorangriff in seiner Geschichte, ist es für Israel Zeit, sein Bestes zu zeigen.“ Israel könne die Geiseln nicht retten, wenn es jedes Gebäude im Gazastreifen bombardiere oder die Bevölkerung Hunger leiden lasse.

Biden: Israel sorgt nicht genug für Sicherheit

Der Vorfall hatte international für Empörung gesorgt. UN-Generalsekretär António Guterres nannte ihn „unerhört“. US-Präsident Joe Biden (Demokraten) zeigte sich „empört und niedergeschlagen“. Er warf Israel vor, bislang nicht genug für die Sicherheit von Helfern und Zivilisten getan zu haben. Er werde diesbezüglich weiter Druck auf Israel ausüben.

Der israelische Journalist Barak David erhob grundsätzliche Kritik an der Armee: Sie lasse Professionalität vermissen. Der Vorfall stehe den Regeln der israelischen Armee entgegen, sagte er im amerikanischen Nachrichtensender CNN. David mutmaßt, dass die Kommandeure im Gazastreifen zu einem forscheren Vorgehen neigten, als es das Oberkommando in Tel Aviv vorgibt. (Israelnetz)

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