Während in vielen Städten der Ukraine täglich die Sirenen gehen, mit Raketenbeschuss zu rechnen ist und unzählige Kriegsopfer zu betrauern sind, nutzt unser Team vor Ort jede Gelegenheit, noch vor Wintereinbruch Unterstützung zu den Holocaust-Überlebenden und Bedürftigen zu bringen, soweit das mit einem kalkulierbaren Risiko möglich ist.
Vapniarka ist eine der Ortschaften an der Peripherie von Winniza, wo jüdische Senioren leben und auf Hilfe angewiesen sind. Tüte um Tüte trägt Alina die Treppen der alten Sowjetblocks hoch. Oft haben die Senioren in jungen Jahren eine Wohnung vom Betrieb bekommen und nicht darüber nachgedacht, dass sie die Treppen im Alter nicht mehr schaffen werden. Alina berichtet von ihrer Begegnung mit Galina.
„Galina kamen gleich die Tränen. ‚Im Krieg bin ich geboren; im Krieg werde ich wohl nun auch sterben,‘ sagt sie.“
Galina wurde 1939 in Nemirow geboren, einem kleinen Schtetl östlich von Winniza. Einige Monate nach dem deutschen Einmarsch wurde die dreijährige Galina mit ihrer Mutter und ihrem zwölfjährigen Bruder in Nemirow ins Ghetto gesperrt.
„Ihre Mutter wusste, dass es fast keine Überlebenschancen für sie gab, und so hat sie ihre kleine Tochter einem Mann anvertraut, der als Elektriker im Ghetto gearbeitet hat, und ihn gebeten, sie hinauszuschmuggeln und eine ukrainische Familie für sie zu finden“, erzählt Alina. „Die Flucht gelang. Das kleine Mädchen wurde getauft und erhielt den Namen Galina.“
Eines Tages konnte die Mutter die Trennung doch nicht mehr ertragen und bat darum, ihre Tochter über den Zaun sehen zu dürfen. Sie würde ein rotes Kopftuch tragen und einfach am Zaun stehen. Sie versprach, still zu sein und keine Emotionen zu zeigen.
„Aber als sie Galina sah, hat sie laut aufgeschrien“, berichtet Alina. „Es hat nicht lange gedauert, da wurde Galinas Mutter mit ihrem Sohn umgebracht. Galinas Vater fiel an der Front.“
Alina fragt, ob sich Galina an das Gesicht ihrer Mutter erinnern kann. „Nein, natürlich nicht“, antwortet Galina. „Aber solange ich lebe, werde ich mich an das Bild erinnern, wie sie mit ihrem roten Kopftuch am Zaun stand.“
Dann richtet sich Galina an die Spender, in deren Auftrag Alina ihr die Lebensmitteltüte bringt.
„Ich bin so dankbar für alles, was ihr für uns Juden in der Ukraine tut! Mein Herz weint um die jungen Männer, die umkommen; die vielen jungen Frauen, die Witwen werden; die vielen Kinder, die Waisen werden … Danke, dass ihr etwas Licht in unser Leben bringt! Die Welt braucht Menschen wie euch!”
CSI-Mitarbeiterin Alina wird bei den Besuchen inzwischen unterstützt von Alisa, einer sehr engagierten jungen Frau, die überall sofort eine gemeinsame Sprache mit den Bedürftigen findet. Was man nicht auf den ersten Blick sieht: Alisa ist selbst eine Überlebende. Sie hat mit ihrer Familie drei Wochen fast ohne Versorgung in einem Keller in Mariupol gesessen, dann konnte sie mit ihrem Mann und ihren Eltern fliehen. Beide Eltern ihres Mannes kamen um. Alisa kümmert sich weiterhin per Telefon um die verstreuten überlebenden Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Mariupol. Gleichzeitig ergänzt sie jetzt unser Team vor Ort und hilft, Holocaust-Überlebende und hilfebedürftige Senioren in anderen Städten zu trösten und zu versorgen.
Helfen Sie mit einem Lebensmittelpaket, die Not in den jüdischen Gemeinden in der Ukraine zu lindern! Die Preise sind aufgrund der Kriegsinflation stark gestiegen. Für 15 Euro kann unser Team vor Ort eine gehaltvolle Tüte mit den wichtigsten Grundnahrungsmitteln packen.