SOS Ukraine: Krieg hat verheerende Auswirkungen auf jüdische Gemeinden

SOS Ukraine: Krieg hat verheerende Auswirkungen auf jüdische Gemeinden

Der jüdische Ilja verabschiedet sich von Anna. Er bleibt, um die Ukraine zu verteidigen; sie flieht nach Moldawien. Foto: CSI

Vor einer Woche sah die Ukraine noch ganz anders aus. Die Bedrohung aus Russland war spürbar, aber niemand konnte voraussehen, dass die Lage so dramatisch eskalieren würde. Der Albtraum ist wahr geworden – hunderttausende Ukrainer sind auf der Flucht, die Millionengrenze ist bald erreicht. In der Geschichte des Landes kam es bei Unruhen und Konflikten immer wieder zu einer drastischen Zunahme von Antisemitismus. Deshalb möchten wir als Christen jetzt geschlossen an der Seite der jüdischen Gemeinschaft in der Ukraine stehen.

Von: Sara van Oordt-Jonckheere / Übersetzung aus dem Niederländischen von Anemone Rüger

Koen Carlier, Leiter unseres Ukraine-Teams ist dankbar: „Sie haben unsere Krisenaktion ‚SOS Ukraine‘ großzügig unterstützt. Dafür sind wird unheimlich dankbar! Wir werden in nächster Zeit weitere Unterstützung brauchen. Diese Woche haben wir als internationales Werk eine große Spende an die Jewish Agency schicken können, um jüdische Flüchtlinge über die Nachbarstaaten nach Israel zu bringen. Inzwischen sind mindestens 10.000 neue Einwanderungsanträge bei der israelischen Botschaft eingegangen – Familien, die so bald wie möglich aus der Ukraine nach Israel fliehen wollen. Es wird viel Geld nötig sein, um das zu finanzieren. Unser Team macht die Vorarbeit in der Ukraine – Erstversorgung mit warmen Mahlzeiten, Unterbringung und dann die Evakuierung zur Grenze. Jeden Tag bringen wir Flüchtlinge zu Grenze, und das wird in den nächsten Tagen rasant zunehmen. Die Umstände sind schwierig – es ist gefährlich, das ganze Team steht enorm unter Druck. Aber wir machen weiter.“

Das Gebot der Stunde

Zahlreiche jüdische Flüchtlinge sind am Mittwoch aus einem Notquartier in der Westukraine zur Grenze gebracht worden. Ihre Unterstützung hat ihr Leben verändert.

Die jüdischen Gemeinden in Städten wie Kiew, Charkow, Sumy, Saporosche, Cherson, Mariupol und Donezk haben es jetzt besonders schwer. Sie sind von russischen Truppen größtenteils eingekesselt. Ständig gehen die Sirenen, Stadtzentren werden bombardiert, Supermärkte sind geschlossen. Aber auch in anderen Regionen der Ukraine ist die Lage extrem instabil. Koen Carlier: „Wir sind dankbar, dass wir mit unserem Team hier in den vergangenen Wochen so viele Vorbereitungen treffen konnten. Wir konnten die jüdischen Gemeinden mit Lebensmittelvorräten ausstatten und Notunterkünfte vorbereiten. Und jetzt, wo die Stunde der Not da ist, sind wir handlungsfähig.“

Diese jüdischen Flüchtlinge wurden am Mittwoch aus einem Notquartier in der Westukraine zur Grenze gebracht. Foto: CSI

Zum zweiten Mal auf der Flucht

Darf ich vorstellen: Rita, ihr Mann Valentin und ihre drei Töchter Lisa (5), Eva (2,5) und Jana (1,5). 2015 floh Rita aus dem Kriegsgebiet Donezk in den Westen der Ukraine. Unter Lebensgefahr konnte sie damals gerade noch entkommen. In Odessa lernte sie Valentin kennen, die beiden heirateten. Die junge Familie dachte gelegentlich über Alijah nach, unternahm jedoch keine konkreten Schritte – bis der Krieg ausbrach, zum zweiten Mal. Rita: „Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal fliehen muss!“ Am Mittwoch hat sie mit Hilfe von Christen an der Seite Israels ihre Reise via Moldawien nach Israel angetreten. Aus dem Nachbarland soll die Familie in den nächsten Tagen nach Israel gebracht werden. Die kleine Lisa (5) leidet an einer Sprachstörung und konnte bis vor einem Jahr nicht reden. Seitdem flüstert sie ab und zu ein Wort. Unsere Mitarbeiterin Natalia: „Es war so ein besonderer Moment: Als ich Lisa vor ein paar Tagen das erste Mal gesehen habe, ist sie auf mich zu gerannt und hat mich ‚Babuschka‘ (Oma) gerufen. Ich bin so dankbar, dass wir dieser Familie helfen konnten.“

Rita, Valentin und ihre Töchter Lisa, Eva und Jana. Foto: CSI

Die Hilfsaktion muss weitergehen

Viele jüdische Senioren brauchen jetzt besonders unsere Hilfe, um zu überleben. Koen und sein Team von ca. 20 Mitarbeitern und Ehrenamtlichen arbeiten rund um die Uhr, um auf vielfältige Weise zu helfen:

  • Notunterkünfte für Flüchtlinge auszustatten (Matratzen, Bettzeug, Kühlschränke, Küchengeräte, sanitäre Einrichtungen, Anmietung zusätzlicher Unterbringungskapazitäten…)
  • Bedürftige mit Essen zu versorgen, bis die Vorräte aufgebraucht sind (Lebensmittelpakete, warme Mahlzeiten)
  • Menschen bei der Evakuierung nach Israel zu helfen (Kosten für Fahrzeuge, Kraftstoff, zusätzliche Fahrer und Fahrzeuge)

Bislang ist es auch in den meisten Städten noch möglich, den jüdischen Gemeinden Notfall-Spenden zukommen zu lassen. Bis auf die eingekesselten Städte gibt es vielerorts in begrenztem Maß noch die Möglichkeit, Lebensmittel und Medikamente einzukaufen.

Die Umstände, unter denen unser Team arbeitet, sind lebensgefährlich. Auch unsere Mitarbeiter haben Angehörige, um die sie sich Sorgen machen. Das Telefon klingelt ununterbrochen, verzweifelte Menschen suchen Hilfe. Viele Tränen fließen, die physische und psychische Belastung ist enorm.

Aber wir wollen, wir müssen weitermachen, denn zu diesem Dienst hat Gott uns berufen – für eine Zeit wie diese! Ihre Gebete sind deshalb jetzt von entscheidender Bedeutung!

Die Ortsgemeinden sind gefragt

Aktivieren Sie Ihre Ortsgemeinde, um am kommenden Sonntag für die Notsituation in der Ukraine zu beten und Spenden zu sammeln. Gerne können Sie hierbei ein Video zeigen, sprechen Sie uns an.

Hier können Sie spenden: https://csi-aktuell.de/spenden/

Herzlichen Dank!

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