Was können Christen heute gegen Antisemitismus tun?

Was können Christen heute gegen Antisemitismus tun?

Während der Novemberpogrome 1938 brach sich in Deutschland Judenhass in Zerstörung von Synagogen und jüdischen Geschäften Bahn
Während der Novemberpogrome 1938 brach sich in Deutschland Judenhass in Zerstörung von Synagogen und jüdischen Geschäften Bahn, wie hier in Magdeburg. Foto: Bundesarchiv / Wikimedia Commons

Um Antisemitismus wirksam begegnen zu können, muss man informiert sein. Antisemitismus hat einen geistlichen Hintergrund. Bereits in 1. Mose 12,1-3 (der „Gründungsurkunde“ Israels) rechnet Gott damit, dass seinem „Israel-Projekt“ mit Feindschaft begegnet werden könnte. Antisemitismus ist im Kern also die Kehrseite der Erwählung Israels.

Deshalb spricht Gott eine Schutzformel aus: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen.“ Damit will Gott der Judenfeindschaft entgegenwirken. In Offenbarung 12 wiederum ist von einer „Sternenfrau“ die Rede (Israel), die den Messias zur Welt bringt (Jesus) und von einem Drachen verfolgt wird (Satan), der sie vernichten will. Die Quelle des Antisemitismus ist der Satan, der sich gegen Gott auflehnt, indem er gegen Israel vorgeht. Dieser Hintergrund erklärt, warum Antisemitismus ein Menschheitsphänomen ist, zu allen Zeiten vorlag und nahezu überall auf der Welt anzutreffen ist, wie eine Pandemie. Das bedeutet jedoch nicht, dass Judenfeindschaft nicht zu bekämpfen wäre! Sie wird nur nicht auszurotten sein. Der Kampf gegen Antisemitismus wird wohl erst enden, wenn Jesus wiederkommt.

Konflikte zwischen „Geschwister-Religionen“

Ein großer Teil antisemitischer Untaten geht auf das Konto von Religionskonflikten. So war im Mittelalter das Christentum der Treiber antisemitischer Gewalt; heutzutage ist Judenfeindschaft von Muslimen eine globale Gefahr. Während sich das Christentum von Antisemitismus distanziert hat und zunehmend die Verbundenheit mit dem Judentum betont, gibt es im Islam noch immer einen ausgeprägten Judenhass. Er reicht bis dahin, den Staat Israel vernichten und die Juden ins Meer treiben zu wollen. Erschreckend ist, wie Muslime sich weltweit mit antiisraelischen Gewalttaten solidarisieren.

So reagierten Muslime in Deutschland auf die jüngsten Massaker der Hamas mit öffentlichen Hasstiraden gegen Israel und Übergriffen gegen Juden in ihrer Nachbarschaft. Man reibt sich die Augen: Warum wird der Düsseldorfer Jude angegriffen, der doch mit Israel gar nichts zu tun hat? Und warum feiern deutsche Muslime die Gewalttaten der Hamas, wo Israel sie doch gar nicht betrifft? Die Antwort kann nur lauten: Weil Israel- und Judenhass im Islam verankert ist und weiter geschürt wird. Anders die Juden: Sie haben weder gegen das Christentum noch gegen den Islam etwas. Sie wollen lediglich in Ruhe gelassen werden, um ihren Glauben in Frieden leben zu können.

Erscheinungsformen und Varianten

Judenfeindschaft gibt es in unterschiedlichen Formen. Im Allgemeinen spricht man von Antisemitismus (Judenhass), doch gibt es auch Anti-Judaismus (Hass gegen das Jüdische), Anti-Israelismus (Israelfeindschaft) und Anti-Zionismus (Ablehnung der Rückkehr der Juden nach Israel). Die Bandbreite der Feindschaft reicht von unbewussten Reflexen bis hin zu Gewaltexzessen und Blutbädern. Oft werden drei Kriterien angeführt, um antisemitisches Gedankengut bestimmen zu können: Dämonisierung („Die Juden sind böse, grausam, teuflisch … “), Delegitimierung („Die Juden bzw. den Staat Israel sollte es gar nicht geben“), doppelte Standards (von den Juden erwartet man mehr als von anderen und von sich selbst).

Antisemitismus zeigt sich heute oft in Israelkritik. Aber darf man denn Israel nicht kritisieren? Doch, das darf man. Es ist nur die Frage, warum man das will und wie man das tut. Wenn Israel weniger kritisiert wird als die menschenverachtende Diktatur in Nordkorea, ist alles in Ordnung. Doch das Gegenteil geschieht. Ein prominentes Beispiel: Über 50 Prozent aller UN-Resolutionen gingen in den letzten Jahren an Israel, den einzigen demokratischen Rechtsstaat in Nahost – eine Verzerrung grandiosen Ausmaßes. Dahinter steht Antisemitismus.

Antisemitismus bekämpfen

Um Antisemitismus bekämpfen zu können, muss man ihn erst einmal wahrnehmen. Anhand der oben genannten Kriterien kann man das üben und das eigene Sensorium schärfen. Das gelingt allerdings nur, wenn man selbst frei ist: Sind meine eigenen Gedanken den Juden / Israel gegenüber rein, gerecht, fair, freundlich, liebevoll, positiv und wertschätzend? Klarheit und Erkenntnis wachsen in der Beschäftigung mit dem Holocaust und mit den Juden heute. Die aufrichtige Auseinandersetzung weckt den inneren Widerstand gegen Judenfeindlichkeit („Nie wieder“). Sie fördert Verständnis für die Juden, Empathie und den Wunsch, sich für Juden einzusetzen. So kann man den Weg finden, zum Segen für das jüdische Volk zu werden, und das ist Gottes Ziel für alle Nichtjuden (vergleiche 1. Mose 12,3).

Aus der Position des Segnens kann man Antisemitismus, wo immer er begegnet, ansprechen, aufdecken und korrigieren. Da Judenfeindschaft meist auf Unwahrheit basiert, kann man die Wahrheit dagegensetzen – ein wirksames Gegenmittel. Wenn viele das tun, prägt dies das öffentliche Klima: Juden fühlen sich wohl, die Gesellschaft findet in ein positives Verhältnis zu Israel. Um darauf hinzuwirken, braucht es keine übermenschlichen Fähigkeiten. Echte Menschlichkeit genügt.

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