Doron Almog, Präsident der Jewish Agency: Ein Leben für den Staat Israel

Doron Almog, Präsident der Jewish Agency: Ein Leben für den Staat Israel

Doron Almog erhielt 2016 den Israel-Preis in Anerkennung seiner Lebensleistung. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Vierunddreißig Jahre lang kämpfte Doron Almog für sein Land. Er war einer der Soldaten, die die spektakuläre Rettungsaktion im ugandischen Entebbe leiteten. Als Kommandeur des Südkommandos der israelischen Armee nahm er an Hunderten von Gefechten teil. Er verlor seinen Bruder im Jom-Kippur-Krieg 1973 und wurde für seinen Beitrag für den Staat Israel mit dem renommierten Israel-Preis ausgezeichnet. Er selbst sagt: „Das jüdische Volk ist dazu berufen, ein Licht für die Völker zu sein. Dazu müssen wir in erster Linie füreinander ein Licht sein.“

Von Sara van Oordt-Jonckheere, Christians For Israel Niederlande, aus dem Englischen übersetzt von Anja Weippert

Doron Almog wurde in der israelischen Stadt Rischon LeZion als Doron Avrotzky geboren. Seine Großeltern waren 1910 aus der Ukraine nach Israel ausgewandert, als das Land noch unter osmanischer Herrschaft stand. Dorons Vater wurde 1927 geboren, seine Mutter 1929. „Sie hatten beide einen Traum: die Herrschaft des britischen Mandats zu beenden und einen jüdischen Staat zu gründen. Dieser Traum ging 1948 in Erfüllung“, erzählt Doron.

„Ich wurde in dem Glauben erzogen, dass wir bereit sein müssen, unser Leben zu geben, um Israel zu verteidigen, weil wir kein anderes Land haben. Ich sage immer, dass die Opferung von Isaak in unserem Haus stattfand. Abraham nahm das Schwert und war bereit, seinen Sohn Isaak zu opfern. Unsere Generation wurde mit diesem Schwert im Herzen geboren. Viele Menschen aus meiner Generation sind im Kampf für die Freiheit des jüdischen Staates gestorben. Diese Bereitschaft, sich zu opfern, ist typisch für Israel.“

Für Doron war es eine Ehre, der Armee beizutreten, aber es war auch eine dringende Notwendigkeit: „Wir waren und sind bedroht von der Hisbollah im Libanon, vom Iran, von der Hamas in Gaza und von allen möglichen Gruppen, die die Existenz Israels nicht zulassen. Gleichzeitig strecken wir unsere Hände für Frieden aus. Wir haben bereits mit einer Reihe von Ländern Friedensabkommen geschlossen. Ich würde es gerne sehen, wenn sich dieser Frieden auf andere arabische Länder ausbreiten würde. Aber gleichzeitig müssen wir die Bedrohung, der Israel ausgesetzt ist, realistisch einschätzen.

Ein Schwur

Einer der schwierigsten Momente in Dorons Leben war das Telefongespräch mit seiner Mutter am 24. Oktober 1973. Der Jom-Kippur-Krieg war gerade zu Ende gegangen, ein Krieg, in dem er gekämpft und etwa einhundert geliebte Menschen verloren hatte: „Ich war damals 22, mein Bruder Eran war 20 Jahre alt. Während dieses Telefonats sagte mir meine Mutter: ‚Wir haben Eran verloren.’ Als ich später den Tod meines Bruders untersuchen wollte, stellte ich fest, dass er zurückgelassen worden war. Als Panzerkommandant war er durch eine Explosion aus dem Panzer geschleudert worden. Mein Bruder und ich, wir hatten Träume. Unser Traum war es, nach unserem Militärdienst gemeinsam eine Pferderanch aufzubauen. Aber dazu kam es nicht. Ich habe mir danach geschworen, in meinem Dienst für das Land niemals einen verwundeten Soldaten zurückzulassen.“

Doron (r.) und sein Bruder Eran wollten nach ihrem Militärdienst eine Pferderanch aufbauen. Doch Eran starb mit 20 Jahren im Jom-Kippur-Krieg. Foto: privat

Einer der Militäreinsätze, an denen Doron Almog teilnahm, fand in Entebbe in Uganda statt. Eine Gruppe von sieben palästinensischen Terroristen hatte eine Air-France-Maschine mit 105 israelischen Geiseln an Bord entführt. Israel führte daraufhin eine verdeckte Rettungsaktion durch, um die Geiseln zu befreien.

Doron erzählt rückblickend: „Als wir die Nachricht von der Geiselnahme in Israel hörten, sagten die Soldaten meiner Einheit: ‚Bringt uns nach Entebbe.’ Sie waren bereit, ihr Leben zu geben, um die Geiseln zu befreien. Meine Einheit war die erste, die am 3. Juli 1976 um 23 Uhr in Entebbe landete. Unsere Aufgabe war es, die Landebahn für das Flugzeug zu räumen, das die Geiseln befreien sollte. In Entebbe haben wir das Unmögliche geschafft: Es war ein Wunder. Keiner von uns kannte die Situation vor Ort, nichts verlief nach Plan.“

Nahezu alle 105 Geiseln wurden bei dieser verdeckten Aktion gerettet. Einer der Soldaten, Joni Netanjahu, der Bruder des derzeitigen Premierministers Benjamin Netanjahu, wurde in Entebbe getötet. „Entebbe zeigt die Inspiration, den Geist unseres Volkes. Die Idee der Einheit, die Bereitschaft, das Unmögliche zu tun. Das ist es, was Israel auszeichnet: bereit zu sein, das Leben derer zu retten, die in Not sind“, sagt Doron Almog.

Der größte Lehrmeister

„Ich habe meinen zweiten Sohn nach meinem verstorbenen Bruder benannt. Eran wurde mit einer schweren Form von Autismus und einer schweren geistigen Behinderung geboren. Als die Diagnose gestellt wurde, sagte der Arzt, Eran würde nie sprechen oder laufen können. Obwohl er nie ein Wort sprach, war er mein größter Lehrmeister. Er lehrte mich: Wie ist es, mit einer Behinderung zu leben? Wie ist es, ausgegrenzt oder diskriminiert zu werden? Er lehrte mich auch, dass eine Gesellschaft daran gemessen wird, wie sie ihre schwächsten Mitglieder behandelt. Für Eran beschloss ich, das Militär zu verlassen und mich darauf zu konzentrieren, diese Stigmatisierung zu überwinden. Am 12. Juni 2000 erhielten wir von der israelischen Regierung die Zusage, ein Dorf für Kinder mit Behinderungen zu bauen. Dieses Dorf wurde zu Adi Negev, in Erinnerung an meinen lieben Sohn Eran, der 2007 verstorben ist.“

Doron Almog mit seinem im Alter von 23 Jahren verstorbenen Sohn Eran, seinem größten Lehrmeister. Foto: privat

Im August 2022 wurde Doron Almog zum Vorsitzenden der israelischen Einwandererorganisation Jewish Agency ernannt: „Die Jewish Agency ist die Brücke zwischen dem Staat Israel und allen jüdischen Gemeinden weltweit. Unsere Hauptaufgabe ist es, das jüdische Volk zu vereinen. Wir sind unterschiedlich in unseren Meinungen, unterschiedlich in unseren religiösen Bekenntnissen und unterschiedlich in unseren Charakteren. Aber Israel ist der Kitt, der uns zusammenhält.“

Ein Blick in die Zukunft

Die jüngsten Wahlen in Israel Ende 2022 haben zu einer sehr komplexen Zeit geführt, in der es zu zahlreichen Demonstrationen im Land gekommen ist. „Wenn Sie mich fragen, leben wir heute in einer der schwierigsten Zeiten in der Geschichte des Staates Israel. Unsere Gesellschaft ist extrem gespalten. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir die Einheit bewahren. In der Unabhängigkeitserklärung heißt es: Wir wollen ein jüdisches, demokratisches und freies Land sein. Ich bete dafür, dass wir diese Einheit wiederfinden können. Ich hoffe, dass man sich später an mich als jemanden erinnern wird, der geholfen hat, diese Einheit in Israel wiederherzustellen. Die Jewish Agency for Israel hat die Aufgabe, auf dieses Ziel einer größeren Einheit hinzuarbeiten und alle Teile des jüdischen Volkes zusammenzubringen, egal wie unterschiedlich oder weit entfernt sie sind. Wir sind zwar nicht einheitlich, aber wir müssen vereint sein. Das jüdische Volk ist dazu berufen, ein Licht für die Völker zu sein. Dazu müssen wir in erster Linie ein Licht füreinander sein.“

Doron Almog: Zur Person

Generalmajor Doron Almog, Jahrgang 1951, begann seine militärische Laufbahn im Jahr 1969. Im Februar 1973 nahm er als Offizier an einer israelischen Razzia im Libanon teil, um Ziele der palästinensischen Fatah-Organisation zu zerstören. Während des Jom-Kippur-Krieges kämpfte er an der Sinai-Front und befehligte später die Aufklärungskompanie der 35. Fallschirmjägerbrigade.

Doron Almog hat unter anderem 1982 im Libanonkrieg für Israel gekämpft. In Kriegen und durch Anschläge hat er viele Angehörige, Freunde und Kameraden verloren. Foto: privat

1976 war Almog der erste Soldat, der auf der Landebahn im ugandischen Entebbe eintraf und sie für ankommende israelische Flugzeuge markierte und sicherte. Während dieser Rettungsaktion von 105 israelischen Geiseln leitete er die Eroberung des Kontrollturms des Flugplatzes.

In den Jahren 1984 bis 1985 befehligte Almog die „Shaldag-Einheit“ in einer geheimen Operation, bei der siebentausend Juden aus Äthiopien unter größter Geheimhaltung nach Israel gebracht wurden; später wurde dies als „Operation Moses“ bekannt.

In seiner letzten Position in der israelischen Armee leitete er von 2000 bis 2003 das Südkommando, das die Grenze des Gazastreifens gegen die Infiltration militanter Palästinenser sicherte. Seit 2022 ist Doron Almog Präsident der israelischen Einwanderungsorganisation Jewish Agency.

Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 134. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.

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