Pessach – ein Fest der Freiheit

Pessach – ein Fest der Freiheit

Bittere Kräuter oder Chicorée auf dem Sederteller erinnern an die Sklaverei in Ägypten, Knochen oder Fleisch symbolisieren das Passah-Lamm. Foto: Canva

Am heutigen Donnerstagabend beginnt das jüdische Pessachfest. Es ist eines der wichtigsten Feste des Judentums und erinnert an den Auszug aus Ägypten, also an die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei.

In 2. Mose 12,1-14 finden sich detaillierte Bestimmungen, wie Pessach gefeiert werden soll. Von jeher wird an Pessach anstatt Brot der dem Knäckebrot ähnliche Mazzen gegessen, der ohne Sauerteig hergestellt wird. Er erinnert an das Brot, das in der Eile des Auszugs aus Ägypten schnell fertiggestellt werden musste und somit ohne Sauerteig gebacken wurde. Deshalb spricht man auch vom Fest der ungesäuerten Brote.  

Das jüdische Gebetsbuch umschreibt Pessach als Fest unserer Freiheit. Dabei geht es nicht nur ums Erinnern. Jeder Jude soll sich so betrachten, als ob er selbst am Auszug teilgenommen hätte. In der weltweiten Zerstreuung der Juden in aller Herren Länder wurde Pessach mit der Hoffnung auf die Rückkehr nach Israel verbunden: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“, ruft man einander zu. Dabei richtet sich die Hoffnung auch auf den kommenden Messias, der Israel wiederherstellen und das Reich Gottes auf Erden vollenden wird. Damit schließt sich der Kreis: Die Befreiung des Anfangs mündet in die endgültige Befreiung am Ende der Tage.  

In der Tempelzeit pilgerten die Israeliten nach Jerusalem, um dort das Fest zu begehen und im Tempel die Pessach-Lämmer zu schlachten. Dieser Brauch erinnert an das Schlachten der Lämmer in Ägypten. Ihr Blut wurde an die Türpfosten der Juden gestrichen, damit der Todesengel, der nur die erstgeborenen Söhne der Ägypter töten sollte, an den jüdischen Häusern vorüberging. Über Jahrhunderte machten sich die Juden zum Tempel auf, um das Fest dort gemeinsam zu feiern. Tausende strömten jedes Jahr nach Jerusalem. Deshalb gehört Pessach zu den sogenannten Wallfahrtsfesten

Heute ist Pessach ein Familienfest. Es dauert sieben Tage lang. Der genaue Termin wird anhand des jüdischen Kalenders ermittelt und liegt zwischen Ende März und Ende April, also in der christlichen Osterzeit. Zur Festvorbereitung werden in der Vorwoche sämtliche Nahrungsmittel aus Getreide verzehrt, verschenkt oder verkauft. Jeder noch so kleine Krümel wird bei einem umfassenden Hausputz beseitigt, so dass sich nirgendwo mehr etwas Gesäuertes finden kann. 

Der Höhepunkt liegt gleich zu Beginn des Festes, im Seder-Abend. Dieser Abend hat einen genauen Ablauf, den der Hausvater zelebriert. In mehreren Schritten folgt man der Erzählung des Auszugs aus Ägypten bis hin zum Bundesschluss am Sinai und dem Einzug in das gelobte Land. Die Speisen des Abends sind vorgegeben und haben alle eine symbolische Bedeutung. Ein wichtiger Zweck des Seder-Abends besteht darin, den Kindern die Befreiung Israels aus Ägypten tief in ihre Herzen einzuprägen. Deshalb beginnt die Feier mit der typischen Frage, die das jüngste Kind am Tisch stellt und mehrfach wiederholt: „Wodurch unterscheidet sich diese Nacht?“ 

Pessach und das Abendmahl

Jesus hat im Rahmen des letzten Pessach-Mahls mit seinen Jüngern das Abendmahl eingesetzt (Mt 26; Mk 14; Lk 22; 1. Kor 11). Damit schaltete sich Jesus an zentraler Stelle in die Geschichte Israels ein. Jesus machte seinen Jüngern klar, dass durch sein Blut der Bund zwischen Gott und Israel erneuert wird und so der Zugang zu Israels Wiederherstellung und Erlösung geschaffen wird. Israels Weg, der im Auszug aus Ägypten begann und im messianischen Friedensreich enden wird, läuft also über Jesus, den Messias Israels und Erlöser der Welt.  

Für uns Christen bedeutet dies umgekehrt, dass wir in den großen Bogen, den Gott mit Israel schlägt, mit hineingenommen sind. Beim Abendmahl geht es also nicht nur um die gemeinsame Erinnerung an Jesus und um persönliche Sündenvergebung. Der Horizont ist viel weiter. Es geht um die Zukunft Israels und der Welt. Deshalb feiern wir das Abendmahl, so sagt es Paulus ausdrücklich, bis Jesus wiederkommt (1. Kor 11,26). Dabei feiern wir aber immer auch Pessach: Das Fest der Befreiung Israels, den Retter-Gott Israels und die Zukunft, die dieser Gott für sein Volk vorbereitet hat.  

Gott ist ein Befreier. Israels erste Erfahrung mit Gott war eine grandiose Befreiungstat und am Ende wird sogar die ganze Welt befreit werden, wenn Jesus wiederkommt (1. Kor 15,20-28). So wichtig Vergebung ist, aber Gottes Thema ist Freiheit. Freiheit von jeder Form von Knechtschaft, Freiheit von allem Bösen, von Sünde, Teufel, Tod und Vergänglichkeit.  

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