Von Koen Carlier und Anemone Rüger
Nach wie vor ist Europas größtes Kernkraftwerk „AKW Saporoschje“ im russisch besetzten Energodar in russischer Hand. Berichten zufolge ist es teilweise vermint worden. Das Kraftwerk befindet sich am südlichen Ufer des mächtigen Dnepr, direkt gegenüber der Stadt Nikopol und etwa 40 Kilometer entfernt von der Großstadt Saporoschje. Als vor einigen Wochen ein Rückzug der russischen Truppen dort angekündigt wurde, befand sich die Region in höchster Alarmbereitschaft. Gleichzeitig erging ein Hilferuf der jüdischen Gemeinde an das Team von Christen an der Seite Israels (CSI) vor Ort.
„Überall wurde für den Ernstfall geprobt. Die Schulen haben Fluchtrouten erstellt. Die Lehrer sollten sich vorsichtshalber wattierte Masken nähen. In den Apotheken war alles Jod ausverkauft; es gab keine Fahrkarten mehr aus Saporoschje“, berichtet Jelena, unsere Ansprechpartnerin in der örtlichen jüdischen Gemeinde. „Da haben wir Koen um Hilfe gebeten. Er hat mit seinem Team wahre Wunder vollbracht. Innerhalb kürzester Zeit hatte er die Logistik für eine Evakuierung fertig. In dieser gefährlichen Situation kam er persönlich mit dem großen CSI-Bus und etlichen Minibussen.”
Auf dem Hinweg hatte das Team von Christen an der Seite Israels unter der Leitung von Koen Carlier Lebensmitteltüten für die jüdische Gemeinde geladen, auf dem Rückweg die kostbare Fracht der Evakuierten.
„Zuerst haben wir die Leute aus Nikopol evakuiert. Nur der Fluss ist zwischen ihnen und dem Kraftwerk“, so Jelena weiter. „Unter ihnen war auch ein älteres Ehepaar, Roman und seine Frau, die den Zweiten Weltkrieg noch miterlebt haben. Wir haben ihnen schon oft Hilfe angeboten. Aber jetzt erst war die Not so groß, dass sie ihre vertraute Wohnung verlassen haben.“
„Wir haben schon viel mitgemacht, aber diesmal war es einfach zu viel“, sagt der 83-jährige Roman. „In Nikopol haben wir von unserem Fenster direkt auf das Kraftwerk geschaut. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Aber alleine hätten wir auch nicht weggekonnt. Und dann kam Hilfe von euch! So schnell! Und mit so viel Herz! Das hätten wir uns nicht träumen lassen.“
Evakuierung in weniger gefährdete Gebiete und Hoffnung auf Rückkehr
Die Passagiere wurden teils in anderen Städten der Region, teils im Westen der Ukraine untergebracht. In der CSI-Notunterkunft konnten sie Pause machen und bei liebevoller Betreuung durch das Team auftanken. Die meisten hoffen, dass sie dauerhaft in ihre Häuser zurückkehren können. Doch für manche wird aus der Evakuierung eine Alijah mit einem One-Way-Ticket nach Israel.
„Es ist unglaublich, was Koen da mit seinem Team geleistet hat!“, sagt Leiterin Jelena. „Zu wissen, dass wir nicht allein sind, dass ihr als unsere Freunde Schulter an Schulter mit uns durch diese schwere Zeit geht, gibt uns die Kraft weiterzumachen. Wir sind euch so dankbar!
Es kann jederzeit jede Stadt treffen. Am stärksten unter Beschuss ist die Ostukraine, aber auch die Schwarzmeerküste und der Norden des Landes leiden wegen ihrer geografischen Nähe zu Russland an häufigen, zeitweise täglichen Angriffen. Auch andere Städte im Landesinnern werden mit Raketen beschossen; die Zahl der Opfer steigt täglich.
Unser Team ist weiter vor Ort – mit dem Vertrauen auf Gottes Schutz und mit der Rückendeckung vieler Gebete. Die nächste Anfrage zur Evakuierung kann jeden Moment kommen.
Würden Sie uns helfen, Angehörige der jüdischen Gemeinden aus den umkämpften Städten der Süd- und Ostukraine in Sicherheit zu bringen? Jede Spende hilft! (Spendenzweck: SOS Ukraine)