Sinaida und Grigori sind um einiges jünger, doch gesundheitlich so angeschlagen, dass wir sie bereits im ukrainischen Belaja Zerkow jahrelang über unser Patenschaftsprogramm unterstützt haben. Als die ersten Raketen über ihr Haus pfiffen, trafen sie ihre Entscheidung. Doch die fiel ihnen unendlich schwer – sie mussten den einzigen Sohn mit Familie zurücklassen, denn er ist im wehrfähigen Alter.
Es ist Schabbat Nachmittag, und es ist heiß, heiß, heiß. Grigori wartet auf uns am Straßenrand. Die beiden haben eine winzige Wohnung in Afula bei Nazareth gefunden, die sie sich gerade so leisten können von der Sozialhilfe, die sie jetzt empfangen.
„Meine ersten Eindrücke? Es war ein Schock“, erklärt Grigory. „Hier wird wirklich alles für die Menschen getan. Die Leute vertrauen einander. Da kann der Lebensmittelgroßhandel am Morgen das frische Gemüse vor der Ladentür abladen, und der Besitzer kommt erst eine halbe Stunde später, und alles steht noch da! Auch wie sich die Mitarbeiter der Stadt um uns kümmern – so etwas sind wir aus der Ukraine nicht gewohnt!“
Die freundliche Aufnahme hilft den beiden anzukommen. Ausgerechnet sie, die Senioren der Familie, sind nun die ersten, die ins Land gekommen sind. Die Kinder und Enkel vermissen sie sehr; sie telefonieren jeden Abend.
Mit dem heißen Klima hat besonders Sinaida große Probleme. Grigori war als Schlaganfallpatient damit überfordert, mehrere Stunden am Stück im Ulpan, dem Hebräisch-Intensivkurs, zu sitzen. Jetzt geben sie sich auf Anraten ihrer Betreuerin in der Stadtverwaltung etwas mehr Zeit und probieren es im Herbst noch einmal. Trotz aller Herausforderungen sind die beiden entschlossen, ihr neues Leben hier zu meistern. Dass sie dabei nicht allein sind, bedeutet ihnen unendlich viel.
„Ich kann nicht in Worte fassen, was ich fühle!”
„Als du mir eine Nachricht geschickt hast, dass ihr vielleicht vorbeikommt, habe ich erst gedacht, das ist ein Irrtum, vielleicht ein technischer Fehler“, sagt Sinaida. „Wir sind doch hier ganz allein und kämpfen uns Schritt für Schritt durch. ‚Grigory‘, habe ich gesagt, ‚die Anemone hat uns geschrieben.‘ Wir haben einen ganzen Abend von euch gesprochen. Dass jemand aus einem anderen Land daran denkt zu fragen, wie es uns jetzt geht! Mein Herz ist so voll von Emotionen. Ich kann nicht in Worte fassen, was ich fühle!“
Seit der Krieg in der Ukraine auch viele der Bedürftigen aus unserem Patenschaftsprogramm aus dem Land katapultiert hat, besuchen unsere CSI-Mitarbeiter verstärkt Überlebende, die unter diesen dramatischen Umständen Alijah gemacht und in Israel eine neue Heimat gefunden haben.
Die Juden, die wir in den letzten Monaten dank Ihrer Unterstützung aus der Ukraine evakuieren konnten, stehen jetzt vor der monumentalen Aufgabe, sich in einer völlig anderen Gesellschaft mit anderem Klima und unbekannter Sprache zu integrieren. Die Schrecken des Krieges sitzen vielen noch in den Knochen. Jeder hat liebe Angehörige und fast sein gesamtes Hab und Gut zurücklassen müssen. Mit Ihrer Hilfe und gemäß Gottes Verheißung für Sein Volk möchten wir diesen Menschen als Christen an der Seite Israels gern weiterhin Freunde und Unterstützer sein.
Wir danken herzlich für jedes Gebet und für jede Spende, mit der Sie unsere Hilfskation SOS Ukraine unterstützen!