Vom Kriegsgebiet Ukraine ins Kriegsgebiet Israel

Vom Kriegsgebiet Ukraine ins Kriegsgebiet Israel

Der Kibbutz Be'eri vor dem 7. Oktober 2023.
Der Kibbutz Be'eri vor dem 7. Oktober 2023. Seit dem Massaker der Hamas ist er eine Geisterstadt. Foto: CSI

Seit vielen Jahren unterstützt CSI eingewanderte Familien über das Programm „First Home in the Homeland“ bei der Integration in Israel. Viele von ihnen sind letztes Jahr aus dem Kriegsgebiet Ukraine geflohen. Wie geht es ihnen nach dem Großangriff der Hamas, seit dem sich Israel im Krieg befindet?

Be’eri – ein Stück vom Paradies, ganze fünf Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Orange blühende Flammenbäume, grüne Wiesen, gepflegte Gehwege, einladende kleine Häuschen für Familien, die nirgend anders mehr hinwollen. So kennen wir diesen Kibbutz im Norden der Negev-Wüste und so wurde er uns auch von Walja und Maja beschrieben, die wir dort im vergangenen Sommer mit einem kleinen CSI-Team besuchten. Sie waren wenige Monate zuvor mit ihrem kleinen Sohn Mark aus dem Kriegsgebiet Ukraine mit Hilfe von CSI nach Israel eingewandert und waren in das Intensiv-Integrationsprogramm „First Home in the Homeland“ aufgenommen worden. Be’eri und die Kibbutz-Gemeinschaft wurden buchstäblich ihr „erstes Heim im Heimatland“ und die kleine Familie war glücklich, als ihr Antrag auf Verlängerung um ein weiteres halbes Jahr genehmigt wurde.

Dieses Be’eri gibt es nicht mehr. Der Kibbutz ist verwüstet; immer noch werden Leichenteile von dem Massaker gefunden, das die Hamas am 7. Oktober dort anrichtete. Eine temporäre Militärbasis wurde eingerichtet. Ansonsten gleicht Be’eri einer Geisterstadt.

Sie hatten Glück

Ich traue mich kaum, Valeria nach „unseren“ ukrainischen Neueinwanderern zu fragen. Valeria – selbst erst vor anderthalb Jahren erst aus Russland eingewandert – betreut das Programm und ist seit jenem unfassbaren Schabbat rund um die Uhr im Einsatz, um den Familien zu helfen. Sie hat eine gute Nachricht: „Walja und Maja sind gerade vor zwei Monaten ein paar Ortschaften weiter nach Sderot umgezogen“, berichtet Valeria. „Sie hatten Glück. Aber Sderot wurde dann auch angegriffen. Sie sind jetzt bei Freunden erstmal in Sicherheit.“

Wir hören viele solcher Beinahe-Geschichten. Auch von Valerias Kollegin, die in einem Kibbutz südlich am Gazastreifen wohnt und am schicksalhaften Schabbat eigentlich mit der Familie einen Ausflug an den schönen Sandstrand bei Zikim machen wollte. Es wäre eine Todesfalle gewesen. Stattdessen verbrachte sie qualvolle Stunden im Dunkeln ohne Strom im Schutzbunker. Sie und ihre Familie konnten gerettet werden – schwer traumatisiert. Doch viele ihrer Freunde, viele Klassenkameraden ihrer Kinder leben nicht mehr.

Hilfe für neu eingewanderte Familien

„Wir haben mehr als 150 Familien im Programm“, erzählt Valeria. „Sie sind alle in Sicherheit. 20 von ihnen mussten evakuiert werden – die meisten aus dem Süden, aus Or HaNer und Nir Am, aber auch einige, die an der Grenze zum Libanon wohnen.“

Das Mitarbeiterteam, das der Einwandererorganisation Jewish Agency untersteht und von CSI finanziell unterstützt wird, tut alles Menschenmögliche, um die Familien zu versorgen. „Das Wichtigste für die Familien sind im Moment gute Informationen“, sagt Valeria. „Wir bieten verschiedene Zoom-Meetings an, um einfach mit den Familien zu reden. Es gibt psychologische Hilfe; es gibt viele Aktivitäten, um besonders die Kinder aufzufangen. Die Sprachkurse laufen weiter, die Leute wollen weiter Hebräisch lernen. Aber es wird auch praktische Unterstützung gebraucht – die evakuierten Familien können ja jetzt nicht arbeiten und sind in allem auf Hilfe angewiesen.“

Und die Hilfe kommt. Nachbarn rücken zusammen; selbst Neueinwanderer, die noch dabei sind, in Israel Fuß zu fassen, schauen, wo sie gebraucht werden.

Alle halten zusammen

„Einer unserer lokalen Koordinatoren ist in Or HaNer geblieben, ganz nahe am Gazastreifen, um den Kibbutz mit zu bewachen und die IDF-Soldaten dort zu versorgen. Er rief mich an, um zu fragen, ob ich Hilfe brauche!“, berichtet Valeria. „Eine andere Mitarbeiterin, deren Mann eingezogen wurde, backt Kuchen für die Soldaten. Jeder macht irgendwie mit, auch unsere Olim (Neueinwanderer).“

Brief der siebenjährigen Kira, die erst vor kurzem mit ihren Eltern nach Israel eingewandert ist, an einen israelischen Soldaten: „Vielen Dank, dass ihr uns beschützt!“ Foto: First Home in the Homeland

Wie reagieren die vielen Familien, die mit großen Hoffnungen auf ein glückliches neues Leben aus dem Kriegsgebiet Ukraine gekommen sind, auf die Ereignisse? „Bisher hat uns noch niemand gesagt, dass er bereut, hierhergekommen zu sein“, so Valeria. „Wir bekommen viele Nachrichten, in denen sich die Familien bedanken, dass sie hier so gut versorgt werden.“

„Wir sind in Sicherheit – dank dem Einsatz von Slava und den Leuten aus dem Kibbutz. Wir sind so froh, dass wir gerade diesem Kibbutz zugeteilt wurden, trotz all dem Horror“, schreibt eine Familie. Und eine andere: „Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, wie mitfühlend die Menschen um uns herum sind. Ich habe keine Sekunde lang bereut, dass ich Israelin geworden bin. Wir sind stolz, Teil dieser großartigen Nation sein zu dürfen!“

Alle versuchen tapfer zu sein, zusammenzuhalten und etwas zu unternehmen, das anderen hilft. „Alle haben Angst, natürlich“, sagt Valeria. „Keiner weiß, was morgen sein wird, was in einer Stunde ist. Was uns jetzt hilft, ist Freunde um uns zu haben. Wir brauchen eure Unterstützung wie die Luft zum Atmen. Eure Gebete sind der Boden unter unseren Füßen.“

Anmerkung: Auch die Jugendlichen, die Anfang September durch CSI-Unterstützung mit den Jugendprogrammen „Na’aleh“ und „Selah“ nach Israel kamen, sind in Sicherheit. Dasselbe können wir nach jetzigem Stand von den Holocaust-Überlebenden und Senioren aus unserem Patenschaftsprogramm sagen, die seit Anfang vergangenen Jahres in Israel eingewandert sind. Wir werden auch über diese Gruppen im Detail berichten.

Als Christen an der Seite Israels arbeiten wir eng mit unseren jüdischen Partnern Keren Hayesod und der Jewish Agency zusammen, um nach dem Großangriff der Hamas in Israel schnelle Hilfe leisten zu können. Wie Sie Israel in dieser schweren Zeit unterstützen können, erfahren Sie hier!

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