Danke war für Karol Mannheimer ein heiliges Wort. Im Leben und Sterben der Holocaust-Überlebenden kam dies zum Ausdruck.
Am 28. März dieses Jahres starb die Schoah-Überlebende Karol Mannheimer. Von ihr haben wir in den vergangenen zwei Zeitungsausgaben berichtet. Karol starb im Kreise ihrer Familie. Auch Shira, ihre langjährige Freundin, hatte die Ehre diesen kostbaren Moment mitzuerleben. Dieser Moment entsprach ganz dem Leben von Karol. Bis zwei Wochen vor ihrem Tod hat sie sich mit ihren 98 Jahren noch weitestgehend selbst versorgt. Wegen einer beidseitigen Lungenentzündung, von der sie sich nicht mehr erholte, kam Karol Mitte März ins Krankenhaus. Ihre letzte Lebenswoche hat sie mit Hilfe einer Pflegekraft zuhause in Tekoa verbracht.
So war es möglich, dass Karol sich bewusst von ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln verabschieden konnte. Noch einmal konnte sie allen ihre tiefe Liebe und Wertschätzung ausdrücken, die sie für sie empfand. Auch wie stolz sie auf ihre Familie war. Sie sah ihre Familie als Diamanten an. Ihre zwei Töchter waren echte Diamanten für sie. Oft sprach Shira mit ihr über das Leben, den Schmerz des Holocaust und wie das alles für sie war. Karol sagte immer, sie habe um nichts in der Welt ein anderes Leben haben wollen. Sie hatte Frieden gefunden mit ihrem Leben und sie war so dankbar für alles, was sie hatte.
Sehr schwer für sie war, dass sie an ihrem Lebensabend auf Hilfe angewiesen war. Die Pflegerin meinte, wann immer sie etwas für Karol tat, habe diese sich dafür bedankt. Sie habe sich zudem in einer sehr liebevollen Weise bedankt. Danke war für Karol ein heiliges Wort – danke war Karols Wort für ihr Leben.
Karol starb in Frieden. Sie hat aufgehört zu sprechen und dann aufgehört zu atmen. All dies war eingebettet in das jüdische Gebet „Schma Israel“ durch ihre Familie und in Psalmpreisungen. Nun ist sie bei den Menschen, die sie so sehr liebte. Karol hatte so viel Liebe in sich und jeder der sie traf, wurde damit beschenkt. Auch ich durfte dies erfahren. Und ich bin dankbar dafür, auch nach Karols Tod mit ihrer Tochter Lea in Verbindung zu sein. Meine Hoffnung ist, dass einmal meine Enkelkinder gemeinsam mit Karols Urenkeln in Tekoa spielen können. Schalom, Karol!
Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 133. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.
Frühere Beiträge über Karol Mannheimer und ihr bewegendes Leben haben wir im Januar und März dieses Jahres veröffentlicht.