Eine Bibelarbeit: Rahab – Bann oder Erbarmen

Eine Bibelarbeit: Rahab – Bann oder Erbarmen

In Jericho, der am tiefsten gelegenen Stadt der Welt, wohnte zu biblischer Zeit die Hure Rahab. Heute gehört Jericho zum Gebiet der Palästinensischen Autonomie. Foto: Canva/dominiquelandau

Vor 3000 Jahren gab Gott den Israeliten den Auftrag, die Stadt Kanaan einzunehmen und keinen Bewohner am Leben zu lassen. Doch mit der Hure Rahab schlossen israelitische Kundschafter einen Handel, den Gott akzeptiert. In dieser Bibelarbeit beleuchtet der Autor Rolf Weiss die spannende Geschichte Rahabs, der Urgroßmutter König Davids.

Von: Rolf Weiss

Vor mehr als 3000 Jahren gab Gott klare Anweisungen an Mose, als dieser mit dem Volk Israel unterwegs war – auf dem Weg von Ägypten ins verheißene Land. Diese uralte Geschichte ist gleichzeitig so aktuell, als wäre sie gestern geschehen. Sie ist so aktuell, weil Vieles davon auch heute noch jeden Tag geschieht – nicht nur in Jericho, sondern auch in Deutschland und anderswo. Gottes Befehle waren klar: „… du sollst an den Kanaanitern wegen ihren Sünden den Bann vollstrecken, keinen Bund schließen, nicht gnädig sein“ usw. (5. Mose 7,1-3):

„Wenn dich der HERR, dein Gott, ins Land bringt, in das du kommen wirst, es einzunehmen, und er ausrottet viele Völker vor dir her, die Hetiter, Girgaschiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, sieben Völker, die größer und stärker sind als du, und wenn sie der HERR, dein Gott, vor dir dahingibt, dass du sie schlägst, so sollst du an ihnen den Bann vollstrecken. Du sollst keinen Bund mit ihnen schließen und keine Gnade gegen sie üben und sollst dich mit ihnen nicht verschwägern; eure Töchter sollt ihr nicht geben ihren Söhnen und ihre Töchter sollt ihr nicht nehmen für eure Söhne.“

Was bedeutet den „Bann vollstrecken“?

„Den Bann vollstrecken“ heißt, niemand soll am Leben bleiben, weder Mensch noch Vieh. Ist das wieder so eine blutige Geschichte aus dem Alten Testament? Eroberung, Krieg, Bann? Oder viel mehr?

Gott hatte klare Befehle gegeben, wie Mose und später Josua mit den Kanaanitern wegen ihren Sünden verfahren sollen. Jericho ist vielleicht die älteste Stadt der Welt. Wüste, Oase, Wasserquelle, Palmenstadt – seit Josuas Zeit. Damals Verkehrsknoten am Nordende des Toten Meeres, Rastplatz für Karawanen, Umschlagplatz für Waren – und für Informationen. Man wusste in Jericho Bescheid, was in der bekannten Welt geschah. Ohne Telefon. Ohne E-Mail. Ohne Internet. Eine starke Festung, eine reiche Stadt. Und ein Platz für Klatsch und Tratsch. Und eine durch und durch heidnische Stadt, Baalskult, Kinderopfer, Tempelprostitution, eine Stadt, deren Maß an Sünden voll war.

Inzwischen lagerte das Volk Israel östlich des Jordans im Gebiet von Moab, im heutigen Jordanien. In drei Tagen sollte es über den Jordan gehen, so lesen wir in Josua 1, 10 bis 11; die Entscheidung war also schon gefallen:

„Da befahl Josua den Aufsehern des Volkes: Geht mitten durch das Lager und befehlt dem Volk und sprecht: Versorgt euch mit Wegzehrung, denn in noch drei Tagen werdet ihr über diesen Jordan ziehen, um hineinzugehen, das Land einzunehmen, das der HERR, euer Gott, euch gibt, es zu besitzen!“

Ein unnötiger Auftrag?

Da aber gab Josua noch einen Auftrag, der militärisch gesehen eigentlich unnötig war. Er schickte zwei Elite-Soldaten in eine lebensgefährliche, feindliche Stadt mit der Aufgabe: „Geht, seht euch das Land an und Jericho!“ (Jos 2,1). Spione! Die beiden hatten nun ein Problem. Ein feindliches Land ansehen ist schon schwierig genug. Erst recht eine feindliche, gut bewachte Stadt in Vorbereitung auf Krieg. Getarnt als harmlose Reisende suchten sie einen öffentlich zugänglichen Platz, an dem auch aller Tratsch bekannt war. Was ist da am besten geeignet? Eine einfache Kneipe oder in ihrem Fall ein Bordell – damals wohl kein großer Unterschied. Die Geschichte können wir in Jos. 2, 1-11 nachlesen:

„Josua aber, der Sohn Nuns, sandte von Schittim zwei Männer heimlich als Kundschafter aus und sagte ihnen: Geht hin, seht das Land an, auch Jericho. Die gingen hin und kamen in das Haus einer Hure, die hieß Rahab, und kehrten dort ein. Da wurde dem König von Jericho angesagt: Siehe, es sind in dieser Nacht Männer von den Israeliten hereingekommen, um das Land zu erkunden. Da sandte der König von Jericho zu Rahab und ließ ihr sagen: Gib die Männer heraus, die zu dir in dein Haus gekommen sind; denn sie sind gekommen, um das ganze Land zu erkunden. Aber die Frau nahm die beiden Männer und verbarg sie. Und sie sprach: Ja, es sind Männer zu mir hereingekommen, aber ich wusste nicht, woher sie waren. Und als man das Stadttor schließen wollte, da es finster wurde, gingen die Männer hinaus, und ich weiß nicht, wo sie hingegangen sind. Jagt ihnen eilends nach, dann werdet ihr sie ergreifen. Sie aber hatte sie auf das Dach steigen lassen und unter den Flachsstängeln versteckt, die sie auf dem Dach ausgebreitet hatte. Die Verfolger aber jagten ihnen nach auf dem Wege zum Jordan bis an die Furten, und man schloss das Tor zu, als sie draußen waren. Und ehe die Männer sich schlafen legten, stieg Rahab zu ihnen hinauf auf das Dach und sprach zu ihnen: Ich weiß, dass der HERR euch das Land gegeben hat; denn ein Schrecken vor euch ist über uns gefallen, und alle Bewohner des Landes sind vor euch feige geworden. Denn wir haben gehört, wie der HERR das Wasser im Schilfmeer ausgetrocknet hat vor euch her, als ihr aus Ägypten zogt, und was ihr den beiden Königen der Amoriter, Sihon und Og, jenseits des Jordans getan habt, wie ihr an ihnen den Bann vollstreckt habt. Und seitdem wir das gehört haben, ist unser Herz verzagt und es wagt keiner mehr, vor euch zu atmen; denn der HERR, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden.“

Die Bibel beleuchtet wie mit einem Scheinwerfer eine Person: eine „Hure“, wie es hier heißt, mit dem Namen Rahab. Ihre gesellschaftliche Stellung? Ob Gastwirtin oder Prostituierte, auf jeden Fall damals eine angesehene Person des Mittelstandes. Immerhin hatte sie ein Haus. Sie war ein Kind ihrer Zeit. Sie ist mit den Maßstäben ihrer Kultur aufgewachsen. Prostitution war damals in Kanaan nicht verpönt, die Ausübung war angesehen, besonders im Tempeldienst. Wir wissen nicht, wie Rahab zu diesem Beruf kam. Sah sie darin eine Möglichkeit, sich in der damaligen Kultur eine Existenz aufzubauen – oder wurde sie schon als junges Mädchen zum Tempel gebracht, um dort als Prostituierte zu dienen? Wir brauchen sie nicht schlechter zu machen als sie war – oder wollen wir im Kontrast nur besser aussehen? Wie manche Pharisäer? Jedenfalls wurde sie von Gott genauso geliebt wie du und ich.

Rahabs Erkenntnis

Alle in Jericho wussten von dem bevorstehenden Angriff der Israeliten. (Jos. 2,10). Was tat nun Rahab? Sie versteckte die beiden Kundschafter und täuschte die Gesandten ihres Königs, so dass diese die Israeliten nicht fanden. Und dann verhandelte sie mit den beiden um ihre Rettung und die ihrer Familie. Ihr Bekenntnis, „Ich habe erkannt, dass der HERR euch das Land gegeben hat …“, ist von einer ungewöhnlichen Klarheit. Aber sie hat nicht nur erkannt: „Denn der HERR, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf der Erde.“ Sie machte auch den Gott der Hebräer zu ihrem Gott. Und sie hat auch so gehandelt. Ihre Erkenntnis führte direkt zu der einzig angemessenen Konsequenz. Sie stellte sich ganz auf die Seite des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs, den sie nur vom Hörensagen kennen konnte. Sie entschied sich für ihn, ohne alle Einzelheiten der Folgen zu kennen. Ihre Entscheidung für Gott war alles umfassend, eindeutig und kompromisslos. So schloss sie einen Vertrag mit den beiden Israeliten: Als Belohnung für ihr Bekenntnis und für ihre Hilfe sollten sie und ihre Verwandtschaft verschont werden, wenn Jericho fällt. Als Bedingung sollte sie nur ein rotes Seil in ihr Fenster knüpfen, und ihre Leute sollten bei ihr im Haus sein.

Aber war Jericho nicht eine der kanaanäischen Städte, die Gott verworfen hatte wegen der Gräuel, die dort geschahen? (5. Mo 7,1-3) Ja, sicher. Aber auch in diesem Punkt müssen wir realistisch bleiben. Ich weiß nicht, wie viele Einwohner Jericho damals hatte, wahrscheinlich einige Tausend. In der Kernstadt sicher weniger, der alte Stadthügel ist nicht groß. Ich weiß auch nicht, wieviel Kinder damals pro Jahr als Opfer für ihre Götter ermordet wurden, vielleicht ein paar Dutzend? Schlimm, wirklich schlimm! Aber versuchen wir doch einmal, eine Brücke in unsere Zeit zu schlagen. Wenn wir von einer Stadt von 30.000 Einwohnern ausgehen, wird es klarer. Rechnen wir die Zahl der jährlichen Abtreibungen in Deutschland (100.000 bis 120.000 + Dunkelziffer) auf diese Einwohnerzahl um, so kommen wir auf eine Zahl von etwa 50 pro Jahr oder 1 pro Woche – jede Woche. Das ist unsere Situation! Heute! Besser als Jericho?

Jetzt wird diese alte Geschichte aus Josuas Zeit plötzlich hoch aktuell. Welchen Göttern werden heute die Kinder geopfert? Sie heißen nicht mehr Baal, Ashera oder Astarte, sondern Beruf, Karriere, Geld, vielleicht auch Auto, Haus oder Bequemlichkeit.

Der Bibeltext sagt uns nicht allzuviel über die Reaktionen der andern in Jericho. Es heißt nur, dass sie verzagt waren und kein rechter Mut mehr in ihnen war. Wussten die andern in Jericho nicht um ihre Lage? Oder wollten sie es aus Gleichgültigkeit nicht wissen? Oder war ihnen die Situation klar, und sie wollten sich trotzdem nicht ändern? Wir wissen es nicht genau, denn der Text ist wie eine Lupe auf Rahab ausgerichtet.

Wodurch unterschied sich Rahab dann so entscheidend von den andern? Alle hatten gehört, alle hat Furcht überfallen, alle Herzen sind verzagt geworden, auch das ihre. Und auch sie hatte allen Grund dazu, denn von keiner anderen Stadt, die untergegangen war, hatte sie je gehört, dass eine Frau verschont geblieben wäre.

Ein lebensentscheidender Unterschied

So betrachtet ist der Unterschied minimal – und doch lebensentscheidend! Der wesentliche Unterschied steht in Vers 9, dort spricht sie in Einzahl: Nicht mehr „alle“, sondern jetzt ich: „Ich habe erkannt, dass der HERR euch das Land gegeben hat.“ Raab spricht hier von Gott schon als ihrem HERRN! Rahab hat nicht nur gesagt „ich weiß – oder „ich hörte“, sondern sie sagte „ich habe erkannt“ und dann handelte sie entsprechend. Aber welche Möglichkeiten hatte sie eigentlich? Hatte sie Einfluss auf ihre Umgebung? Als Frau zur damaligen Zeit sicher nicht viel.

Rahab hat als einzige in Jericho aus ihrer Erkenntnis Konsequenzen gezogen. Alle hatten erkannt, dass ihre Lage aussichtslos war, aber nur sie handelte. Sie bekennt in Vers 11b: „Denn der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden.“ Die Erkenntnis allein brachte gar nichts, alle in Jericho wussten das, aber nur eine hat darauf reagiert. Rahab hat klar und nüchtern Bilanz gezogen: Wenn der Gott dieser Israeliten da draußen am Jordan wirklich Gott ist, dann ist alles andere bedeutungslos.

Der Gott der Israeliten entscheidet, nicht die Götter Jerichos. Der Gott Israels ist der einzige Gott. Alles andere sind Illusionen, Nichtse, Holzklötze, Steinbrocken. Alles andere wird bedeutungslos, wirklich alles andere. Rahabs gesellschaftliche Stellung, ihr Einkommen, ihr Besitz, die Beziehung zu ihren Freunden, ja sogar die Beziehung zu ihrem Volk – und ihre bisherigen Götter.

Rahab hat nicht gefragt, welche Vorteile es ihr bringt, wenn sie die Kundschafter versteckt. Sie hat gehandelt, weil der Gott der Israeliten der einzige wirkliche Gott ist. Nicht ein eingebildeter Götze, von Menschen gemacht. Sie hat sich ihm ganz ausgeliefert, ohne zu wissen, was mit ihr geschehen wird. Ganz. Ohne Vorbehalte. Ohne Sicherheiten. Was bedeutet das? Welchen Preis wird sie dafür zahlen? Das ist kein Wohlstands-Evangelium.

Welche Chancen hatten eigentlich die andern? Nicht alle konnten die Kundschafter aufnehmen und mit ihnen einen Bund schließen, natürlich nicht. Doch wenn sonst noch jemand in Jericho wirklich ernsthaft – ganz ernsthaft – nach Gott gefragt hätte, so hätte Gott ganz sicher auch einen Weg gehabt, sogar für die ganze Stadt. Er hat es oft genug versprochen und gezeigt. Ein eindrückliches Beispiel ist die Geschichte von Ninive in Jona 3,5-10. Aber knapp vorbei ist auch daneben. Wenn sich jemand in seiner Beziehung zu Gott falsch entscheidet, sind alle anderen Entscheidungen belanglos. Dann ist alles andere egal. Alles andere!

Es vergingen etwa zwei Wochen oder mehr, bis die Israeliten überhaupt wieder erschienen, denn dazwischen lag noch die in der Wüste unterlassene Beschneidung der jüdischen Männer. Jeden Abend konnte Rahab von Jericho aus nachts die Feuer im israelitischen Lager sehen, aber das war 10 Kilometer entfernt bei Gilgal.

Rahabs Rettung

Und dann kamen sie schließlich, die Israeliten. Rahabs Angehörigen waren bei ihr im Haus – und das rote Seil im Fenster! Die Spannung war nun schier unerträglich. Werden wir durchhalten bis zuletzt oder jetzt doch noch verraten werden? Und dann? Was geschah dann? Nichts! Ein Schweigemarsch, einmal um die Stadt, sonst nichts. In Josua 6 kann man das nachlesen.

Am nächsten Tag – wieder dasselbe. Am dritten Tag – wieder dasselbe, nur einmal um die Stadt. Am vierten, fünften und sechsten Tag – wieder dasselbe. Bis zum siebten Tag. Der änderte alles. Da gingen die Israeliten 7 mal um die Stadt – dann begann der Sturm!

Rahab hat diese Qual nicht auf sich genommen, um nur sich selbst zu helfen. Sie hat das alles riskiert, um anderen zu helfen, um auch sie zu retten. In Josua 6, 25 können wir lesen, dass es ihr auch gelungen ist: „Also ließ Josua die Dirne Rahab leben samt dem Hause ihres Vaters und allen ihren Angehörigen…“

Nicht immer läuft es so, wie wir es erwarten. Mit welchen Hoffnungen ging Rahab nach der Eroberung zu den Israeliten? Wurden diese gleich erfüllt? In Josua 6,23 lesen wir: „Da gingen die jungen Männer, die Kundschafter, hinein und führten Rahab und ihren Vater und ihre Mutter und ihre Brüder und alles, was zu ihr gehörte, hinaus: alle ihre Verwandten führten sie hinaus; sie brachten sie außerhalb des Lagers Israels unter.“

Außerhalb des Lagers? Wie Aussätzige? So hatte Rahab sich das sicher nicht vorgestellt! Noch eine Prüfung auf Standhaftigkeit! Auch da musste Rahab durch. Und sie musste noch warten, bis sie einen jüdischen Ehemann bekam. Gott kann, ganz egal, wie hoffnungslos es für uns vielleicht aussieht. Und ganz egal, was er daraus macht. Seine Gedanken sind höher als unsere Gedanken, und seine Wege höher als unsere Wege – und seine Möglichkeiten auch. Vielleicht war Salmon, der Rahab geheiratet hat, einer der beiden Kundschafter, die sie aufgenommen und versteckt hatte. Wir wissen es nicht.

Gott ist souverän. Er ist niemandem Rechenschaft schuldig. auch nicht dir oder mir. Und wenn er nicht hilft? Dann sollten wir wie Daniel sagen können, als ihm mit dem Feuerofen gedroht wurde (Dan 3,17-18):

„Ob unser Gott, dem wir dienen, uns erretten kann – sowohl aus dem brennenden Feuerofen als auch aus deiner Hand, o König, wird er uns erretten – oder ob nicht: es sei dir jedenfalls kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und uns vor dem goldenen Bild, das du aufgestellt hast, nicht niederwerfen werden.“ Diese Standhaftigkeit wünsche ich jedem, in jeder Situation.

Rahabs Entscheidung für Gott wurde von Gott belohnt. Nicht nur, dass sie und ihre Verwandten jenen Krieg überlebt haben. Ihre Belohnung war tausendfach, nein millionenfach mehr, sie wurde als würdig befunden, um als eine von fünf genannten Frauen in den Stammbaum Jesu aufgenommen zu werden, als Urgroßmutter von König David (Math. 1,5).

Gott nimmt unsere Worte ernst

Gott achtet den Vertrag mit Rahab – trotz seines Gebotes des Banns! Und er erwartet auch von uns, dass wir unsere Verträge, Versprechungen und Zusagen einhalten – auch wenn die Folgen vielleicht unangenehm werden. Es ist erlaubt, mit Gott zu verhandeln – wenn es mit den richtigen Absichten geschieht. Auch Mose, Abraham, Jeremia und Paulus haben verhandelt. Wie ernst und wichtig Gott unsere Worte und Verträge nimmt, sehen wir an der Vereinbarung mit Rahab. Oder an der Geschichte der Gibeoniter (Jos 9 und 2. Sam 21).

Und noch ein Gedanke

Wozu ein militärisch sinnloser Einsatz, die Kundschafter in Lebensgefahr zu schicken? Der Befehl für die Jordanüberquerung und damit der Angriff auf Jericho waren ja schon fest beschlossen! (Jos 1,11) Kann es sein, dass Gott diese ganze Geschichte eingefädelt hat, um Rahab zu retten? Eine Hure in dem verfluchten Jericho? Ja, aber eine, deren Gesinnung Gott kannte. Und die erkannt und bekannt hat: „Der HERR, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf der Erde.“

Der Gott, der damals eine Rahab aus Jericho herausgeholt hat, wird ganz sicher auch heute noch mit deiner und meiner Situation fertig. Wenn wir ihn nur handeln lassen. Auch, wenn es etwas dauert. Ja, wenn wir uns ihm unterordnen. Nicht nur mit Worten, sondern ganz. Mit unseren Gefühlen, Meinungen und Urteilen – und unseren Taten. Ja, aber nur dann!

Gott hat sich Israel ausgesucht, nicht Amerika, Japan, Russland oder die EU. Auch nicht die Palästinenser oder andere Araber. Mit Israel schreibt er seit Abraham Geschichte und diese Geschichte dauert an. Als eingepfropfte Zweige dürfen wir Christen daran teilhaben – und dankbar und voller Hoffnung sein.

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