Holocaust-Gedenktag: Israel erinnert an sechs Millionen ermordete Juden

Holocaust-Gedenktag: Israel erinnert an sechs Millionen ermordete Juden

brennende Fackeln
Zu Jom HaSchoa werden von Holocaust-Überlebenden sechs Fackeln entzündet, die an die sechs Millionen ermordete Juden erinnern sollen. Foto: Barthelskens | Pixabay

Am Vorabend des 6. Mai begann der diesjährige israelische Holocaust-Gedenktag „Jom HaSchoa“. Damit gedenkt Israel der sechs Millionen Juden, die unter dem Regime der Nationalsozialisten ermordet wurden. Das Datum des Tages markiert den Jahrestag des Warschauer Ghetto-Aufstandes am 19. April 1943.

Eine Woche vor der 76. Geburtstagsfeier Israels wird derer gedacht, die die Gründung des Staates, der Juden aus aller Welt eine sichere Heimat bietet, nicht mehr miterleben konnten. Seit 1951 findet in Israel der jährliche „Jom HaSikaron laSchoa we laGwura“ – der Tag des Gedenkens an die Schoa und jüdisches Heldentum statt, kurz „Jom HaSchoa“. Im ganzen Land wehen an diesem Tag die Flaggen auf Halbmast.

An vielen Orten werden am Abend Gedenkveranstaltungen stattfinden. Ein wichtiger zeremonieller Akt ist es, dass Überlebende des Holocaust sechs Fackeln anzünden. Diese stehen symbolisch für die sechs Millionen ermordeten Juden. Dabei werden die Holocaust-Überlebenden von Soldaten auf die Bühne begleitet. Manchmal sind das die eigenen Enkel, die jetzt in Uniform auf ihr Heimatland Israel aufpassen.

Am nächsten Morgen ertönen um 10 Uhr für zwei Minuten die Sirenen im ganzen Land. Egal ob beim Einkaufen, Arbeiten, Auto- oder Bus fahren: Die meisten Israelis halten für zwei Minuten inne, stellen sich andächtig neben das Auto und lassen alle Arbeit ruhen, bis der durchdringende Ton der Sirene wieder aufhört.

Auf dem Herzlberg, nahe des nationalen israelischen Holocaustmuseums „Yad VaSchem“ in Jerusalem, findet die jährliche Zeremonie mit Kranzniederlegung in Anwesenheit des israelischen Premierministers und des israelischen Staatspräsidenten statt.

Das Holocaustmuseum Yad VaSchem in Jerusalem ist ein Ort der Erinnerns und der Bildung zugleich. Foto: Snowscat | Pixabay

Programme ermöglichen Begegnungen mit Holocaust-Überlebenden

Ein besonderes Programm ermöglicht es jüdischen Israelis außerdem, einmal selbst mit Holocaust-Überlebenden zu sprechen und ihnen zu begegnen. Dafür öffnen viele Überlebende am Abend ihre Häuser und Wohnungen und laden zur Begegnung ein. Denn Juden, die zum Beispiel aus Äthiopien oder dem Jemen eingewandert sind, haben keine Vorfahren, welche den Holocaust überlebt haben könnten und kommen deshalb mit dem Thema weniger in Berührung.

Außerdem kämpft nicht nur Deutschland, sondern auch Israel damit, dass den Nachkriegsgenerationen oft wenig über das Schicksal ihrer Vorfahren erzählt wurde. So kennen viele Kinder, Enkel und Urenkel von Holocaust-Überlebenden in Israel die Geschichte ihrer Vorfahren bis heute nicht wirklich.

Während des Jom HaSchoa sind viele öffentliche Einrichtungen in Israel geschlossen. Im Fernsehen und im Radio laufen keine Unterhaltungssendungen, sondern Trauermusik oder Dokumentationen zum Holocaust.

Bei den Gedenkveranstaltungen wird das Gebet „El male Rachamim“ vorgetragen:

„Gott voller Erbarmen, du thronst in den Himmelshöhen, gewähre den Seelen der sechs Millionen jüdischen Holocaust-Opfer in Europa, die durch das Deutsche Naziregime und deren Gehilfen ermordet, geschlachtet und verbrannt worden sind, für die Heiligung Deines Namens, die verdiente Ruhe in deiner Nähe. Sieh die gesamte Gemeinde betet für das Aufsteigen ihrer Seelen, so berge sie doch Du, Herr des Erbarmens, im Schutze deiner Fittiche in Ewigkeit und schließe ihre Seelen mit ein in das Band des ewigen Lebens. Gott sei ihr Erbbesitz, im Garten Eden ihre Ruhestätte und sie mögen ruhen an ihrer Lagerstätte in Frieden. Und sie mögen wieder erstehen zu ihrer Bestimmung am Ende der Tage.“

Der Holocaust ist ein wichtiges Thema im Bildungssystem des Landes. Die meisten Israelis sehen das Holocaustmuseum „Yad VaSchem“ mindestens zweimal in ihrem Leben. Einmal als Schüler und einmal als Soldat.

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