Im März 2023 ist bei SCM Hänssler „Das Israel-Projekt“ erschienen – ein neues Israelbuch von Tobias Krämer. Er stellt es Ihnen im Folgenden selbst vor und beginnt mit seiner persönlichen „Israel-Geschichte“.
2006 ist für mich ein ganz besonderes Jahr. Dieses Jahr wurde zu einem Wendepunkt in meinem Leben, weil hier der Anfang meiner persönlichen Geschichte mit Israel liegt.
Zu diesem Zeitpunkt war ich längst Diplomtheologe, Pastor und leidenschaftlicher Bibellehrer, hatte aber keine Ahnung von Israel. Dann kam das Jahr 2006. In Berlin wurde der 1. Gemeinde-Israel-Kongress abgehalten. Mir war meine Bildungslücke in Sachen Israel bewusst und so fuhr ich hin. Dieser Kongress veränderte mein Leben. Denn es geschah, womit ich nicht gerechnet hatte: Gott berührte mein Herz. Die Liebe, die Gott zu seinem Volk Israel hat, spürte ich plötzlich selbst in mir und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Der Kongress hat in mir mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Da ich aber Spaß am Forschen habe, fühlte ich mich positiv herausgefordert. Jetzt wollte ich es wissen! Mein Plan war, mich durch einen Stapel Fachliteratur hindurchzuarbeiten. In drei Monaten, so dachte ich, müsste das zu schaffen sein. Aus den drei Monaten sind inzwischen viele Jahre geworden!
Unterwegs traf ich in meiner eigenen Gemeinde auf Mitstreiter. Dazu muss man wissen: Ich war damals in einer großen Gemeinde mit mehreren Tausend Gottesdienstbesuchern, die jedoch keinen Zugang zu Israel hatte. Unter den Tausenden waren aber ein paar Israelfreunde und plötzlich entdeckte ich sie. Richtige Israelexperten, die schon Jahrzehnte mit diesem Thema befasst waren. Wir trafen uns, forschten miteinander, tauschten uns aus und diskutierten, bis uns die Köpfe rauchten. Eines wurde mir dabei klar: Das Thema Israel kann man nicht isoliert behandeln. Es betrifft den Glauben insgesamt – und jeden seiner Bereiche. Aus dem punktuellen Forschungsprojekt war ein Lebensthema geworden. Und irgendwie fühlte ich, dass ich im Grunde nochmals von vorn beginnen musste. Neustart also.
Zurück zu den Wurzeln
Nochmals von vorn hieß für mich, dort zu beginnen, wo alles losgegangen war. Zurück zu den Wurzeln: Der Slogan ist ja modern. Viele interessieren sich heute für ihre persönlichen Wurzeln und ihre familiäre Vorgeschichte. Sie spüren, dass das etwas mit ihnen als Person und ihrer Identität zu tun hat. Das ist nicht nur interessant, sondern sagt etwas darüber aus, wo wir herkommen. So ist das mit unserem Glauben auch. Es macht einen Unterschied, ob wir einfach nur glauben oder unseren Glauben in die atemberaubende Geschichte eingebettet sehen, die bei Abraham beginnt und über uns hinweg weit in die Zukunft führt – bis ans Ende der Welt sozusagen.
Israel ist ein Big Player in der Heilsgeschichte – und ein Global Player. Wenn ich also die Heilsgeschichte nacherzähle, dann ist Israel mittendrin und ein besonderer Schwerpunkt. Damit das Ganze überschaubar bleibt, steuere ich gezielt Knotenpunkte der Heilsgeschichte an: Stellen, wo richtig was passiert ist oder noch passieren wird. Sodass man den roten Faden, die Linie Gottes sieht. An jeder Stelle könnte man Exkurse nach links und rechts machen, doch hier soll es vor allem um den großen Bogen der Bibel gehen, dafür aber von A bis Z.
Du wirst sehen: Es gibt unterwegs ungeheuer viel zu entdecken! Die vielen Bausteine, von denen du wahrscheinlich schon einige kennst, ergeben plötzlich ein Gesamtbild, das Sinn macht. Manches wird zurechtgerückt, anderes kommt an den richtigen Platz. Missverständnisse werden geklärt und Fehlschlüsse behoben. Dein Glaube bekommt neue Impulse und die unsichtbare Wand, die zwischen uns und Israel bzw. den Juden steht, wird eingerissen. Deine Glaubensperspektive wird sich vergrößern und erweitern. Denn es geht nicht nur um dein Seelenheil, deine Gemeinde und dein Privatleben – so wichtig das alles ist. Es geht um etwas Größeres: um den Masterplan Gottes. Also – fangen wir an. Bist du bereit?
Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis
Soweit einige Auszüge aus der Einleitung, die zeigen, worum es in diesem Buch geht. Will man Genaueres wissen, lohnt sich ein Blick ins Inhaltsverzeichnis. Zwischen das Anfangskapitel, das dem Abrahamsbund gewidmet ist, und dem Schluss, wo es praktisch wird, sind fünf Teile mit je zwei Kapiteln eingebunden. Eingeflochten sind immer wieder Infoboxen, in denen ein Begriff oder ein Thema näher behandelt wird. Da die einzelnen Kapitel große Zeiträume bzw. Themen behandeln, kann ich nur den roten Faden aufzeigen. Doch gehe ich an entscheidenden Stellen auch in die Tiefe. Hier nun zunächst der Inhalt:
Die Anfänge
1. Teil: Das Volk und sein Gott
Israel unter Vertrag: Befreit und erwählt
Der Neue Bund: Hoffnung in Exil und Besatzung
2. Teil: Die Zeitenwende
Das Unglaubliche wird wahr: Der Messias kommt
Vom Saulus zum Paulus? Was vor Damaskus wirklich geschah
3. Teil: Gemeinsam in die Zukunft
Die Botschaft breitet sich aus: Das Evangelium in der Heidenwelt
Hat Gott sein Volk verstoßen? Warum Israel Zukunft hat
4. Teil: Katastrophen
Zerstreut unter die Nationen: Israels Ende
Antisemitismus ohne Ende: Die Kehrseite der Erwählung
5. Teil: Aufbau und Wiederherstellung
Das 20. Jahrhundert: Globale Umbrüche und Israels Auferstehung
Endspurt und Ziel: Wie doch noch alles gut wird
Was nun? Fazit und Konsequenzen
Zurück zu den Wurzeln
Am Anfang steht natürlich Abraham. Mit Abraham beginnt die Heilsgeschichte und die Geschichte Israels. Hier liegen aber auch die Wurzeln des christlichen Glaubens, denn bei Abraham beginnt der große Bogen, der über Jesus bis in die Ewigkeit führt.
Im 1. Teil des Buches geht es dann um den Mosebund (den sog. „alten“ Bund). Der alte Bund ist besser als sein Ruf, doch führt er zur Verheißung eines neuen Bundes. Diese Verheißung wiederum führt zu Jesus, der den neuen Bund verwirklicht hat.
Der 2. Teil handelt von Jesus und Paulus. Jesus beleuchte ich von seiner jüdischen Seite her, denn er war Jude im Judentum seiner Zeit und er war der Christus – der jüdische Messias. Auch Paulus betrachte ich aus der Perspektive, dass er Jude war. Paulus war ein Rabbi, Schriftgelehrter und Pharisäer, dem der Messias begegnete. Er war kein Sünder aus den Heiden, der sich „bekehrte“ (Galater 2,15), wohl aber war er der große Völkerapostel, der das Evangelium in die Heidenwelt hinaustrug.
Der 3. Teil hat Israel und die Gemeinde zum Thema. Der Übertritt des Evangeliums in die Völkerwelt war alles andere als einfach. Das sogenannte „Apostelkonzil“ zeigt, mit welchen Fragen hier gerungen wurde. Zugleich fand das Evangelium bei den Juden nur geringe Resonanz, so dass sich schon früh die Frage stellte, ob Israel überhaupt noch Zukunft hat.
Der 4. Teil ist nicht leicht zu lesen, aber unumgänglich: Es geht um die großen Katastrophen Israels. Damit meine ich einerseits die Zerstörung Israels im 1./2. Jahrhundert n. Chr., andererseits die Geschichte des (säkularen und christlichen) Antisemitismus, der zum Holocaust führte. Meine Überzeugung: „Wer nicht wenigstens ein Mal emotional durch die Hölle des Holocaust gegangen ist und sich die Leidensgeschichte der Juden zu Herzen hat gehen lassen, der wird Israel nie verstehen. Deshalb darf dieses Kapitel nicht fehlen.“
Der 5. Teil geht dann aber positiv weiter, denn das 20. Jahrhundert ist zugleich die Zeit der Staatsgründung und der Rückführung Israels in sein Land. Stichwort: Wiederherstellung. Die Wiederherstellung Israels, die die Propheten schon vor Jahrtausenden angekündigt haben, ereignet sich vor unseren Augen. Doch ist sie noch lange nicht abgeschlossen. Für Christen kann das nur heißen, Israel gegenüber solidarisch, also Christen an der Seite Israels zu sein. An der Seite Israels ist viel Raum, so dass jeder dort seinen individuellen Platz finden kann. Welche Möglichkeiten es gibt, zeigt das Schlusskapitel.
Fazit und Konsequenzen
Viele Christen wären nicht in der Lage, die Heilsgeschichte nachzuerzählen. Hier will dieses Buch abhelfen, denn die Heilsgeschichte ist das Thema der Bibel, und das sollte man als Christ ja parat haben. Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte ist der Messias Jesus, auf den das Alte Testament zuläuft und von dem das Neue Testament herkommt. Deutlich ist, dass weder die Geschichte Jesu, noch die Heils- und die Weltgeschichte und noch nicht einmal unsere eigene Geschichte abgeschlossen ist. Denn Jesus kommt wieder – und mit ihm das Endgericht, die Vollendung und die Auferstehung der Toten. Erst wenn alles Böse überwunden und das Reich Gottes vollendet ist, erst wenn der Messias seinen weltweiten Frieden aufgerichtet hat und es kein Leid und keine Tränen mehr gibt, erst wenn Sünde, Teufel und Tod endgültig beseitigt sind und Gott „alles in allem“ ist (1. Korinther 15,28) – erst dann ist die Geschichte abgeschlossen. Dann wird das Reich Gottes die ganze Erde erfüllen. Im Reich Gottes wiederum werden zwei Gruppen sein – Israel und die Gemeinde Jesu – und sie werden miteinander Gott anbeten und ihm die Ehre geben.
Ein Buch für junge Christen
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Zeilen ein wenig Lust zu machen, das Buch zu lesen und an andere zu verschenken. Denn es gibt kaum etwas Faszinierenderes als die Geschichte, die Gott selbst schreibt. Vielleicht ist Ihnen zu Beginn aufgefallen, dass das Buch im „Du-Stil“ geschrieben ist. Das hat den Grund, dass es sich vor allem an junge Christen richtet. Dies bedeutet allerdings lediglich, dass ich mich bemüht habe, frisch, leicht verständlich und lebendig zu schreiben – und das kann auch älteren Semestern nicht schaden. Wenn Sie also 84 sind und nicht ausnahmslos die Klassiker der Weltliteratur lesen, greifen Sie ruhig zu. Sie werden Ihre Freude an dem Buch haben und können es dann an Ihre Enkel weitergeben. Denn am Ende des Tages kann es nur um eines gehen: um Gott, seinen Sohn Jesus Christus, sein Volk Israel und die Zukunft der Welt. Dem gegenüber ist alles andere von sekundärer Bedeutung.
Unendlich dankbar bin ich dem SCM-Verlag für die großartige Begleitung beim Entstehen des Buches, insbesondere durch Christina Bachmann und Anna Müller. Durch sie erst ist das Buch zu dem geworden, was es ist.
„Das Israel-Projekt“ von Tobias Krämer jetzt im CSI-Shop bestellen.
Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 132. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.