Von: Koen Carlier, Christians for Israel – Ukraine, aus dem Niederländischen übersetzt von Anemone Rüger, CSI
Vergangene Woche waren wir mit einem LKW nach Odessa unterwegs. An Bord hatten wir 1.050 Tüten mit insgesamt 11.000 kg Lebensmitteln – bestimmt für bedürftige jüdische Senioren und Flüchtlinge, besonders aus der russisch besetzten Stadt Cherson. Wir konnten unsere kostbare Fracht in der Großen Synagoge deponieren. Nie hätte ich gedacht, dass dieser sakrale Bau eines Tages als Lagerraum für unsere Nothilfe dienen würde. Jedem Paket liegt eine unserer Broschüren bei.
Wir haben uns dort mit verschiedenen jüdischen Leitern getroffen. Alle haben dieselbe Sorge: „Wie sollen wir nur den Winter überleben?“ Auch wir wissen leider keine Antwort auf diese Frage. Dennoch möchten wir alles tun, um uns so gut wie möglich vorzubereiten. Abgesehen von den Versorgungsengpässen erwarten wir einen neuen Flüchtlingsstrom beim ersten Kälteeinbruch, wenn viele ohne Heizung dasitzen werden, weil durch den Krieg vielerorts die Gasleitungen beschädigt sind. Wir erhalten auch verstärkt Anfragen von jüdischen Familien, die aus der von russischen Truppen eingenommenen Stadt Cherson am Schwarzen Meer wegwollen. Wir suchen Wege, um ihnen zu helfen.
In den vergangenen Wochen hat unsere Mitarbeiterin Natalia zusammen mit einem unserer Fahrer mehr als 200 Besuche bei jüdischen Familien in der Region Kiew gemacht – in Ortschaften, die fast zwei Monate unter den Besatzungstruppen zu leiden hatten. Viele waren dankbar für den Besuch unseres Teams und für die Information, die wir ihnen zur Ausreise nach Israel gegeben haben. Leider gehen die russischen Luftangriffe unterdessen unvermindert weiter – sowohl vonseiten der russischen, als auch der ukrainischen Streitkräfte. Die Gefechte konzentrieren sich jetzt hauptsächlich auf das Gebiet Cherson, das an den Verwaltungsbezirk der von Russland annektierten Krim angrenzt. Ziel der ukrainischen Angriffe ist, die russische Besetzung zurückzudrängen.
Gerade hat uns die Nachricht erreicht, dass eine Person aus der Ostukraine, die sich kürzlich zur Ausreise nach Israel entschlossen hatte und die wir nächste Woche abholen wollten, bei einem Luftangriff in ihrer Stadt ums Leben gekommen ist. Auch solche traurigen Anrufe erreichen uns. Trotzdem gibt es viele Anlässe zu großer Dankbarkeit. Wir sind so froh, dass wir in den vergangenen Monaten so viele Juden in Sicherheit bringen konnten, und dieser Dienst geht weiter. Ein großes Lob auch an unsere Mitarbeiter, Fahrer und treuen Freiwilligen, die unter schwierigsten Bedingungen Leben retten.
„Tröstet Mein Volk“ auf der Flucht aus dem Land des Nordens – das ist nach wie vor unser Auftrag.
Dieser Artikel erschien zuerst bei unserem niederländischen Zweig „Christenen voor Israël“. Teil 1 des Artikels finden Sie hier auf unserer Website.