Auch am Tag 5 des Krieges in der Ukraine häufen sich die russischen Angriffe; Bodentruppen sind dabei, neben der Hauptstadt Kiew die größeren Städte an der Nordgrenze mit Belarus und im Süden an der Küste einkreisen. Die jüdischen Gemeinden stehen enorm unter Druck.
Im letzten Jahr hat das Ukraine-Team von Christen an der Seite Israels gerade in der Küstenregion viel in die Beziehungen mit den jüdischen Gemeinden investiert und die Hilfeleistungen in Städten wie Odessa, Nikolajew, Cherson und Mariupol bedeutend ausgeweitet. In den vergangenen Wochen hat unser Team dort die Last-Minute-Gelegenheiten genutzt, um Spenden in Lebensmittelpakete und Medikamente umzusetzen und damit besonders den Holocaustüberlebenden und den bedürftigen Älteren zu helfen. Während Hunderttausende aus den weniger betroffenen Städten auf der Flucht sind, hängen die Bewohner der belagerten Städte und generell die Älteren in ihren Wohnungen oder Luftschutzkellern fest.
„Die Situation in Cherson ist sehr angespannt“, berichtet CSI-Mitarbeiterin Alina, die per Telefon mit den jüdischen Gemeinden Kontakt hält. „Die russischen Streitkräfte stehen an der südlichen Grenze und sind zum Teil schon in die Städte einmarschiert. In Cherson kommt im Moment niemand raus oder rein. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind außer Betrieb; alle städtischen Busse sind für die ukrainische Armee und für die Einsatzkräfte requiriert worden, die zum Beispiel den Bewohnern der Wohnblocks Trinkwasser bringen.“
Die Anwohner seien angewiesen worden, zu Hause bzw. in der Nähe eines Schutzraums zu bleiben. Cherson mache zur Zeit den Eindruck einer toten Stadt – niemand sei auf den Straßen zu sehen. Trotzdem seien die jüdischen Sozialarbeiter bemüht, ihre Schutzbefohlenen weiterhin zu versorgen – zu Fuß. Ständig seien Sirenen zu hören. Die Supermärkte seien leer, die Menschen seien auf ihre Vorräte zu Hause angewiesen.
„Es ist unglaublich, wie rechtzeitig eure Spende an Geld und Lebensmitteln vor wenigen Wochen kam“, sagt Alexander von der Chersoner jüdischen Gemeinde am Telefon. „Die Renten sind sowieso schon so erbärmlich, dass unsere Senioren nichts für Vorräte davon abzweigen konnten. Aber dank eurer Hilfe haben sie jetzt, wo sie das Haus nicht verlassen können, erstmal genug zum Überleben. Uns fehlen die Worte – wir sind euch so dankbar!“
Nun macht sich das CSI-Team in der Ukraine an die nächste große Aufgabe – den wachsenden Strom von Flüchtlingen zu versorgen und dann in die Nachbarländer in Sicherheit und schließlich nach Israel zu bringen. Dafür werden weitere Spenden benötigt.
“Ich bin gerade mit drei jüdischen Flüchtlingsfamilien unterwegs Richtung Unterkunft“, meldet Teammitglied Natalia. „Eine schwangere Frau, etliche Kinder, zwei Großmütter. Natürlich konnte letzte Nacht wieder niemand schlafen; es wurde ja der Großangriff auf Kiew erwartet – die vierte schlaflose Nacht in Folge. Aber gegen Morgen kam mir ein Lied in den Sinn: ‚Ich weiß, ich werde siegreich sein, weil der Herr für mich kämpft.‘ Das hat mich so ermutigt. Ich habe den Eindruck, unsere Arbeit fängt gerade erst an. 2014/15 war nichts im Vergleich zu jetzt. Die auf den Herrn harren, werden laufen und nicht müde werden. Das brauchen wir jetzt, dass das Realität wird – damit wir das tun können, wozu wir berufen sind und wofür wir all die Jahre gebetet haben.“