Anti-jüdische Meute jagt israelische Fußballfans in Amsterdam

Anti-jüdische Meute jagt israelische Fußballfans in Amsterdam

In den Straßen von Amsterdam wurden Israelis von antisemitischen Gruppen verfolgt und verprügelt.
In den Straßen von Amsterdam wurden Israelis von antisemitischen Gruppen verfolgt und verprügelt. Foto: X; Screenshot Israelnetz

In den Straßen von Amsterdam attackiert eine Meute zahlreiche Fußballfans aus Israel. Die Regierung in Jerusalem spricht von einem „Pogrom“.

Die Szenen erinnern an die dunkelsten Tage Europas: Am Donnerstagabend hat eine Meute Fans des Fußballvereins Maccabi Tel Aviv in den Straßen von Amsterdam attackiert. Die Angreifer schlugen oder stachen auf ihre Opfer ein, bedrohten sie und brachen in deren Hotels ein. Dabei skandierten sie den anti-israelischen Slogan „Free Palestine“.

Ein 30-jähriger Israeli schilderte die Vorgänge mit den Worten: „Ich habe einen viermonatigen Reservedienst im Gazastreifen beendet, und was ich hier erlebt habe, ist nicht weniger beängstigend. Hier ist Krieg.“ Die Angreifer hätten ihm aufgelauert, daher nehme er an, die Angriffe seien im Vorfeld geplant gewesen. Die Polizei sei nicht präsent gewesen und habe die Fans im Stich gelassen, meinte er laut der israelischen Zeitung „Yediot Aharonot“.

Grausige Szenen

In den Sozialen Medien verbreiteten Nutzer Videos von den Angriffen. In einigen ist zu sehen, wie mehrere Personen auf ein bereits am Boden liegendes Opfer weiter eintraten. In einer anderen Szene versuchte ein junger Mann zu erklären, er sei „nicht jüdisch“, damit die Angreifer von ihm ablassen.

In mindestens einem Vorfall wurde ein Israeli von einem Auto angefahren, einer wurde in den Fluss geworfen. Einen weiteren hielten die Angreifer so lange mit Gewalt fest, bis er „Free Palestine“ sagte.

Die Polizei von Amsterdam teilte am Freitagvormittag mit, dass sie 62 Personen verhaftet habe. Fünf Menschen seien ins Krankenhaus gekommen. Einige Israelis sagten, sie wollten sich nicht in den Niederlanden, sondern in Israel behandeln lassen.

Außenminister Sa’ar reist in die Niederlande

Der neue israelische Außenminister Gideon Sa’ar von der Partei Neue Hoffnung verurteilte die Angriffe. Diese seien ein Weckruf für Europa und die Welt. „Was mit der Verfolgung und Gewalt gegen Juden beginnt, endet nie mit den Juden.“ Noch am Freitag reiste er in die Niederlande.

Das Außenministerium sprach von einem „gewaltsamen Pogrom“. Am Freitagmittag teilte es mit, dass von zehn Israelis noch eine Rückmeldung fehle. Sie gälten aber nicht als „vermisst“ – es sei auch möglich, dass die Telefone gestohlen worden oder kaputt seien.

Einreiseverbot für Soldaten

Zwischenzeitlich erwog die israelische Regierung, zwei Armeeflieger nach Amsterdam zu schicken, um Israelis auszufliegen. Nach einer weiteren Lageeinschätzung kam sie aber zu dem Schluss, dass die Maßnahme nicht nötig sei. Stattdessen liege der Fokus der Bemühungen darauf, die Israelis über Zivilflüge nach Hause zu bringen.

Die Armee erteilte ihren Soldaten jedoch ein vorläufiges Einreiseverbot für die Niederlande. Nur in Ausnahmefällen werde eine Erlaubnis geprüft.

Niederländischer Premier: „Komplett inakzeptabel“

Der niederländische Regierungschef Dick Schoof (parteilos) erklärte, er sei über die „antisemitischen Angriffen auf israelische Bürger“ entsetzt. Die Vorfälle seien „komplett inakzeptabel“. Die Täter würden identifiziert und verfolgt.

Der König der Niederlande Willem-Alexander sagte in einem Telefonat mit dem israelischen Präsidenten Jizchak Herzog: „Wir haben die jüdische Gemeinschaft in den Niederlanden während des Zweiten Weltkriegs im Stich gelassen. Gestern Abend haben wir wieder versagt.“

Baerbock: „Zutiefst beschämend“

Mehrere europäische Politiker verurteilten die Vorfälle. Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen (CDU), sagte, sie sei „empört“. „Antisemitismus hat absolut keinen Platz in Europa.“ Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte, die Bilder aus Amsterdam seien „für uns in Europa zutiefst beschämend“.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte zu den „Bildern des Schreckens“: „Es ist ein Armutszeugnis, dass Juden und Israelis in Westeuropa nicht mehr sicher sein können. Und das kurz vor dem 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht.“

Spiel gegen Israel soll stattfinden

Die französische Regierung teilte indes mit, dass ein anstehendes Spiel im „Nations League“-Wettbewerb wie geplant stattfindet. Am 14. November spielt Israel im Stade de France bei Paris gegen Frankreich. Die Polizei will dabei mit 2.000 Einsatzkräften für Sicherheit sorgen.

Fans des in katarischem Besitz befindlichen Fußballklubs Paris Saint-Germain hatten am Donnerstag im heimischen Stadion Prinzenpark ein großes Banner mit dem Spruch „Free Palestine“ gezeigt. Innenminister Bruno Retailleau (Die Republikaner) verurteilte den Vorfall. Er traf sich am Freitag mit Vertretern des französischen Fußballverbandes und des Vereins zu einer Besprechung des Vorfalls.

Bei dem Europa-League-Spiel verlor Maccabi Tel Aviv gegen Ajax Amsterdam in der Johan-Cruyff-Arena 5:0. (Israelnetz)

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