Chanukka: Ein Fest des Lichts für Juden und Christen

Chanukka: Ein Fest des Lichts für Juden und Christen

Zu Chanukka verbreitet ein besonderer Leuchter, die neunarmige Chanukkia, das Licht unter dem jüdischen Volk. Sie soll am Fenster stehen und sichtbar in die Welt hinausleuchten. Foto: Flash90

Von Willem J. J. Glashouwer, übersetzt und gekürzt von Marie-Louise Weissenböck

Das achttägige Lichterfest Chanukka zählt zu den wichtigsten Feierlichkeiten des Judentums und beginnt jedes Jahr am 25. Kislew, dem dritten Monat des jüdischen Kalenders. In diesem Jahr beginnt es am Abend des 7. Dezember.

Das hebräische Wort Chanukka bedeutet „Einweihung“. Das Fest hat geschichtliche Ursprünge und erinnert an die Wiedereinweihung des Zweiten Tempels in Jerusalem im jüdischen Jahr 3597 (164 vor Christus im gregorianischen Kalender). Nach rabbinischer Überlieferung fanden die Juden, die im zurückeroberten Tempel aufräumten, nur ein Fässchen Öl, um das ewige Licht – die Menora – zu entzünden. Am Ende brannte das Licht statt nur einer Nacht ganze acht Tage: ein Wunder. Deshalb wird Chanukka acht Tage lang gefeiert.

Obwohl das jüdische Chanukka-Fest nicht zu den in 3. Mose 23 oder an anderer Stelle in der Tora genannten biblischen Festen gehört, ist es ein Fest, das Juden und Christen gemeinsam feiern können. Das Fest der Tempelerneuerung wird im Johannesevangelium erwähnt. Wir lesen, dass Jesus dieses Fest gefeiert hat (Johannes 10,22-23). An anderer Stelle erklärt Jesus, wie die Wasserzeremonie und das Bringen von Licht in den Tempel als Elemente der Feierlichkeiten mit ihm zusammenhängen.

Das Chanukka-Fest findet wie Weihnachten im Dezember statt. Beide sind Feste des Lichts: Licht, das in der Welt verbreitet wird, wenn Menschen anfangen, dem Gott Israels zu dienen, wie er verlangt, dass ihm gedient werden soll. Warum spricht das Chanukka-Fest Juden und Christen an? Weil wir heutzutage auch immer mehr die gleichen Feinde haben. Um das zu verstehen, müssen wir in die Geschichte zurückgehen.

Ein Blick in die Geschichte

Das Fest entstand während der griechischen Herrschaft über Israel, in den späten Tagen des Reiches Alexanders des Großen, als Israel militärisch und kulturell von diesem besetzt war. Der griechische Geist des Hellenismus wurde schließlich von den geistigen Nachkommen Alexanders des Großen, den Seleukiden, gewaltsam gegen den Willen des jüdischen Volkes durchgesetzt – durch Anwendung der Todesstrafe. Alles Jüdische, wie das Feiern des Schabbats und die Beschneidung, wurde verboten.

Wir lesen darüber in 1. Makkabäer 1,56-63. Dort heißt es: „Die Frauen, die ihre Kinder beschnitten hatten, wurden getötet, wie Antiochus befohlen hatte. Die Eltern wurden in ihren Häusern ermordet, und die Kinder wurden darin aufgehängt. Aber viele aus dem Volk Israel waren standhaft und wollten nichts Unreines essen und lieber getötet werden, als sich zu verunreinigen, und wollten nicht vom heiligen Gesetz Gottes abweichen; darum wurden sie getötet.“ Die Seleukiden hielten daran fest, dass der Hellenismus die Quelle für eine wahre Zivilisation wäre. Schließlich ergriffen orthodoxe Juden die Waffen, um dieses griechische Joch abzuwerfen. Im 1. und 2. Buch der Makkabäer (Apokryphen) wird die Geschichte beschrieben. Auch der jüdisch-hellenistische Historiker Flavius Josephus berichtet darüber.

Im Jahr 168 vor Christus wurde der Zweite Tempel unter der Herrschaft von Antiochos IV. entweiht. Eine Statue des griechischen Hauptgottes Zeus wurde errichtet, Schweine im Tempel geopfert; es war ein „Gräuel der Verwüstung“. Der Priester Mattathias und seine fünf Söhne, darunter Judas Makkabäus, führten den Aufstand der Makkabäer, der Frommen Israels, gegen Antiochos an und errangen 165 vor Christus den wundersamen Sieg. Bei der Eroberung Jerusalems waren sie entsetzt, den heruntergekommenen Zustand der Heiligen Stadt und des Tempels zu sehen: „Und als sie sahen, wie das Heiligtum verwüstet, der Altar entheiligt, die Tore niedergebrannt waren und dass der Platz mit Unkraut bewachsen war, wie ein Wald oder Gebirge und die Zellen der Priester zerstört waren, da zerrissen sie ihre Kleider und hielten eine große Klage, streuten Asche auf ihr Haupt, warfen sich nieder auf ihr Angesicht und bliesen die Trompeten und schrien zum Himmel.“ (1. Makkabäer 4,38-40)

Die Entstehung von Chanukka

Judas Makkabäus erwählte einige Priester, die den Tempel reinigten, den Altar der Heiden umstürzten und einen neuen Altar nach dem Gesetz errichteten. Sie weihten das Innere und die Vorhöfe, ließen neue heilige Gefäße machen und brachten den Leuchter, den Räucheraltar und den Tisch in den Tempel. Daraufhin wurde der Tempel erneut feierlich in Gebrauch genommen, um dem Gott Israels zu dienen.

Die Feierlichkeiten zu dieser erneuten Einweihung dauerten acht Tage. „Und sie feierten die Weihe des Altars acht Tage lang und opferten mit Freuden Brandopfer, Dankopfer und Lobopfer (…) Und es herrschte sehr große Freude im Volk, dass die Schande von ihnen genommen war, die ihnen die Heiden angetan hatten.“ (1. Makkabäer 4, 56 und 58) Flavius Josephus nannte Chanukka „das Fest des Lichts“. Er schreibt: „Seit dieser Zeit feiern wir dieses Fest, welches wir das Fest des Lichts nennen (…) da wir das Recht hatten, zu einer Zeit zu feiern, als wir nicht damit gerechnet hatten.“ (Jüdische Altertümer 12,325).

Das Fest des Lichts war nicht nur ein militärischer Sieg, sondern hat eine zutiefst spirituelle Bedeutung. Die Juden feiern dieses Fest, weil sie wie der dem wahren Gott dienen können. Er sollte auf dem Thron sitzen, nicht die heidnischen Götter. Christen feiern das Fest des Lichts, Weihnachten, weil das wahre Licht der Welt geboren wurde. Jesus der Herr ist gekommen, um die Welt zu erlösen. Durch das Opfer, das er für unsere Sünden gebracht hat, können auch wir dem wahren Gott angehören.

Ein Symbol der Verbundenheit

Zu Chanukka verbreitet eine besondere neunarmige Menora (Chanukkia) das Licht unter dem jüdischen Volk. Sie soll am Fenster stehen und sichtbar in die Welt hinausleuchten. Ein besseres Symbol, um die Verbundenheit von Christen mit dem jüdischen Volk zum Ausdruck zu bringen, ist kaum vorstellbar. Denn: Ist diese Chanukkia nicht Symbol des Sieges des Gottes Israels über die griechischen Götter des Humanismus und Hellenismus? Symbol eines Kampfes des Menschen, der nach Gottes Geboten leben möchte, im Gegensatz zum Menschen, der nach eigenem Gutdünken und menschlichen Möglichkeiten leben möchte? Der sich selbst auf den Thron heben und eine eigene Weltordnung mittels Technologie und Wissenschaft schaffen will?

Chanukka wird daher besonders auf geistlicher Ebene gefeiert, denn die Bedrohung vonseiten der Hellenisten war in tiefstem Sinne geistlicher Art. Das vollständige Lobpreisgebet Hallel (Psalm 113 bis 118) wird an jedem Tag des Chanukka-Festes ausgesprochen, um dem Herrn Dankbarkeit zu erweisen. Ein Fest, das Juden und Christen in Gemeinsamkeit feiern können!

Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 135. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.

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