Die israelische Negev-Wüste fasziniert. Für viele Menschen ist sie ein Ort, an dem die Gegenwart Gottes im Heiligen Land noch unmittelbarer erscheint. Während sich Wüsten weltweit immer mehr ausbreiten, bringt Israel seine Wüsten zum Blühen. Dass am Rande des Negev, inmitten rauer Steinlandschaften, immer mehr blühende Ortschaften entstehen, ist fast unbegreiflich.
Als ich am Morgen aus dem Wüstenquartier in Jerocham trete, entdecke ich eine dünne graue Beschichtung auf unserem Auto. Vielleicht Baustaub? Doch bei näherer Betrachtung sehe ich, dass das Autodach von Millionen winziger Wassertropfen bedeckt ist. Mitten in der staubtrockenen Wüste erfüllt Gott seine Verheißung:
„Ich will für Israel wie der Tau sein, dass es blüht wie eine Lilie und seine Wurzeln ausschlagen wie der Libanon.“
Hosea 14,6
So faszinierend wie die Wüste selbst ist die Geschichte der Visionäre, die sie blühen sehen wollten.
1937 legte die Peel-Kommission ein Empfehlungsschreiben für eine Zwei-Staaten-Lösung vor. Dabei war ein jüdischer Staat ohne Negev vorgesehen, wie das Open-Air-Museum „Mitzpe Revivim“, etwa eine halbe Autostunde südlich der Stadt Be’er Scheva, informiert. In der Folgezeit erarbeitete eine Gruppe von Siedler-Pionieren aus Rischon LeZion einen einzigartigen Plan, um die Wüste an der Stelle des heutigen Kibbutz Revivim bewohnbar zu machen. Das Wasser, das im Winter bei den sturzbachartigen Regenfällen in der Wüste den harten Boden überspülte, sollte fortan in Auffangbecken gesammelt und dann nach und nach den neu angelegten Plantagen zur Bewässerung zugeführt werden. Es war ein aufwändiges Unterfangen. Die Versorgungsgüter mussten zunächst von der Küste per Flugzeug herangeschafft werden. Als erste Unterkunft für die Pioniere diente eine alte Nabatäer-Höhle, die später im Unabhängigkeitskrieg als Lazarett genutzt wurde.
1947, kurz vor der UN-Abstimmung, die den Weg für die Staatsgründung ebnete, besuchte eine UNESCO-Delegation Revivim. Auf einer Infotafel des Freiluft-Museums wird Folgendes festgehalten: „Es war ein schöner kühler Tag, an dem die UN-Delegation in Revivim ankam, und zu unserer Überraschung blühten die Gladiolen dank der Bewässerung alle auf einmal. Am letzten Tag erschien eine Farbfotografie des Gladiolenfeldes in der englischsprachigen ,Palestine Post‘, welche die Journalisten und das UNESCO-Komitee gleichermaßen beeindruckte. Einige gehen sogar davon aus, dass die Entscheidung, den Negev in die Grenzen des zu schaffenden jüdischen Staates einzubeziehen, auf die Gladiolen und den Besuch in Revivim zurückzuführen ist.“
Israels Staatsgründer David Ben-Gurion, der leidenschaftlich an die Wiederbelebung des Negev glaubte, wird in der Ausstellung mit diesen Worten zitiert: „Wir müssen dem Negev das geben, was er am meisten braucht: Menschen.“
Heute ist dieser Traum an vielen Orten erfüllt – zum Beispiel im Kibbutz Be’eri, wo kürzlich zwei junge Familien aus der Ukraine angekommen sind und im Intensivprogramm „First Home in the Homeland“ integriert werden. Sie wollen nirgendwo anders mehr hin. Hier und in vielen anderen Kibbutzim machen ukrainische und russische Neueinwanderer Seite an Seite die ersten Schritte in ihrer alt-neuen Heimat und lernen miteinander, den israelischen Traum zu leben.
Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 132. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.