Von Koen Carlier und Anemone Rüger
Schon mit Beginn des ersten Ukraine-Krieges 2014 verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage im Land rasant. Immer häufiger kamen Anfragen von den jüdischen Gemeinden, ihren bedürftig gewordenen Mitgliedern auf praktische Weise zu helfen. Ein staatliches soziales Netz ist in den Nachfolgerepubliken der ehemaligen Sowjetunion nur noch ansatzweise vorhanden.
Wer seine Arbeit oder seine Arbeitsfähigkeit verliert, alleinerziehend ist, ein behindertes Kind zu Hause zu versorgen hat oder ins Rentenalter kommt, muss in aller Regel fortan um das tägliche Überleben kämpfen. So wurde die Idee unserer Lebensmitteltüten geboren, die seit vielen Jahren jährlich zu tausenden ihren Weg in die jüdischen Gemeinden finden.
Jeden Monat verbringt unser Team in der Ukraine ein Wochenende in der Lagerhalle einer befreundeten Baptistengemeinde. Die Gemeinde stellt nicht nur ihre Räumlichkeiten zur Verfügung, sondern auch viele helfende Hände. Einige der Helfer sind selbst vor einigen Jahren aus dem Osten des Landes geflohen.
Wenn der Metro-Truck seine tonnenschwere Last angeliefert hat und die Paletten ordentlich gestapelt sind, kann es losgehen. Ein Teil der Helfer positioniert sich jeweils bei Nudeln, Haferflocken und Konserven; dann schnappen sich die „Läufer“ jeweils eine Tüte und durchlaufen die Lebensmittelstationen, bis die Tüte voll ist. An der nächsten Station wird gepackt, dann gestapelt, später in die Fahrzeuge zum Transport in die Gemeinden verladen. Ein- bis zweitausend Tüten lassen sich auf diese Weise am Tag packen. Der Bedarf steigt mit jedem Kriegsmonat.
Lebensmittelhilfe an die Brennpunkte
„Noch nie haben wir so viele Anfragen erhalten wie in den letzten Monaten“, sagt Koen, der die Arbeit vor Ort leitet. „Wir bringen große Ladungen von Lebensmittelpaketen dorthin, wo sie am dringendsten benötigt werden. Nach dem verheerenden Dammbruch ist das vorrangig Cherson am Schwarzen Meer. Aber auch Kiew, Saporosche und Odessa – die jüdischen Gemeinden dort haben viele Flüchtlinge aus anderen Regionen aufgenommen, die jetzt ohne Einkommen dastehen.“
Soeben ist ein LKW aus Odessa zurückgekehrt, nachdem er 1300 Lebensmittelpakete in der Synagoge abgeliefert hatte. „Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir unseren jüdischen Freunden dort helfen“, so Koen. „Bisher ist Odessa mehr oder weniger verschont geblieben, aber inzwischen wird die Stadt fast täglich mit Raketen und Drohnen beschossen; es gibt zahlreiche Opfer und schwere Schäden im Stadtzentrum.
In der Not zusammengerückt
„Ihr habt uns immer geholfen“, sagt Tanja, eine jüdische Leiterin. „Aber seit Kriegsbeginn ist eure Hilfe für uns lebenswichtig geworden! Die Preise sind sprunghaft gestiegen: auf Lebensmittel, Energie, Medikamente. Ihr seid uns in dieser schweren Zeit so lieb geworden; wir sind viel mehr zusammengerückt. Dass wir zusammen unseren Bedürftigen helfen können, damit sie wenigstens etwas zu Essen haben – das bedeutet uns so viel! Und wenn sie dann neben den Grundnahrungsmitteln noch eine israelische Tafel Schokolade aus der Tüte nehmen – das berührt einfach!“
Valentina Jakowlewna in Odessa bekommt ihre Tüte nach Hause geliefert. „Ich lebe allein; ich habe niemanden mehr“, sagt Valentina. „Meine Wohnung kann ich schon lange nicht mehr verlassen. Für die Lebensmittel bin ich so unendlich dankbar! Nicht nur, dass ich mich sattessen kann – das Wichtigste ist für mich, dass jemand an mich denkt!“
Auf jeder Tüte ist neben unserem blauen CSI-Logo ein Vers aus den Psalmen aufgedruckt: „Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.“ (Psalm 121,4)
Helfen Sie uns, bedürftige jüdische Familien in der Ukraine mit Lebensmitteln zu versorgen? Ein Paket kostet 15 €. Jede Spende hilft! (Spendenzweck: SOS Ukraine)