SOS Ukraine: „Bitte helft unseren Angehörigen“

SOS Ukraine: „Bitte helft unseren Angehörigen“

Lebensmittelpakete für verarmte Juden. Foto: CSI

Von: Koen Carlier, Christians for Israel – Ukraine, aus dem Niederländischen übersetzt von Anemone Rüger

Nach wie vor sind wir in der Ukraine unterwegs, um jüdische Flüchtlinge über Moldawien nach Israel zu bringen. Einer unserer Fahrer ist momentan im Westen der Ukraine stationiert, um dort jüdische Auswanderer in Zusammenarbeit mit der israelischen Einwanderungsbehörde an die polnische Grenze zu bringen. Wir haben fünf Telefonnummern herausgegeben, unter denen Hilfesuchende uns erreichen können. Neu ist, dass wir nun auch aus Israel regelmäßig Anfragen bekommen, um Angehörigen in abgelegenen Ortschaften der Ukraine zu helfen.

Dann machen wir uns daran, die Logistik zu organisieren und schließlich unsere Evakuierungsbusse auszusenden. Einer der Auswanderer war Zylik Edison, ein Holocaustüberlebender aus Dnepr (vormals Dnepropetrowsk, im Osten der Ukraine). Als seine Heimatstadt Kiew während des Zweiten Weltkriegs bombardiert wurde, floh der kleine Zylik mit seiner Mutter nach Dnepr; sie dachte, dort sicher zu sein. Doch dann wurde sie von einem Ortsansässigen erpresst, dass er sie verraten würde, wenn sie ihm nicht alle ihre Wertsachen herausgeben würde. Sie gab alles von Wert, was sie besaß, traute dem Mann aber nicht und floh dann mit ihrem einzigen Sohn mitten in der Nacht in ein Dorf, wo sie sich verstecken konnten. Zyliks Vater wurde mit der Roten Armee an die Front geschickt und fiel. Dessen Schwester war auch mit zwei kleinen Kindern auf der Flucht. Unterwegs gerieten sie in einen Luftangriff. Die Mutter warf sich über ihre Kinder und konnte ihnen das Leben retten; sie selbst starb bei dem Angriff. Später hatte Zylik nur einen Wunsch: mit seiner Mutter zusammen nach Israel zu gehen. Aber das war in der Sowjetunion praktisch unmöglich.

Chaja hört gebannt Zyliks Berichten zu. Foto: CSI

2004 schließlich verstarb Zyliks Mutter im hohen Alter. Sein Vorhaben, nach Israel zu gehen, geriet immer mehr in Vergessenheit – bis der Krieg am 24. Februar ausbrach und viele überraschte. Als auch auf Dnepr die ersten Raketen fielen, wurde Zylik wachgerüttelt. „Ich wusste, jetzt muss ich weg“, berichtet er. „Aber ich hatte nicht mal einen Reisepass.“ Als dieses Problem gelöst war, ging alles sehr schnell. Als Teil einer größeren Gruppe von Auswanderern brachten wir ihn nach einem kurzen Aufenthalt in unserem Notquartier nach Chisinau in die moldawische Hauptstadt. Während der Fahrt erzählte er uns seine bewegte Lebensgeschichte. Demnächst wird Zylik zusammen mit 50 anderen Neueinwandern nach Israel gehen – auch wenn er dort niemanden kennt.

Mama, ihr müsst JETZT gehen!

Gildas Tochter wohnt schon einige Jahre in Israel. Es war geplant, dass ihre Eltern eines Tages nachkommen sollen, aber der Krieg hat den Umzug beschleunigt. Inzwischen hatten Gilda und ihr Mann den Herbst ins Auge gefasst, aber auch das dauerte ihrer Tochter zu lange. Sie rief fast jeden Tag an. „Mama, ihr müsst jetzt kommen! Das Wichtigste, euren Reisepass, habt ihr doch! Lasst alles stehen und liegen und kommt!“ Kürzlich waren sie Teil einer Gruppe, die wir für die Einreise nach Israel nach Moldawien gebracht haben.

Gilda und ihr Mann Ivan auf dem Weg nach Israel. Foto: CSI

„Höret, ihr Völker, des HERRN Wort und verkündet’s fern auf den Inseln und sprecht: Der Israel zerstreut hat, der wird’s auch wieder sammeln und wird es hüten wie ein Hirte seine Herde.“
Jeremia 31,10

Dieser Artikel erschien zuerst bei unserem niederländischen Zweig „Christenen voor Israël“.

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