Internationale Studie: Große Wissenslücken über den Holocaust

Internationale Studie: Große Wissenslücken über den Holocaust

Auschwitz
Im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau wurden rund eine Million Juden von den Nazis ermordet. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager befreit. Foto: Dana Nowak

Eine Umfrage der Jewish Claims Conference offenbart erschreckende Wissenslücken über den Holocaust. Unter anderem wissen in den acht untersuchten Ländern große Teile der Bevölkerung nicht, dass während des Holocaust sechs Millionen Juden ermordet wurden.

In Deutschland haben 12 Prozent der 18- bis 29-Jährigen noch nie etwas vom Holocaust gehört oder sind sich nicht sicher, ob sie schon einmal davon gehört haben. Das hat eine Umfrage der Jewish Claims Conference anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Januar ergeben.

So gaben etwa in Frankreich 46 Prozent der 18- bis 29-Jährigen an, sie hätten vor der Umfrage noch nichts über den Holocaust gehört oder seien sich nicht sicher. In Rumänien lag diese Zahl bei 15 Prozent, gefolgt von Österreich (14) und Deutschland (12).

Insgesamt wusste die Mehrheit der Befragten nicht, dass während des Holocaust sechs Millionen Juden ermordet wurden. Demnach glaubten in sieben der acht untersuchten Länder 20 Prozent oder mehr der Teilnehmer, dass zwei Millionen Juden oder weniger ermordet wurden. Am schlechtesten schnitt hier Rumänien mit 28 Prozent ab, gefolgt von Ungarn (27), Polen (24), Frankreich, den USA und Österreich mit je 21 Prozent, Großbritannien (20) und Deutschland (18).

Etwa 48 Prozent der befragten Amerikaner konnten kein einziges Lager oder Ghetto nennen, das von den Nazis während des Zweiten Weltkrieges errichtet worden war. In Großbritannien, Frankreich und Rumänien lag diese Zahl bei 25 Prozent, in Deutschland und Ungarn bei 18 Prozent, in Polen waren es 7 Prozent.

Holocaust-Leugnung weit verbreitet

Außer in Rumänien glaubt die Mehrheit der in den restlichen Ländern Befragten, dass es auch in der heutigen Zeit wieder zu einem Genozid an Juden kommen könnte. In den USA vertraten 76 Prozent diese Ansicht, in Großbritannien waren es 69 Prozent, Frankreich 63 Prozent, in Deutschland 61 Prozent und in Rumänien 44 Prozent.

In Ungarn (45 Prozent) und den USA (44 Prozent) gaben die Befragten am ehesten an, dass die Leugnung des Holocaust in ihren Ländern weit verbreitet ist. Darauf folgten Frankreich (38), Deutschland (34) und Österreich (27).

In allen acht Ländern ist eine überwältigende Mehrheit der befragten Erwachsenen (9 von 10 oder mehr) der Meinung, dass es wichtig ist, weiterhin über den Holocaust zu unterrichten.

„Deutliche Warnung“

Der Vize-Präsident der Claims Conference, Greg Schneider, erklärte mit Blick auf die Studie: „Da die Zahl der Holocaust-Überlebenden rapide abnimmt, stehen wir an einem kritischen und unumkehrbaren Scheideweg. Die Überlebenden, unsere stärksten Lehrmeister, werden nicht mehr lange unter uns weilen – und dieser Index ist eine deutliche Warnung, dass ohne dringende und nachhaltige Maßnahmen die Geschichte und die Lehren des Holocaust in Vergessenheit zu geraten drohen. Dies ist unsere letzte Chance, unser letzter Moment in der Geschichte, ihr Vermächtnis zu ehren, indem wir sicherstellen, dass unser Engagement für die Erinnerung an ihre Erfahrungen unerschütterlich ist.“

Die Umfrage wurde im vergangenen November in den USA, in Großbritannien, Frankreich, Österreich, Deutschland, Polen, Ungarn und Rumänien durchgeführt. Für die Studie wurden in jedem dieser Länder 1000 über 18-Jährige befragt. Die Fehlerquote liegt bei +/-3,1 Prozent.

Die Claims Conference (Conference on Jewish Material Claims Against Germany) wurde 1951 gegründet. Sie entschädigt Holocaust-Überlebende in aller Welt.

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