75 Jahre Israel und 25 Jahre CSI – 100 gute Gründe zu feiern, unter diesem Motto stand die große Jubiläumsfeier von Christen an der Seite Israels Ende März in Neu-Ulm. Zu Gast war unter anderem der Historiker Michael Wolffsohn, der in seinem Vortrag 75 Jahre Israel im Kontext der 3000 Jahre alten jüdischen Weltgeschichte betrachtete. Einige Vorträge und Grußworte gibt es in diesem Beitrag zum Nachhören.
Israels Staatspräsident Jitzchak Herzog hat die Arbeit von Christen an der Seite Israels (CSI) gelobt. Anlässlich der Jubiläumskonferenz „75 Jahre Israel – 25 Jahre Christen an der Seite Israels“ am 24. Und 25. März in der Friedenskirche in Neu-Ulm sandte er ein Video-Grußwort aus Jerusalem. Darin erklärte das Staatsoberhaupt: „Ich freue mich, aus der Ferne bei dieser Veranstaltung mit dabei sein zu können und meine Glückwünsche und Hochachtung für eine Organisation zum Ausdruck zu bringen, die so viel für Israel und für die deutsch-israelischen Beziehungen getan hat.“
CSI gründe auf einem starken Bewusstsein der ethischen Verantwortung für das jüdische Volk. Die Organisation habe „den grausamen Umgang mit unserem Volk in einer dunklen Vergangenheit in eine Haltung der Solidarität und Großzügigkeit in der Gegenwart verwandelt – besonders im Bereich Alijah, aktuell aus der Ukraine und Äthiopien“, sagte Herzog weiter. Er endete mit den Worten: „Ihnen allen möchte ich für Ihre Bemühungen danken, dass Verständnis und Heilung in die Geschichte und in die Beziehung zwischen der christlichen und jüdischen Welt kommt. Mögen Sie noch viele Jahre eine Kraft des Guten und der Großzügigkeit in dieser Welt sein.“
Michael Wolffsohn: „Vor 75 Jahren Entwicklungsland, heute teils Weltspitze“
Zu den Rednern der Konferenz gehörte auch der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn. In seinem Vortrag betrachtete er 75 Jahre Staat Israel im Kontext der 3000 Jahre alten jüdischen Weltgeschichte. „Was Israels Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Rechtswesen, Militär und sogar Politik in diesem historisch bemessenen welt- und judengeschichtlichen Minizeitraum vollbrachten, grenzt an Wundersames. Vor 75 Jahren Entwicklungsland, heute hochentwickelt, teils Weltspitze. So gesehen scheint die messianisch-endzeitliche Prophetie aus Jesaja 62 vorzeitig erfüllt: Zion als Licht der Völker“, sagte Michael Wolffsohn.
Im Blick auf die aktuellen Massenproteste in Israel gegen die geplante Justizreform und die Regierung erklärte der Historiker: Der verbissene, geradezu hasserfüllte Kampf um das Wesen der israelischen Demokratie sei alles andere als typisch israelisch. „Am Beispiel Israels sind nahezu alle Probleme zeitgenössischer Demokratien brennpunktartig erkennbar. Das ist schmerzhaft und lehrreich zugleich“, sagte Wolffsohn. Er fügte hinzu: „Israel ist seit jeher gespalten. Nur jetzt, nach 75 Jahren, sieht es jedermann.“ Auch Juden und Judentum seien seit jeher gespalten, also seit rund 3000 Jahren. „Weder in Zion, Israel, noch in der Diaspora gab oder gibt es eine Einheitsfront der Juden. Diese Einheitsfront der Juden spukt nur als Hirngespinst in den Köpfen der Judenfeinde.“
Josias Terschüren, der bei CSI den Bereich Politik und Gesellschaft leitet, sprach in seinem Vortrag über die biblischen Wurzeln des Auftrags, als Christen an der Seite Israels zu stehen.
Dabei betonte er, dass dieser Auftrag auch die politische und gesellschaftliche Ebene miteinschließe. „Wir glauben, dass Israel eine glorreiche Zukunft hat. Wir glauben an Israels Berufung, zum Segen der Völker zu dienen. Wir glauben an Frieden im Nahen Osten und in der ganzen Welt. Wir erwarten das Kommen des jüdischen Messias und wir wissen uns beauftragt, bis dahin Gottes Pläne zur Wiederherstellung Israels auf allen Ebenen zu unterstützen: Gerade auch politisch und medial“, so Josias Terschüren.
Auszeichnung für schnelle Hilfe bei Attacken mit Branddrachen
Unter den Gästen waren auch Vertreter israelischer Partnerorganisationen, mit denen Christen an der Seite Israels seit Jahren eng zusammenarbeitet. Rafi Heumann, Gesandter der Spendenorganisation Keren Hayesod, sagte in seinem Grußwort: „Als Jude, als Israeli und als Vertreter einer zionistischen israelischen Organisation möchte ich mich bei jedem von euch ganz herzlich bedanken, für euer Engagement für Israel, für alles, was ihr tut und dafür, dass Israel immer in eurem Herzen ist.“
Katja Tsafrir, Delegierte des Jüdische Nationalfonds JNF – KKL, überreichte dem CSI-Vorsitzenden Luca Hezel und dessen Vorgänger Harald Eckert eine Urkunde für die umgehende Soforthilfe und Solidarität von CSI bei den verheerenden Attacken durch Branddrachen aus dem Gazastreifen.
Zugegen war auch Reinhardt Schink, der gemeinsam mit Frank Heinrich der Evangelische Allianz Deutschland (EAD) vorsteht. Er betonte in seinem Grußwort, Christen gehörten unter anderem deshalb an die Seite Israels, weil dies notwendig sei. „Wir nehmen die Feindschaft wahr, die Israel nicht nur in der Weltpolitik, sondern ebenso im Alltag entgegenschlägt. Gerade angesichts der einseitigen oder sogar schlicht nicht korrekten Berichterstattung sind die fundierten Informationen über die Entwicklungen in Israel sowie die durchdachten Kommentare von CSI sehr wichtig. Danke an der Stelle für euren Mut, gegen den Strich des Zeitgeists zu bürsten.“
CSI als Teil einer internationalen Organisation
Christen an der Seite Israels ist Teil der internationalen Organisation Christians For Israel, mit Hauptsitz in den Niederlanden. Mittlerweile gibt es Niederlassungen in mehr als 40 Ländern. Die Kooperation mit den Kollegen in den Niederlanden baut CSI Deutschland seit zwei Jahren weiter aus. Auf der Konferenz sprachen der Geschäftsführer von Christians For Israel International Pastor Cornelis Kant sowie Roger van Oordt, Honorarkonsul des Staates Israel und langjähriger geschäftsführender Direktor von Christenen voor Israel. Van Oordt verwies darauf, dass CSI auf der Sanktionsliste des Iran stehe. Er betonte die Wichtigkeit des Gebets für Israel und für die Arbeit von Christen an der Seite Israels. „Gottes Feind will nicht, dass wir diese Arbeit machen“, sagte van Oordt. Er ermutigte die Gäste, in ihren Gemeinden für den jüdischen Staat zu beten, auch wenn Israel dort vielleicht kein Thema sei.
Abschied von Harald Eckert
Im Rahmen der Konferenz wurde auch der langjährige CSI-Vorsitzende Harald Eckert feierlich verabschiedet. Er hatte den Verein 15 Jahre lang geleitet und danach den Vorsitz an Luca Hezel übergeben. Als Präsident hatte er die Arbeit weitere zwei Jahre beratend begleitet und so zu einem gelungenen Generationswechsel beigetragen. Ende 2022 hatte sich Eckert dann endgültig von CSI verabschiedet.
Dina Röll, die den Bereich Junge Christen an der Seite Israels (JCSI) leitet, dankte Harald Eckert dafür, dass er sich immer wieder auch für die junge Generation eingesetzt und diese gefördert habe. Sie stellte mit ihrem Team den Arbeitsbereich Junges CSI vor. Auf Israel-Reisen und bundesweiten Events soll jungen Christen die Möglichkeit geboten werden, gemeinsam die Bedeutung Israels für ihren Glauben zu entdecken.
Filmausschnitt „Schalom75“: Einblicke in Israels bewegende Geschichte
Eröffnet wurde die Jubiläumskonferenz bereits am Abend des 24. März mit einem Konzert von Shaul und Julia Ben Har aus Israel. Das ursprünglich aus Moldawien nach Israel eingewanderte Paar begeisterte das Publikum mit seiner mitreißenden Musik, bei der E-Geigen und verschiedenste Flöten zum Einsatz kamen. Einen Einblick in die 25-jährige Geschichte von CSI gab Pastor Tobias Krämer. Er las Auszüge aus der Festschrift „25 Jahre Christen an der Seite Israels“. In einen Teil der Geschichte Israels wurden die Besucher mit hineingenommen durch einen Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm „Schalom75“. Die Produktion des Vereins Aseba und der Medienproduktionsfirma Morija zeigt darin in 75 Minuten die bewegende Geschichte Israels. Finanziert wurde das Projekt durch verschiedene Israelwerke, unter anderem durch CSI. Die eigentliche Filmpremiere ist am 14. Mai, dem israelischen Unabhängigkeitstag.
Zeit für Gespräche bei festlichem Sektempfang
Bei einem festlichen Sektempfang und Häppchen gab es Zeit für Austausch und den Besuch verschiedener Stände. Am Samstag rundeten Shaul und Julia mit ihrer Musik das Programm ab, zu dem auch Lobpreis- und Gebetszeiten sowie ein Video-Anruf zu dem Autor und Mitarbeiter der israelischen Regierung Arye Sharuz Shalicar gehörten. Auch die neue Website von CSI wurde vorgestellt.
Zum Abschluss der Konferenz dankte der CSI-Vorsitzende Luca Hezel allen Gästen, Freunden und Unterstützern. „Wir stehen auch in Zukunft gemeinsam an der Seite Israels – wir alle, nicht nur die Mitarbeiter unserer Organisation, sind Christen an der Seite Israels. Wir fühlen uns mit euch allen verbunden. Danke für den gemeinsamen Weg auch weiterhin an der Seite des jüdischen Volkes und Israels.“ Er zitierte zum Abschluss aus dem biblischen Buch Jeremia:
„Siehe, ich will sie sammeln aus allen Ländern, wohin ich sie verstoße in meinem Zorn, Grimm und großem Unmut, und will sie wieder an diesen Ort bringen, dass sie sicher wohnen sollen. Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und ich will ihnen einerlei Sinn und einerlei Wandel geben, dass sie mich fürchten ihr Leben lang, auf dass es ihnen wohlgehe und ihren Kindern nach ihnen. Und ich will einen ewigen Bund mit ihnen schließen, dass ich nicht ablassen will, ihnen Gutes zu tun, und will ihnen Furcht vor mir ins Herz geben, dass sie nicht von mir weichen. Es soll meine Freude sein, ihnen Gutes zu tun, und ich will sie in diesem Lande einpflanzen in beständiger Treue, von ganzem Herzen und von ganzer Seele.“ (Jeremia 32,37 ff)
Einige Konferenz-Beiträge können Sie hier nachhören:
Vortrag
Josias Terschüren: Haben Christen ein politisches Mandat?
Grußworte
Jitzchak Herzog, Präsident des Staates Israel, deutsche Übersetzung gelesen von Tobias Krämer
Cornelis Kant, Geschäftsführer Christians For Israel International
Dr. Reinhardt Schink, Vorstand Evangelische Allianz Deutschland (EAD)
Rafi Heumann, Gesandter der Spendenorganisation Keren Hayesod
Katja Tsafrir, Delegierte des Jüdische Nationalfonds JNF – KKL